Lucio von Fasar - Schwarzmagier (Fasar: Akademie der Geistigen Kraft) 1. Gezeichneter Kalgox, Sohn des Arngrimm - Ambosszwergischer Schmied und Mondschatten 4. Gezeichneter Larati Vaharada - Zahorische Schöne der Nacht und Vertraute der Eidechse 2. Gezeichnete Mara von Garan - Albernische Schwertgesellin nach Adersin Shiahan Kevendoch - Albernischer Sumudiener Thorben Bjoernson - Thorwalscher Pirat und Hetmann 3. Gezeichneter
Schon am ersten Reisetag trennten sich unsere Wege, Mara, Shiahan und Thorben ritten nach Norden und ich ritt mit Larati und Lucio nach Kunchom zu den Magiern. Der Schrecken von Borbra steckte uns noch tief in den Knochen und kaum einer von uns sagte ein Wort. Selbst unsere kleine Quaseltante Larati war in sich zurückgezogen. Mir kam der Weg unglaublich lange vor und ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Sieg über Abu Terfas kein wirklicher Sieg war, wir hatten zwar einen Schrecken verhindert, aber wenn wir wirklich Borbarad in die Hände gespielt hatten, wäre das unter Umständen noch viel schlimmer.
Mara, Shiahan und Thorben waren nach Nordern unterwegs, sie wollten alle ein wenig Heimatluft schnuppern nach den schweren Erlebnissen der letzten Monate. Ich konnte es ihnen nicht verdenken, die Ereignisse lagen schwer auf unseren Herzen und ich war froh als Larati und Lucio auf seine Anwesenheit in der Akademie verzichteten. Mir war nicht nach hochtheoretischem Geschwafel der Magier. Ich ließ das Pferd beim Gasthaus, machte mich frisch und ging zum Tempel des Mondschleiers auf dem Basar, ich musste dringend Ruhe finden in der Meditation und brauchte die Nähe meines Herren. Ich warf eine Goldmünze in die Opferschale am Eingang, nickte dem jungen Schatten zu und zog mich in einen der Alkoven zurück, den Vorhang zu und genoss die Stille und die Kühle hier. Nach einigen Minuten zündete ich Räucherwerk an, dass ich auf dem Markt erstanden hatte und versetzte mich in eine tiefe Meditation. Wie lange war es her, dass ich dafür wirklich einmal richtig Zeit gehabt hat… viel zulange auf jeden Fall.
„Herr, führe mich heraus aus der Dunkelheit, gib meinem Herzen die Freiheit zurück und befreie es von den Ketten der Schwere, die es umgeben. Wir, deine treuen Diener, wirken unsere Taten im Schutze der Dunkelheit, kaum einer kennt unsere Namen, unsere Gesichter und weiß, was wir für Sie in Deinem Namen tun. Wir jagen dort, wo deines Bruders Licht nicht hin fällt und der ehrenvolle Kampf Deiner Schwester kein Weg ist. Wir sind Diebe, Jäger, Assassinen… Richter und Vollstrecker und für Deine Feine der letzte Anblick, bevor der dunkle Vorhang für immer fällt. Wir sind Deine Augen und Ohren, so wie Deine Klinge. Wir wissen, wann wir bare Münze verlangen, wann ein Gefallen und wann es nicht mehr um das schnöde Belangen des Einzelnen geht. Wir wissen, warum wir Dir dienen und das Du uns immer nah bist, uns begleitest, uns herausforderst, aber auch über uns wachst. Dies hast Du seit meinem Versprechen in Fasar getan, als ich mein neues Leben in Deinen Reihen begonnen habe als kleiner Grauling.
Deiner Nähe konnte ich mir immer bewusst sein, ich konnte mich auf Sie genauso verlassen, wie auf meine Rüstung, meine Axt und meine Freunde. Mit Deiner Kraft im Herzen trat ich Vampiren entgegen, kämpfte gegen Dämonen, spuckte Borbarad, Tharsonius, Assarbad oder wie immer er sich nennt in die Suppe. Wir brachten böse Magier zu Fall, verhinderten Portale der Erzdämonen in diese Welt, standen für die ein, die es nicht selbst konnten und selbst Deine wunderschöne Schwester erschien uns und wir halfen ihr, ihre Lieblingsstadt zu retten. Der Rabe gab uns den höchsten Segen Deines Bruders und er wirkte fast wie ein Fluch. 2 Geburtssegen habe ich seit dem erteilt… und 137 Totensegen, wenn ich die Körperteile richtig zugeordnet habe und mich nicht verzählt habe. Ich habe mehr Leid als Freude gesehen und ich habe die Aufgabe erfüllt, wie es von mir verlangt wurde, denn ich tat all das mit Dir im Herzen, denn Du bist mein Gott, mein Herr, mein leuchtender Stern in der Dunkelheit.
Ich habe alles ertragen, jede Herausforderung gemeistert, denn ich war mir sicher, du wirst mich nie verlassen, doch genau das hast du getan. Du warst nicht DORT, ich habe Dich gerufen, doch Du hast nicht geantwortet. Ich habe Dich nur um eines kleines Zeichen gebeten, dass ich nicht ungesehen falle, wenn wir nicht bestehen sollten. Ich wollte sicher sein, dass Du mich siehst, was ich für Dich, Deine Geschwister, ja die verdammte Menschheit dort an der Seite mit meinen Freunden riskiere – wieder einmal. Doch an dem dunkelsten Ort, den ich je betreten habe, da warst Du nicht da. Ich war in einer Dunkelheit, die sich nicht wie bisher wie dein schützender Mantel angefühlt hat, sondern wie ein Grab – mein Grab. Fern von meinem Gott, fern vom Schmiedefeuer meiner Heimat, fern von allem was mir Gut und Wichtig war – doch meine Freunde, sie, ja sie waren da. Ich wünschte Du hättest gesehen, wie wir gestritten haben, es war der härteste Kampf, seit Beginn unserer Reise, der wohl härteste Kampf meines Lebens, auch wenn mich die verdammten Oger von Warunk schon einmal Golgaris Schwingen haben hören lassen. Keiner von uns ging ohne Wunden heraus und unsere von Mada gesegneten Streiter waren ohne Macht am Ende, doch wir gingen siegreich hervor, glaube ich, denn ich zweifle. Wieso fühlt es nicht an, wie ein grandioser Sieg? Wir haben die Öffnung des Tores der vielfarbigen Verräterin des Lebens verhindert, haben Bruder Zadikhar gerettet, Tharlisin von Borbra – zum zweiten Mal, haben den Fluch der Felder zerstört und wie es scheint trage ich das vierte Zeichen, dass mich stark an Dich erinnert her, auch wenn es zwergischer Machart zu sein scheint.
Was bin ich für ein Narr gewesen…. Vergib mir Meister der Rätsel, dass ich an Dir gezweifelt habe und Deiner Liebe zu Deinem Diener. Natürlich warst du es, der mir den Handschuh, das vierte Zeichen wortwörtlich vor die Füße hat werfen lassen, dass auch ein Stümper wie ich es nicht übersehen konnte. In der Optik meines Volkes, so fein gearbeitet, dass Du Dir zu 100 Prozent sicher sein konntest, dass ich es einstecke und Du bei mir bist, wenn Du mir anders nicht mehr nahe sein kannst, weil wir zu tief in die Spähren der Verdorbenheit vorgedrungen waren. Aber Du warst da, warst an meiner Seite und standest mir bei. Vergib mir, dass ich zweifelte, Deine List nicht erkannte und mich schwach wähnte. Du hast hervorragend gespielt Gevatter, ich verbeuge mich und erkenne an, dass Dein Vorgehen von unglaublicher – göttlicher - Raffinesse war. Ich gelobe Dir erneut meine Treue und werde alles daran setzen, die nächste Herausforderung nicht nur zu meistern, sondern Dein Wirken zu erkennen. Vergib diesem Narren, dass er nicht uneingeschränkt Vertrauen in Dich hatte, es wird nicht wieder vorkommen. Ich habe noch viel zu lernen und ich werde es nun mit noch größer Begeisterung tun. Nimm diese zwei Türkise, ich trage sie seit dem Orkenland mit mir und möchte sie Dir heute widmen, einen für Dein herausragendes Spiel und einen als Entschuldigung für meine Torheit. Lass mich weiser werden in meinen Entscheidungen und in meinem Handeln, damit ich die Geheimnisse des Lebens erkenne und das Beste aus jeder Situation schöpfen kann, so wie es Dein Wille ist Herr der Schatten. So sei es.“
Das Räucherwerk war längst aus, der Rauch hatte sich verzogen, nur noch der schwere irdene Geruch lag mir in der Nase. Ich musste mindestens zwei Stunden meditiert haben. Lächelnd streckte ich den Beutel mit dem Kräutern ein, stand auf und sah noch mal zum Tisch zurück, die beiden Edelsteine waren schon verschwunden. Zufrieden nickte ich und ging sichtlich erleichtert aus dem Tempel heraus. Natürlich war Phex immer bei mir gewesen, er hatte mich getestet und ich war wie ein Grauling durch die Prüfung gefallen. Ich musste selbst über meine Dummheit lachen. Im Vorbeigehen erleichterte ich einen Händler um seine Börse, als dieser gerade sich mit unverschämten Preisvorstellung daranmachte einen Bauern übers Ohr zu hauen, dann warf ich die Börse einem Straßenjungen zu und zwinkert, dieser riss staunen die Augen auf und lief dann schelmisch grinsend mit seiner Beute davon. Auf zu Larati und Lucio, den Tag können mir nicht mal mehr die Magier versauen. Lucio diskutierte tagelang und fand kein Ende, ich hatte mehr und mehr das Gefühl, er wollte nicht nach Punin. Ich tat worum man mich bat und aktivierte die Kugeln. Meinen Handschuh würde ich nicht hierlassen, es schien, als wäre er das wahre vierte Zeichen und nicht nur die zwergische Machart kam mir so sonderbar vertraut vor, es war auch, als wäre er mit der gleichen Energie gesegnet, wie mein Schmiedehammer, die Handschuhe und jeder Altar des Herren der Rätsel. Phex hatte mit Sicherheit seine Finger hier im Spiel. Sollte es ein Zeichen sein, dass alle Zeichen einem der Götter zugeordnet werden können. Das muss ich mit Larati mal diskutieren und den anderen.
Ich führte mit meinen beiden Gefährten lange Gespräche und ich war froh, dass ich Ihnen wenigstens etwas Mut und Hoffnung zurückgeben konnte, doch Larati hatte schwer an den Folgen von Borbra zu knappern. Meine kleine Gigramash tat mir wirklich von Herzen leid.
Nach gut zwei Wochen hatten wir Lucio so weit breitgeschlagen, dass es endlich nach Punin ging. Wir machten eine Nacht halt in Borbra und Larati suchte das Gespräch mit dem Geweihten. Sie sprachen wohl die ganze Nacht und es schien ihr etwas besser zu gehen danach. Da die Gasthäuser von Soldaten besetzt waren, die immer noch Jagd auf die letzten Chimären machten, kamen Lucio und ich bei einer Großfamilie unter, die uns mehr als gut versorgten. Ich glaube sogar, sie wollten die älteste Tochter mit Lucio verkuppeln, doch unser Magier stand total auf dem Schlauch. Schade, hübsch war sie uns sie störte sich nicht mal an dem Auge. Wir holten in Fasar noch ein paar Sachen raus und ich schaute in der Schmiede nach dem Rechten. Mein Geselle war fertig mit seiner Ausbildung und ich ließ ihn das Geschäft in meiner Abwesenheit übernehmen gegen einen gewissen Anteil.
Kaum waren wir in Punin eingetroffen und hatten die Zimmer im Rashtullswall bezogen, stand die blinde Dienerin des Rabens im Gastraum Solva. Wie immer war ihre Begrüßung kurz und jagte mir einen leichten Schauer über den Rücken. Das Mädchen musste eine extreme Verbindung zum Gott des Schweigens haben, blind wie sie war, hatte ich doch das Gefühl, dass sie besser sehen konnte als wir alle zusammen. Gernot von Mersingen würde uns erwarten und schob drehte sie sich um und ging wie selbstverständlich voraus. Natürlich folgten wir, wenn auch sichtlich verwirrt. Im Rabentempel angekommen ging es dieses Mal nicht so tief in das Allerheiligste, sondern in eine schlichte Schreibstube.
Der Golgarit dankte uns mit wenigen Worten im Namen des Rabens und deutete an, dass der Rabe ein weltliches Geschenk für uns vorbereitet hatte. Mehr Informationen waren hier scheinbar nicht zu bekommen und so statteten wir kurz noch Bericht ab über Borbra und Abu Terfas und folgten dann wieder Solva aus dem Tempel, durch die Stadt bis nach Oberpunin. Wir gingen auf ein Tor zu einer der Villen zu und mit ihrem Stab schlug sie dagegen, woraufhin es umgehend geöffnet wurde. Der Wächter grüßte sie und auch uns, wir wurden als „Die neuen Herrschaften“ vorgestellt. Uns allen viel die Kinnlade runter, bitte was? Herrschaften? Wir? Der Verwalter Hakim al-Ahmar brachte einige Momente später Licht in die Angelegenheit. Die Villa gehörte der Boronkirche und mit einem Schreiben des Raben persönlich wurde uns diese auf Lebenszeit als Wohnung übertragen. Selbst für die Kosten des Personals würde die Kirche im ersten Jahr aufkommen. DAS nenne ich mal eine richtige Belohnung, da kann sich die Kirche vom Fürsten der Götter gerne mal eine satte Scheibe abschneiden und denen haben wir mehr als einmal unter die Arme gegriffen. Hakim überreichte uns Bürgerbriefe der Stadt und dabei kam raus, das Lucio wohl aus Punin kam und sogar aus einer angesehenen Familie. Ein Umstand den er wohl gerne für sich behalten hätte. Zu spät mein Freund…
Unser Verwalter führte uns durch die Villa und stellte uns das Personal vor. Wir haben neben ihm eine tolle Köchin – Jasmina – mit ihrer süßen und frechen Tochter Lina. Zarifa hält das Haus in Schuss und liest einen jeden Wunsch von den Augen ab, Abdel und Karim passen auf das Anwesen auf und sind für das Tor zuständig und Kosi kümmert sich um den Garten und die Stallungen.
Die Villa ließ kaum einen Wunsch offen und bot für unsere Gruppe genügend Platz und das Beste war, dass im hintersten Teil des Anwesens eine kleine Schmiede für die Pferde war. Es würde sicherlich ein paar Dukaten kosten und jede Menge Arbeit, aber ich bin mir sicher, ich krieg da was hin, dass ich damit auch meine Klingen hier schmieden kann. Ich verbrachte hier die nächsten Tage und hatte sichtlich meine Freude. Lucio nervte ständig, wir müssten uns bei den Nachbarn vorstellen, es gäbe sogar Einladungen zum Tee…. Scheint hier etwas wichtiges zu sein, der „Tee“.
Damit er mich in Ruhe lassen würde, willigte ich ein und ließ mich sogar neu einkleiden, auch wenn ich mir albern in diesem Stoffklamotten vorkam, ich weiß nicht, was er gegen meine polierte Rüstung hatte, aber scheinbar war das nicht passend für „Tee“. Also aufgehübscht wie eine Schindmäre beim Rosstäuscher ging es zu einem älteren Ehepaar, dass als erstes auf der „Tee-Liste“ stand.
Die Götter mögen mein Zeuge sein, das war meine letzte „Tee-Party“, also erstmal es gibt da wirklich nur Tee. Meine Frage nach etwas Stärkeren hat Lucio fast wahnsinnig werden lassen. Aber die Krönung war dann, dass ich mit diesem „edlen Stoffgürtel“ – neuester Schrei der Vinsalter Mode, an der verdammten Armlehne hängengeblieben bin, diese deutlich stabiler als dieser Vinsalter Mist war und mir dann der Gürtel gerissen und die Hose ob des Goldbeutel schneller zu Boden ging als ich schauen konnte. Nun ja…. Ich bin wohl für einige Zeit hier DAS Gesprächsthema in gewissen Kreisen, zum Glück ist mein Bart lang genug, um meinen „Zwergenhammer“ zu verdecken. Die alte Dame brauchte auf jeden Fall daraufhin etwas Stärkeres zu trinken und als ich Lucio nur sagte „Siehste, die haben auch Schnaps“ hat er mich eilig nach draußen geschoben – wobei ich mit beiden Händen die Hose oben halten musste und ist wieder rein um sich zu entschuldigen.
Fazit: 1. Ich bleibe bei Lederhosen und Ledergürtel 2. Tee-Party in Punin, bedeutet wirklich nur Tee und ist nicht zu empfehlen 3. Lucio hat versprochen mich nie wieder zu einer Tee Party mitzunehmen 4. Vinsalter Mode brennt wie trockener Zunder! 5. Peinliche Geschichten verbreiten sich in dieser Stadt noch schneller als in Fasar.
Die nächsten Tage war ich mit meiner Schmiede beschäftigt, Lina leistete mir oft Gesellschaft, scheinbar floh sie förmlich vor dem Küchendienst, aber ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich mochte die Kleine – naja eigentlich war sie mit ihren 8 Jahren fast größer als ich. Alle im Haus waren herzensgut, nur unser Verwalter war sehr steif. Er kam mit unserer lockeren Art nicht wirklich zu Recht und war froh, dass wenigstens Lucio auf förmliche Anrede und das ganze Gehabe stand. Wenn erst Thorben und Shiahan hier wären… naja Mara würde die Edelquote wieder ausgleichen. Wie es meinen Freunden wohl in der Heimat erging?
Ich habe nach den letzten Kämpfen oft an Thorben gedacht, ich finde das Zeichen hat ihn stark verändert. Er wirkt kühler und unnahbarer, oft fehlt mir das freundlich naive Wesen dieses großen Thorwalers. Im letzten Kampf war er wie eine seelenlose Bestie im Kampf, unglaublich schnell und ich bin mir sicher, es lag nicht nur an diesem Axtzellzauber. Würden uns die Zeichen alle so verändern? Ich kenne Thorben nun schon so lange und ich bin froh ihn an meiner Seite zu haben, als Freund und Gefährten und als nahezu unüberwindbarer Schildwall, doch seit Maraskan ist irgendetwas mit ihm geschehen, was tief in mir Argwohn auslöst….
ENDLICH…. Eben kam der Wirtsjunge und meinte Mara und Shiahan wären im Gasthof eingetroffen. Wir gingen zu dritt um sie abzuholen und tranken das erste Bier dort um die Kehlen zu lockern. Es war so schön sie wiederzusehen. Thorben war wohl nicht mit ihnen zurückgekommen, ich hoffte trotz meiner Gedanken, er würde auch bald eintreffen. Wir brachten unsere Freunde zur Villa Amantes und überraschten sie auf die gleiche Weise, wie man es mit uns tat. Natürlich schlug die Neuigkeit entsprechend ein und beide waren sichtlich verwirrt. Wir führten sie rum und als wir gerade fertig waren mit den ersten Erzählungen, brachte der Wirtbursche Thorben zu uns. Wir waren also wieder komplett.
Wir saßen im Speisezimmer, ließen uns von Jasmina verwöhnen und tauschten die neuesten Informationen aus. Lucio das alte Plappermaul musste natürlich als erstes von der Tee-Party erzählen. Wart es ab mein Freund, ich fang hier auch mal ein wenig an nach Informationen über dich zu graben.
Wir brachten auch Thorben auf den neuesten Stand und diskutierten lange über den Sinn und den Wert des Geschenkes der Villa, Mara war hier sehr misstrauisch, sie vermutetet, dass uns das Geschenk sicher noch manchen Auftrag einbringen würde, der mit der Villa „verrechnet“ werden würde. Ganz von der Hand zu weisen, war die Sorge natürlich nicht, aber dann könnten wir im schlimmsten Fall immer noch ausziehen. Fasar blieb mir ja als Rückzugsort erhalten. Wir einigten uns darauf, erstmal hier uns gemütlich einzurichten und dann abzuwarten, was die nächsten Tage, Wochen passieren würde.
Shiahan baute sofort den Garten um und schaffte es einen Hinkelstein zu besorgen, der das Zentrum seines kleinen Druidenecks werden sollte. Außerdem baute er zahlreiche Kräuter an. Mara besuchte die hiesige Schwertmeisterschule und duellierte sich freundschaftlich mit dem Ausbilder und unterlag knapp. Der Wetteinsatz war, dass sie in der Schule ein wenig kostenlos mit unterrichten musste, ich bin mir sicher, beim nächsten Mal wird sie sich schlagen lassen. Vielleicht war unser Zechgelage am Abend auf ihre Kosten doch etwas arg.
Es war aber einfach zu schön wieder in vertrauter Runde zu sitzen und zu feiern und mal Zeit zu haben, das Leben zu genießen. Lucio kam dann im Laufe des Abends auf die Idee mit Shiahan einen ENTEN-Verkauf zu eröffnen, weil man um diese Uhrzeit keine Enten mehr bekommen konnte. Bei Phex, die beiden waren echt richtig betrunken. Am nächsten Morgen waren sie so verkatert, dass wir sie zum Kampf von Mara fast tragen mussten. Lucio hatte die halbe Nacht damit verbracht einen Plan zur Wirtschaftlichkeit vom Entenverkauf aufzusetzen. Er wusste am Morgen nur nicht mehr warum und klagte über Kopfschmerzen. Der Plan landete schnell im Feuer, schade eigentlich hätte die beiden gerne dabei beobachtet, wie sie Enten fangen würden.
Wir lebten uns immer besser im Haus ein und es war wirklich entspannt. Zahlreiche Einladungen trafen ein, scheinbar wollten etliche Leute die Günstlinge der Boronkirche und neuen Nachbarn kennenlernen. Oftmals war ich nicht auf der Liste der eingeladenen, genau wie Thorben. Aber wir beide hatten damit weniger das Problem.
Eines Morgens traf eine weitere Einladung ein, diesmal nicht aus Punin direkt, sondern von einem Händler, der hier auch ein großes Kontor hatte. Quendan Gorbas lud uns nach Eslamsgrund ein, er wollte mit uns Gespräche führen und ein Angebot unterbreiten. Nun gut, warum nicht, es war nicht allzu weit und unseren Pferden würde es auch mal gut tun, mal wieder sich zu bewegen. Als wir darüber sprachen, erzählte Shiahan, dass er das Pferd verkauft hatte. Warum, wollte er uns nicht sagen, er versprach aber uns nicht aufzuhalten.
Wir beschlossen am nächsten Morgen aufzubrechen, so konnten wir noch Besorgungen machen und ich prüfte die Hufe der Pferde. Mara und Lucio trafen sich auf eine letzte Unterrichtsstunde im Schwertkampf im Hof. In den letzten Wochen hatte Lucio sich richtig gemausert. Natürlich konnte er es noch nicht mit Mara aufnehmen, das würde er wohl nie können, aber sollte er von einem einbeinigen blinden Kind jetzt bedroht werden mit einem Stock, so standen seine Chancen 50:50 – eine deutliche Verbesserung. Nein, er machte sich wirklich gut und ich war froh, dass die Klinge ihm so gut in der Hand lag. Es war mein letzter Teil Endurium, der in diese Klinge geflossen war. Ob und wann ich je wieder etwas von diesem Metall besitzen würde, war fraglich. Aber ich hatte diese Aufgabe gemeistert. Nur noch Titanium und Eternium gab es zu meistern und bei Väterchen Angrosch, ich würde schon mehr als glücklich sein, es je zu sehen oder gar berühren zu dürfen, ich hoffe immer noch, dass mich die Wege des Fuchses eines Tages auf eine Spur dieser Metalle bringen.
Thorben war mit den Anpassungen der Rüstung auch zufrieden, seit Borbra war er… gewachsen… ich bin mir sicher, dass es mit seinem Zeichen zu tun hat. Ich konnte auch andere Veränderungen, unabhängig vom Wesen an ihm feststellen. Seine Haut wirkte beim Maßnehmen sehr trocken und wirkte was schuppenartig. Würde sein Zeichen ihn mehr und mehr verformen und wandeln ? Ich hoffe nicht.
Wir verabschiedeten uns von unserem Hauspersonal und brachen auf. Die Reise nach Eslamsgrund war unspektakulär, man merkte, dass die Firunszeit langsam näher kam. Die Praiosscheibe wärmte deutlich weniger und das Laub verfärbte sich immer mehr. In vielen Tavernen war die zweite Offenbarung von Baltrea das Gesprächsthema Nummer eins und während Bauern auf Maraskan oder die Yaquirtaler schimpften versuchten andere wirklich die Zeilen zu deuten. Wir hielten uns aus den Diskussionen raus, es würde nichts bringen und die Schrecken würden sich den einfachen Leuten früh genug zeigen. Wichtig war es mächtige Verbündete zu sammeln um Borbarad geschlossen entgegen zu treten. Vielleicht war dieser Gorbas ja ein weiteres Puzzleteil in unserer Allianz.
Das Haus Luftschloss bot uns alle Annehmlichkeiten und wir machten uns frisch um für das Abendessen vernünftig auszusehen. Lucio sang wieder mal beim Baden – etwas was ich im Gegensatz zu Mara schon leidvoll genug gehört hatte. Sie stürmte nur mit Handtuch bekleidet und Schwert in der Hand in sein Zimmer um ihn von den Dämonen zu retten, die ihn geißelten, leider habe ich das nicht gesehen, sicherlich ein sehr interessanter Anblick. Schnell wurde aber klar, dass er nicht vor Schmerzen schrie, sondern sich an einer mohischen Weise versuchte und hier nicht einen Ton traf.
Am späten Nachmittag wurden wir abgeholt, alle – naja bis auf Thorben – hatten sich richtig rausgeputzt. Nach dem Versagen des Stoffgürtels beim letzten TEE, hatte ich diesen gegen einen breiten Ledergurt ausgetauscht, er passte zwar nicht farblich, aber er hielt die Hose an der richtigen Stelle. Mara sah in ihrem Kleid umwerfend aus, viel zu oft vergaß man, dass hinter der Kriegerin und Bestientöterin auch eine elegante Dame aus hohem Haus stand.
Die Kutsche brachte uns zur Villa außerhalb der Stadt und der Empfang war sehr freundlich und Herr von Gorbas erzählte über die verschiedenen Handelsgüter und die Regionen aus denen er die Waren bezog und stellte immer öfters auch Fragen zu den Orten, die wir in den Regionen auch wohl besucht hatten. Für einen Händler war er extrem gut informiert über uns, was nicht nur mich etwas misstrauisch werden ließ. Seine Frau verstarb scheinbar als Opfer eines Beschwörerzirkels, Anhänger Borbarads wie er meinte, was auch der Grund für die Bitte nach einer Zusammenarbeit war. Die Details wollte er mit uns bei einem besonderen Glas Wein besprechen, doch da kam es nicht mehr zu.
Mit einem Mal war alles Stil, da wir diesen Effekt durch Thorbens Zauber schon kannten, wussten wir, dass hier Magie gewirkt worden war. Wir griffen zu unseren spärlichen Waffen, außer Thorben hatte niemand mehr als einen Dolch dabei. Vor dem Haus – hier wirkte die Zone des Schweigens nicht mehr – besprachen wir uns kurz. Larati und ich müssen den anderen unbedingt Atak beibringen, die Zeichensprache würde in solchen Momenten viel Zeit sparen. Shiahan, der uns auf der Reise schon mit seiner unglaublichen Verwandlungsmagie in einen Falken beeindruckt hatte, verwandelte sich nun in einen schwarzen Panther und lief voran die Treppe nach oben hinauf, wo der Gastgeber verschwunden war.
Wir fanden den Herren von Gorbas in seinem Arbeitszimmer in seinem Blut liegen, mit geöffneter Kehle und einem Mengbilla in seinem Herzen stecken. Hier war jemand entweder sehr gründlich oder panisch gewesen und hatte es mit dem Umbringen echt übertrieben. Das Arbeitszimmer war komplett durchwühlt, die Flasche Wein war – zur Freude Lucios – aber noch da, allerdings stand neben dieser eine Flasche Kukris. Sollten wir hier etwas Opfer eines Giftanschlags werden. Shiahan witterte eine Spur und sprang aus dem Fenster und war im nächsten Moment auch schon über die Außenmauer. Scheinbar beherrschte er diese Tierform auch sehr gut, er rannte hinter zwei Personen her, die zu einer Kutsche liefen, doch bevor er sie erreichen konnte, prallte er scheinbar im Sprung gegen ein Hindernis und war außer Gefecht.
Thorben und Mara eilten ihm hinterher und Thorben holte dann die Kutsche, die uns hierhergebrachte hatte, die Kutscherin war sturzbetrunken und leistete zum Glück keinen Widerstand. Larati, Lucio und ich durchsuchten das Zimmer um Hinweise auf den Hintergrund zu finden und fanden ein Schreiben, mit einer seltsamen Glyphe. Scheinbar war der Händler auch sehr aktiv im Besorgen von Giften. Als wir Thorben zur Kutsche rennen und nach uns winken sahen, liefen wir auf den Hof und sprangen in den Wagen. Thorben gab den Pferden die Peitsche und jagte mit der Kutsche aus dem Hof, schnell war Mara und der bewusstlose Panther eingesammelt. Mara nahm auf dem Kutschbock mit Platz und wir vier flogen hinten hin und her, Thorben vergaß wohl, dass eine Kutsche schneller reagierte als ein Drachenboot und wir hatten echt Probleme uns nicht gegenseitig zu verletzen bei der wilden Verfolgungsjagd durch die Nacht. Die andere Kutsche hatte deutlich Vorsprung, doch man konnte sie immer wieder sehen und hören. Nach einer Weile fuhr sie von der Hauptstraße ab und Thorben folgte ihr im halsbrecherischen Tempo, was uns beinahe umkippen ließ. Larati verwandelte sich in eine Eule um der anderen Gruppe besser folgen zu können. So hatten wir etwas mehr Platz hinten und so langsam kam auch der Panther wieder zu Bewusstsein.
Wenige Momente später jagten wir mit der Kutsche in das Tal der Kaiser, wo alle großen Herrscher Gareths ihre Ruhestätte hatten. Den Beschreibungen nach war dies eine Sackgasse, würde hier ein weiterer Hinterhalt auf uns lauern ? Verdammt, wir hatten keine richtigen Waffen, keine Ausrüstung, bis auf die Magie meiner Gefährten waren wir echt schlecht ausgestattet. Egal, wir waren soweit gekommen, umdrehen kam nicht in Frage.
Wir fanden die Kutsche und mit Laratis Eulengestalt konnten wir auch das Ziel der anderen ausmachen, scheinbar waren es drei, einer musste bei der Kutschte gewartet haben. Vorsichtig schlichen wir uns an das Grab heran und wollten diese überraschen, doch die einzigen, die wirklich überrascht waren, waren wir. VIER Personen saßen in einer Art Glaskugel und dieser veränderte sich irgendwie, schien kleiner zu werden und in einem Riss zu verschwinden, doch das schlimmste war, dass dieser Riss und mit einer unglaublichen Kraft anzog. Ich konnte unseren Panther festhalten, doch der Riss zog weiter an ihm und verformte ihn förmlich. Lucio wurde als erstes in den Riss gezogen, dann Larathi als Eule, obwohl ich sie mit aller Kraft versuchte hatte aus dem Raum zu werfen. Uns blieb nichts anderes übrig, wollten wir zusammen bleiben, mussten wir springen.
Die Welt begann sich zu drehen, wir schienen zu fallen und mit einem Mal hatte ich wieder das Gefühl in Dragenfeld zu sein, verdammt, dass musste wieder dieser Limbus sein, von dem Bernfried einst sprach. Wir wurden wie im Sog von der Kugel mitgezogen, vorbei an Schemen, dunklen Wolken und wir alle hatten mit der Bodenlosigkeit dieses Raums zu kämpfen, es schien eine Ewigkeit zu sein, als sich vor der Kugel ein neuer Riss auftat und es erst hell wurde und dann schlugen wir auf und Dunkelheit empfing uns.
Es müssen einige Stunden gewesen sein, die wir ausgeknockt waren, der Boden war kalt und die Kälte war durch diese feine Stoffkleidung schon in meine Knochen gekrochen. Mir war speiübel von der Reise durch den Limbus als ich meine Augen versuchte zu öffnen. Um uns herum standen ein gutes Dutzend Menschen, alle in schwarze Roben gekleidet mit dem Symbol einer weißen Hand. Einer von Ihnen hatte eine Frisur, so bunt wie wir nach den Käfern auf Maraskan. Überraschender Weise schien das der Anführer der Gruppe zu sein, die sehr wohl wussten, wer WIR waren, da er uns als Gezeichnete ansprach und sch dann als Salpikon Savertin vorstellte, den Anführer der schwarzen Gilde der Magier. Er bat uns ihm zu folgen uns lud uns als seine Gäste ein, eine Tatsache, die sich wohl erst kürzlich geändert hatte, da wir alle ziemliche Striemen von Fesselungen an Händen und Füssen hatten. Wir wurden also während unserer Ohnmacht von Gefangen zu Gästen.
Wir stiegen unzählige Stufen hinaus und waren in einem Turm, angeblich in Mirham, der Blick über die tropischen Wälder war atemberaubend und belegte die Worte des Magiers. Er stellte uns dort eine Achaz mit unaussprechlichem Namen vor, seine Assistentin. Dann entschuldigte er sich erst einmal sehr ausführlich und förmlich für die ungeplante und sicher turbulente Reise, machte aber keinen Hehl daraus, dass er sich auch darüber freute und neugierig auf uns war und uns ein Angebot unterbreiten wollte.
Nach dem Treffen mit Gorbas war ich nicht mehr wirklich scharf auf Angebote und Wein würde ich auf jeden Fall auch ablehnen. Wir bekamen etwas Wasser gegen die Übelkeit der Limbusreise und es kam zu einem langen Gespräch mit dem Magier. Scheinbar gab es innerhalb der schwarzen Gilde und der Bruderschaft der Wissen – einem kleinen Kreis innerhalb der Gilde – eine noch kleinere Gruppe, den Bund der Schatten. Diese Schatten hatten es sich zur Aufgabe gemacht Jagd auf Borbaradianer zu machen und diese auszuschalten und so das Netz an Unterstützern des Dämonenmeisters nach und nach zu zerlegen. Auf jeden Fall ein löbliches Anliegen und da Gorbas wohl einer dieser Unterstützer war, stand auch er auf ihrer Liste. Das man uns damit das Leben wohl gerettet hatte war wohl wirklich nur Zufall. Danke Gevatter Phex.
Savertin bot uns an, in die Reihen der Schatten einzusteigen, da wir, neben ihnen, als Einzige bisher Erfolge gegen den Dämonenmeister erzielt hatten. Er wollte uns mit in die Operationen der Bruderschaft einbinden, was insbesondere bei Mara auf Widerstand stieß. Er erzählte dann nur noch wenig und schenkte uns eine Stunde Beratungszeit, wir sollten uns gut überlegen, ob wir nicht auf die Vorteile des Bündnisses sehen würden. Wenn wir ablehnen, würde man uns zurück nach Eslamsgrund bringen und jeder würde seinen Weg gehen. War es wirklich so einfach ?
Wir berieten uns und diskutierten und es war nicht einfach einen Konsens zu finden. Zum Einen wollten wir uns nicht fest in eine Befehlshierarchie zwängen lassen und auf Kommando zu Morden ohne dass wir sicher waren, dass derjenige auch wirklich den Tod verdient hatte, war nicht mit unseren Werten vereinbar. Wir mussten also verhandeln, aber wir waren immerhin die Gezeichneten, hatten einen Ruf und Wert, der ihm bekannt war, also war die Verhandlung aus keiner so schlechten Position heraus.
Magus Savertin kam nach einer Stunde zurück und wir diskutierten mit ihm unsere Bedenken. Er war scheinbar nicht überrascht, dass wir ohne Diskussion nicht zustimmten und jeder einzelne Punkt wurde ausführlich verhandelt. Ärgerlich für uns war, dass wir nicht nach Punin zurückkehren konnten. Dieses Artefakt für die Limbusreisen war scheinbar nicht für hin und herspringen geeignet. Es bot nur eine Möglichkeit zu einem Zielort zu reisen und dann wieder zurück, ehe es sich aufladen musste, man konnte uns also im Bedarfsfall nicht einfach holen. Außerdem mussten wir wohl eine gewisse Ausbildung erhalten um die Nebenwirkungen des Limbus zu reduzieren. Dafür konnten wir in dem Punkt Ausschalten von Zielen uns darauf einigen, dass wir stehts einen Mord auch ablehnen konnten und das Ziel zur Befragung nach Mirham bringen konnten und uns begleitende Agenten uns nicht daran hindern würden, wir sie aber auch nicht hindern würden, wenn sie ein Ziel ausschalten würden. Ein Balanceakt auf einem Seidenseil würde das im Notfall werden, wenn es wirklich zu einer fragwürdigen Situation kommen würde.
Die Vorteile des Bündnisses mit Savertin waren aber allen klar, scheinbar war er einer der wenigen die nicht nur an die Rückkehr glaubten, sondern schon mit eigenen Mitteln den Kampf aufgenommen hatte. Das war endlich mal etwas Neues und so schlugen wir in den Handel ein.
Wir wurden von Mitgliedern des Bundes der Schatten durch die Akademie geführt, nachdem man uns im Basaltturm Quartiere zugewiesen hatte. Diese entsprachen zwar nicht unbedingt dem, was wir von daheim gewohnt waren, aber sie waren in Ordnung und immerhin sauber. Die Akademie war am zum Großteil von Dschungel umgeben und bot einen fantastischen Ausblick, auch wenn bei den tropischen Klimaverhältnissen alle automatisch an die Strapazen von Maraskan denken mussten.
Vier große Türme bildeten den wichtigsten Teil der Akademie, einer davon war über 40 Schritt hoch und wahrlich ein beeindruckendes Bauwerk. Die Magie war hier überall allgegenwärtig und präsentierte sich in Form von zwei Lehmgolems als Turmwächter, einem Baumgolem als Bücherreicher in der Bibliothek, diversen Chimären, Elementaren und allen möglichen kleinen magischen Effekten und Gegenständen. Es war wirklich beeindruckend.
Da in Mirham Fremde sehr schnell auffallen würden, bat man uns nicht als geschlossene Gruppe und vor allem nicht in so schwerer Rüstung umher zu laufen, das würde nur Aufmerksamkeit erregen. Gerade mir wurde empfohlen mehr Zeit in der Akademie zu verbringen als in der Stadt, da Zwerge hier sehr selten waren. Gleiches galt natürlich für Lucio mit seinem Auge, doch da der noch andere Probleme hatte, war das wohl unser kleinstes Problem. Wenige Stunde nach unserer Vereinbarung begann Lucios Haut durchsichtig zu werden und das eigene Fleisch zu offenbaren. Die Magier waren nicht wirklich überrascht und erklärten, dass er sich eine spezielle Art des Schwunds eingefangen hatte, die ihn für einige Tage außer Gefecht setzen würde und dabei zu Unsichtbarkeit führen würde, allerdings… langsam…eklig und nunja…. Auf die gleiche Art würde er auch wieder sichtbar werden. Von außen nach innen und dann wieder von innen nach außen zurück. Für Anatomen sicherlich interessant und auch für Assassinen, so konnte man die empfindlichen Organe am lebenden Objekt studieren. Mara und mir schlug dieser Anblick Lucios jedoch etwas auf den Magen und wir lehnten weitere Lehrstunden an ihm ab.
Die anderen Mitglieder der Schatten wurden uns vorgestellt und boten von freundlich bis eigenbrötlerisch alle Facetten, aber natürlich waren wir erstmal Fremde und die Natur dieses Unternehmens macht jeden Fremden verdächtig. Damit würden wir leben können und müssen, auch für uns war es ein Wagnis. Gerade erst hatten wir ja in Eslamsgrund erlebt, dass man uns auch gerne tot sah.
Mara, Larati und Thorben machten sich nach ein paar Tagen auf, die Stadt zu erkunden und berichteten dann von ihrem Besuch im al’anfanischen Boronstempel, scheinbar der einzige Tempel der Stadt, dass Larati die Wasserpfeife da wohl nicht bekommen war. Sie hatte danach alle Farben extrem verstärkt wahrgenommen, das Sonnenlicht blendete sie extrem und die Kopfschmerzen nach dem Rausch waren wohl auch nicht von schlechten Eltern. Selber schuld kleine Eidechse.
Die Tage in Mirham vergingen recht schnell, wir konnten uns frei bewegen und verbrachten viel Zeit in der Bibliothek oder in Unterweisungen bezüglich dem Reisen mit diesen Artefaktkugeln, von den es wohl zwei gab, wobei die andere schon arg gelitten hatte im Limbus. Es gab auch Unterweisungen in die verschiedenen Gifte und deren Gegenmittel, ein Thema, was bei Mara nicht gerade auf Begeisterung stieß. Weiterhin war sie sehr kritisch dem ganzen Unternehmen gegenüber eingestellt. Es kam mir zumindest so vor. Richtig aufblühen tat sie nur in den Kampfübungen mit Thorben und mir, es tat ihr gut, mal die Energie rauszulassen. Lucio war bereits wieder in einer Phase der Rückkehr, aber ich vermied es ihn groß zu besuchen. Der Anblick war einfach nichts für mich. Aber da sich gut um in gekümmert wurde, war das aus meiner Sicht auch nicht notwendig, er war alt genug und brauchte keinen Angroshim, der ihm die Hand hielt beim Genesen.
Meister Savertin ließ uns zu einer Besprechung rufen und erklärte uns, dass über einen Schmied, der scheinbar mit Borbaradiandern verkehrte, eine Information über einen bekannten und schlachterfahrenen Söldner aufgedeckt worden waren. Während eines Jagdausfluges der Fürstin Kusminas von Kuslik wollte man ihn kontaktieren. Gesiegelt war der Brief wieder mit diesem Siebenstern, der scheinbar das neue Symbol Borbarads war. Unsere Aufgabe sollte es sein, über einen Kontaktmann an der Jagd teilzunehmen, den Söldner zu beobachten und dann bei einem Zusammentreffen mit den Borbaradianern entscheiden, wie wir weiter vorgehen würden. Um uns zu beweisen, das man uns vertraute und uns auf Augenhöhe sah – das war ja einer der Verhandlungspunkte von uns – sollten wir nur von einer Magierin begleitet werden, die die Kugeln lenkte. Somit lag es also in unserer Hand zu zeigen, wie wir mit der Sache umgehen würden.
Für die Jagd wurden wir mit entsprechender Kleidung und passender Ausrüstung versorgt und Mara verteilte die Rollen für die Tarnung. Sie selbst ging als Merwen von Wegen, Shiahan würde sich als Falke tarnen und aus der Luft observieren, Larati ging als Zofe Leila ihrer Herrin zur Hand und Thorben – Swaranir - und ich – Belrom Sohn des Belrog - bekamen den Stempel exotisches Gefolge in Form Leibwache und Zwerg für alles Grobe. Ich war gespannt, wie die Gesichte bei Meister Savertin ankam, doch er nickte sie ab. Durch die Magier erhielt Mara noch eine andere Haarfarbe und die magisch begabten von uns wurden unter einem Schleider der Unwissenheit verborgen, da mit Magiern im engen Gefolge der Fürstin zu rechnen war. Ich muss schon sagen, der Bund der Schatten verfügte über tolle Mittel und schien auch bei jedem Einsatz aus dem Vollen zu schöpfen, sie schienen wirklich ihren Job zu verstehen.
Die Reise durch den Limbus in der Kugel war deutlich entspannter als in Ihrem Sog zu reisen und ich versuchte mich mit Meditation zu sammeln, da mir dieses Wabern dennoch auf den Magen drückte. Wir tauchten aus dem Limbus in einem Wald wieder auf und die Kugel erhitzte sich augenblicklich extrem, ein Defekt des Artefaktes, der beinahe zu einem Waldbrand geführt hätte, doch wir konnten das glimmende Laub umgehend löschen und austrampeln. Warum hatte man uns auf solche Sachen nicht vorbereitet. Doch egal, wir hatten kaum Zeit um die Kugeln zu tarnen und Shiahan die Möglichkeit zu geben, seine Falkengestalt anzunehmen, da tauchte auch schon unser Kontaktmann Rhodeon die Savertin-Shoy’Rina, der Gesandte Mirhams im Horasreich – somit eigentlich die Augen Al’Anfas – mit unseren Pferden auf. Mara musste sich ob dessen Arroganz ein wenig bremsen. Seit der Geschichte daheim mit dem Fürsten und ihrer Familie war sie ziemlich schnell dabei hochzufahren und giftiger als jedes Vieh auf Maraskan zu werden. Das was Thorben seit dem dritten Zeichen an Emotionen verloren hatte, hatte Mara an Emotionen in gewissen Bereichen dazugewonnen.
Mirhiban blieb bei der Kugel zurück, um diese zu tarnen und zu bewachen, dieses mächtige Artefakt irgendwo alleine zurückzulassen war einfach zu gefährlich. Wir trafen auf die Jagdgesellschaft am Rande des Waldes und mischten uns ein wenig unter die Leute, blieben dabei natürlich immer in Reichweite unserer „Herrin“. Unsere Zielperson Perdido Dorkstein war schnell ausgemacht, ein wahrer Hüne, der mit wachem Blick durch die Leute ging, scheinbar auf der Suche nach seiner Kontaktperson und ebenso scheinbar ohne großen Erfolg. Die Orden an seiner Brust zeigten uns aber, dass mit diesem nicht gut Kirschen essen war und das er sein Handwerk meisterlich verstand. Seine Rüstung wirkte auf mich auch von besonderer Qualität, ebenso seine Waffe. Er wusste auf jeden Fall, wie wichtig gute Material war in so einem Beruf.
Die Treibjagd begann und durch unseren Falken in der Luft konnten wir Dorkstein ständig im Auge behalten. Mara erlegte – damit unsere Rolle hier glaubhaft blieb – einen dieser riesigen Hasen. Kurz danach musste unser Falke Mara retten, denn er hatte aus der Luft eine Giftschlange in ihrem Weg entdeckt und diese im Sturzflug gefangen, getötet und ihr dann in die Hände geworfen. Ich verstehe die beiden manchmal nicht wirklich. Auf der einen Seite haben sie offensichtlich viel für einander über, aber auf der anderen Seite tun sie alles um zu zeigen, dass sie das nicht haben. Wollen sie nicht wahr haben, dass die Götter sie scheinbar nicht nur aus dem Grund Borbarad zusammen auf einen Weg geführt haben oder spielen sie uns was vor oder verstehe ich dieses ganze Gehabe der Menschen wieder falsch. Ich frage mich so oft, warum sie um den heißen Brei herumtanzen statt Nägel mit Köpfen zu machen, da ihnen doch deutlich weniger Lebenszeit vergönnt ist als uns Angroschim, aber egal, zurück zur Jagd. Die Jagd führte uns in Richtung der versteckten Kugeln und Shiahan zeigte sich der Magierin und bot ihr die Gelegenheit sich selber schnell in einem Graben zu verstecken um nicht entdeckt zu werden. Wir waren jedenfalls sichtbar angespannt, als wir nicht unweit der Kugeln über die Wiese ritten.
Zu Mittag gab es eine kleine Rast an einem Bauernhof und hier schien Larati kurz aufgeflogen zu sein oder beinahe, wir waren uns nicht sicher. Sie jedenfalls war sich sicher, dass jemand versuchte hatte sie mit einem Zauber zu …. Ja, da war sie sich nicht so sicher, was genau das für ein Zauber war. Vielleicht hatte man nur geschaut ob sie magisch begabt war oder jemand hatte versucht sie anzugreifen oder zu beherrschen. Sie war sich aber sicher, dass der Zauber nicht die gewünschte Wirkung entfaltet hatte. Wir mussten also noch vorsichtiger sein.
Die Jagd endete mit einem Fest aller Beteiligten und wir konnten bis zu diesem Moment keine Kontaktaufnahme zu Dorkstein feststellen, auch wenn wir ihn fast durchgehend beobachtet hatten. Vielleicht hatte man ihm eine Nachricht zukommen lassen im Gewühl der Mittagspause, da konnten wir nicht sicher sein, aber ein Gespräch gab es definitiv nicht, das ausreichend lange für eine Anwerbung war. Weit vor dem Ende der Festlichkeiten setzte sich der Söldner alleine Richtung Kuslik ab und wir machten uns auf, ihm zu folgen. Shiahan war mittlerweile fast den ganzen Tag in seiner Tiergestalt unterwegs und so langsam machte nicht nur ich mir sorgen, wie lange er das machen könnte. Doch scheinbar reichte es noch dem Söldner zu folgen bis zu seiner Villa. Er konnte die Übergabe eines Medaillons beobachten, hier sollte das Gespräch wohl stattfinden. Da wir in der Stadt unseren Spion aus den Augen verloren hatten, war er auf sich alleine gestellt und beobachtete das Gespräch zwischen einer kurzhaarigen Elfe und Dorksteins. Scheinbar entdeckte diese ihn aber nach einiger Zeit und sorgte dafür, dass er sich nicht bewegen konnte. Dorkstein holte seine Armbrust und schoss auf Shiahan, der jedoch genau in dem Moment den Zauber anwerfen konnte und versuchte zu fliehen. Dabei flog er fast in die Klauen der Schädeleule, die hinter dem Haus aus einem Stapel Kleider aufstieg und ihm nachsetzte.
Unser Falke bot all sein Können auf, doch die Eule war unglaublich schnell und wenig und bekam ihn fast in ihre scharfen Krallen. Gleichzeit bekamen wir es überraschend mit dem Veteranen zu tun, der es fast spielerisch mit uns drei Kämpfern und Larati aufnahm. Die Rüstung war unglaublich hart und so manchen Schlag steckte sie komplett weg. Mara wurde schwer getroffen und es brauchte wirklich all unsere Kraft und Taktik um ihn zu Boden zu schicken. Keine Sekunde zu früh, denn Larati schaffte es sich zwischen Eule und Falke zu werfen und einen Zugriff auf Shiahan zu verhindern, da hörten wir schon schnelle Schritte der Wachen und da Dorkstein ja am Hofe bekannt war und wir nicht entdeckt werden durften, blieb nur die Flucht über Dächer und Mauern und wir verschwanden schnell aus der Stadt und jagten mit den Pferden zurück zu unserem Artefakt.
Verdammt, das war überhaupt nicht so gelaufen, wie wir es geplant hatten. Was würde Meister Savertin dazu wohl sagen. Dorktstein war vermutlich noch zu retten durch die Wachen, wir hatten hier nicht noch nachsetzen können. Die Identität der Elfe war nicht geklärt, auch wenn mir die Beschreibung wage bekannt vorkam. Wir hatten nichts, womit wir weitermachen konnten. Ich glaube die Auswertung für unsere erste Mission würde nicht gerade schmeichelhaft ausfallen.
Die Nachbesprechung mit Meister Savertin war positiver als gedacht, ich bin davon ausgegangen, wir hätten es schlimmer vergeigt. Die erste Besprechung war relativ kurz, da er versuchen wollte aktuelle Informationen aus Kuslik zu besorgen, in zwei Tagen würden wir uns erneut zusammensetzen. Zwei Tage, in denen wir unsere Wunden lecken konnten, ich mich um die Waffen und Rüstungen kümmerte und wo wir das Geschehene Revue passieren ließen. Unterm Strich hatten wir keine groben Schnitzer begangen, nur am Ende war es eskaliert, als die Elfe scheinbar Shiahans Zauber entdeckte und alles so schnell ging.
Nach zwei Tagen, wo wir doch ein wenig angespannt waren, trafen wir uns mit den Schatten unter der Führung des Convocatus primus erneut und er berichtete von Neuigkeiten aus Punin. Dorkstein hatte den Kampf schwerverletzt überlegt und hatte nach einer magischen Heilung augenblicklich die Stadt mit einigen Getreuen verlassen, angeblich um Jagd auf die Attentäter zu machen. In der Stadt waren daher auch Steckbriefe verteilt, die uns aber angeblich nicht wirklich ähnlich sahen. Wir sollten dennoch Kuslik in naher Zukunft meiden, bis ein wenig Gras über die Sache gewachsen war.
Die Elfe wurde im Nachhinein als Azaril Scharlachkraut identifiziert und als Offizierin und Rekrutiererin Borbards eingestuft, bisher eine der höchsten eindeutig zugewiesenen Personen. Auf Grund dieser Erkenntnisse verfolgte man ihre Spure zurück bis zu einem Gasthof, wo man in zurückgelassenen Kleidungsstücken eingenäht eine Liste mit Edelsteinen fand, die es zu besorgen galt. Von Diamanten, Rubinen und vielen anderen hohen Edelsteinen, Angaben mit Karatangaben und Schlifftechniken war dort die Rede, insgesamt 33 Steine und das machte den Magiern schnell klar, dass diese Steine für eine große Beschwörung, eventuell sogar für neue Tore benötigt wurden. Unser Ziel war somit schnell klar, Fasar, unsere alte Heimat. Nirgends war es so einfach, so viele Edelsteine in kurzer Zeit zu beschaffen, ohne das man viele Fragen beantworten musste, wenn der Geldbeutel stimmte. Bei den Edelsteinen ging ich jetzt mal von einem Mindestwert von 6.000 Dukaten aus, Borbarad schien also eine gute Einnahmequelle zu haben oder genügend Anhänger, dass er auf solche Summen zurückgreifen konnte. Oder würde er hier andere Methoden zur Beschaffung verwenden. Verdammt, wir mussten dringend nach Fasar, ich wollte auch nach meinem Gesellen und der Schmiede sehen.
Salpikon Savertin gab uns dieses mal einen Magier als „Unterstützung“ mit, damit die Informationen dieses mal direkt eingesammelt und nicht erst im zweiten Anlauf nach Mirham kamen. Da das der einzige Seitenhieb war, nahmen wir ihn hin. Wir wussten, es war nicht alles glatt gelaufen und jetzt stand noch mehr auf dem Spiel. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen und der Sandro schien kein so übler Typ zu sein, naja für einen Schwarzmagier jedenfalls. Meine moralische Einstellung in Bezug auf diesen Menschenschlag hatte sich durch Lucio doch deutlich geändert. Der Gildenleiter bat außerdem darum Thomeg Atherion eine Einladung zum Gildenrat zu überbringen, was natürlich bei Larati gleich die Stimmung hob.
Shiahan fiel für diese Reise aus, er hatte beim Verlassen des Limbus einen dauerhaften Pfeifton im Ohr und nur ein Silentium ließ ihn zwischendurch mal zur Ruhe kommen. So konnte er uns nicht helfen, wir mussten also ohne ihn auskommen.
Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und mit einem gemischten Gefühl stieg ich in diese magische Kugel. Ich fühlte mich nicht wohl im Limbus, doch ich musste gestehen, es gab wohl kaum eine schnellere Reisemethode. Die Reise war relativ ruhig, ich versuchte mich die meiste Zeit mit einer Meditation, doch hier in diesem Wabern fiel mir das wirklich schwer. Nach ungefähr einer Stunde schlugen wir im Keller der Al’Achami auf und wurden von einer etwas überraschten Magister zu Thomeg geführt, der in seinem Zimmer eine Schriftrolle studierte.
Zwischen Sandro und Thomeg wurden die spitzfindigen Begrüßungen und die Einladung und Grüße Savertins überbracht. Dann erzählte uns der Akademieleiter von einigen Neuigkeiten, diese schwimmenden und dämonischen Baumstämme aus Maraksan wurden wohl in deutlich größerer Form gesichtet. Außerdem schienen mehr und mehr der hesindianischen Meisterwerke „Portraits der Mächtigen“ zu verschwinden, scheinbar weil die Götter meinten, dass diese jetzt Borbarad zustanden. Ernsthaft? Ich meine, sicherlich war er das, aber bei allem Respekt, einen größeren Schlag ins Gesicht kann man der Menschheit wohl kaum verpassen. Der Götterspross sorgte hier für Chaos und Leid und als Belohnung gab es auch noch magische Bilder? Gevatter Phex, ich verstehe das Wirken nicht, wenn es ein Ansporn sein soll für uns, dann ist dieser ganz gewaltig nach hinten los gegangen, mir sind die Bilder egal, sie werden ihn am Ende nicht vor meiner Axt schützen.
Wir besprachen uns in Ruhe und überlegten, wie wir weiter vorgehen wollten. Fasar war uns wohl vertraut, ein Vorteil, den wir nutzen wollten. Es gab drei sehr gute Edelsteinschleifer hier, Aytan, Beryllis und Yzemin, ich gab den Gefährten eine kurze Beschreibung, wo die Geschäfte waren und machte mich dann auf in die dunkelsten Gassen Fasars, sollten wir bei den Geschäften nichts werden, so wollte ich ein paar Leute mit den Edelsteinen aus dem Mirhamer Geldbeutel bestechen, die Augen aufzuhalten und uns zu unterstützen. Einer der Steine reichte vollkommen aus, den anderen ließ ich beim Phextempel als kleine Spende. Es dauerte nur wenige Stunden, bis ich ein paar Informationen zugetragen bekam, während Mara, Lucio und Sandro bei den Schleifern waren und Larati und Thorben es sich bei mir daheim gemütlich gemacht hatten.
Scheinbar war es nicht Azaril selbst, die hier nach den Steinen suchte, meine Quellen berichteten von einem großen Nordmann mit langem Schwert und Lederrüstung, der Edelsteine zu unglaublichen Summen gekauft hatte. Über den Tempel erfuhr ich, dass wohl Beryllis die Glückliche war, die den Auftrag ergatterte. Ich war gespannt, ob die anderen diese Information bestätigen konnten. So lange wir auf die anderen warteten ließen wir uns daheim verwöhnen und als wir vollzählig waren stand auch schon dampfender Eintopf auf dem Tisch mit viel Fleisch. Für meine Gastfreundschaft und zum Begleichen der Unkosten schaffte ich es bei Sandro einen weiteren kleinen Stein aus der Tasche zu schwätzen. Magier…. Keine Ahnung von den Kosten auf der Straße, jeden Fall nicht für ein Fuchskind.
Sie berichteten vom erfolglosen Versuch Meister Yezemin zu bestechen und um Informationen über etwaige Kunden zu bewegen. Immerhin warf er sie nur raus und hetzte ihnen nicht noch Schläger nach. Mara schaffte es dann noch den Hausdiener auf dem Weg zum Markt mit Schnaps und Gold dazu zu bringen, sich bei uns zu melden, sollte ein solcher Auftrag bei seinem Herren aufschlagen. Bei Aytan gingen Lucio deutlich geschickter vor, er verkaufte ihm das almadine Auge als modischen Tick und wäre auf der Suche nach einem passenden Ohr dazu. Er muss ihn so um den Finger gewickelt haben, dass dieser ihm noch später in der Stadt „auflauerte“ um ihn von ersten Entwürfen und verschiedenen Ideen zu berichten, Lucio hatte wohl unglaubliche Summen in den Raum gestellt um als „Von Greifenfurth“ auf den Bällen zu glänzen. Armer Handwerker, so gut im Schleifen von Steinen, so schlecht im Lesen der Menschen. Beryllis war nicht anwesend und viele nette Worte sorgten hier immerhin dafür, dass wir erfuhren, dass die Herrin vor zwei Tagen mit unbekannten Ziel aufgebrochen war. Verdammt…. Der Auftrag schien hier schon erledigt und auf dem Weg zum Empfänger. Uns blieben leider nicht viele Optionen, ein Einbruch bei Beryllis um mehr über den Auftrag zu erfahren.
Ich entschied mich mit Larati und Thorben dort einzusteigen. Thorben sollte mit Silentium für Ruhe sorgen und Larati sollte mir ein wenig Rückendeckung geben, falls der Diener uns entdeckte, außerdem sahen 4 Augen mehr als 2. Es war kein großes Problem über die Fenster im oberen Stock einzusteigen, wenn es keine Geräusche gab. Ich brach das Zimmer zum Arbeitsraum auf und schaffte auch im zweiten Anlauf den Tresor zu öffnen, dieser war wirklich von herausragender Qualität. Die Edelsteine darin waren einiges Wert, doch deshalb waren wir nicht hier und ich wollte die Gunst meines Herren nicht überstrapazieren. Wir fanden einige Unterlagen und auch ein Schreiben, dass man sich in 2 Tagen in Rashdul zur Übergabe der Steine treffen wollte. Unterschrieben war es von Azaril, doch der Kontaktmann war ein gewisser Urdo von Gisholm und der Gemmenschleiferin wohl bekannt. Wir schlichen uns wieder aus dem Haus und kehrten eilig zu Mara und den anderen zurück.
Diese hatten vorsorglich Pferde besorgt, doch in 2 Tagen nach Rashdul zu kommen war so nicht möglich. Sandro schlug vor die Dunklen Pforten der Al’Achami zu nutzen um direkt nach Rashdul zu kommen. Das würde maximal nur eine Stunde dauern und wir hätten damit wahrscheinlich sogar die Gemmenschleiferin überholt und konnten uns vorbereiten. Die Idee ohne schützende Kugel zu reisen behagte mir nicht. Larati lehnte es ganz ab und schwang sich auf ihre fliegende Laute und flog in die Nacht hinaus um so nach Rashdul zu kommen. Uns anderen blieb kaum etwas übrig, wir informierten den Wächter bei der Kugel, was wir vorhatten und zur Sicherheit auch über unsere Erkenntnisse. Informationen waren jetzt einfach wichtig.
Sandro stieß das Tor zum Limbus auf und wir traten hindurch. Diese Art zu Reisen gefiel mir nicht, es war falsch…egal wie praktisch es war…. Man war dem Limbus und dem Magier der einen führte einfach komplett ausgeliefert und das gefiel mir einfach nicht. Dennoch kamen wir mit nur wenigen Schwierigkeiten in Rashdul an, der Empfang war nicht ganz so freundlich wie in Fasar, aber die beiden Magier schafften es von ihren „guten“ Absichten zu überzeugen und so konnten wir die Stadt betreten.
Den schwarzen Platz kannten wir und wussten auch, dass es da eine Herberge gab, und wir konnten drei Doppelzimmer bekommen, die uns sogar einen guten Blick auf den Platz boten. Wir hatten jetzt einen Tag Zeit ein wenig auszuruhen, zu Essen und vor allem uns auf die Übergabe der Edelsteine vorzubereiten. Unser Ziel war es diesmal die Steine soweit es ging zu verfolgen um die Befehlskette von Borbarad auszuspionieren. Es war also wichtig, dass wir uns diesmal nicht entdecken ließen. Es war natürlich sehr ärgerlich auf unseren Druiden verzichten zu müssen, auch wenn er am Ende aufgeflogen war, war die Möglichkeit mit ihm als Vogel getarnt aus der Luft zu spionieren unbezahlbar. Zum Glück konnte Larati den Zauber auch, aber anscheinend nicht so ausdauern…. Schade…. Mara und Sandro besorgten bei einer der Karawansereien Pferde, falls wir wieder die Stadt verlassen mussten und dieses mal irdische Mittel ausreichen würden den Steinen zu folgen.
Als der Zeitpunkt des Treffens gekommen war, hatten wir uns strategisch und einzeln um und auf dem Platz verteilt, Beryllis kam mit zwei Söldnern und einer Kiste, wenig später erschein Urdo und übergab nach einem kurzen Gespräch einen Beutel, scheinbar eine sehr großzügige Bezahlung, so wie sie den Inhalt des Beutels anschaute. Meine Neugier war riesig, aber sie war nicht unser Ziel, im Bedarfsfall würden wir sie in Fasar finden – vermutlich.
Urdo verließ Rashdul mit einem Pferd und wir hefteten uns an seine Fersen, drei Tage ritten wir hinter ihm her und wechselten uns ab mit dem Beschatten. Shiahans Ausfall war ärgerlich, hier wären seine Fähigkeiten wieder einmal sehr von Vorteil. Larati übernahm teilweise auf der Laute und teilweise als Vogel die Überwachung aus der Luft, wenn das Gelände es schwierig machte ihm zu folgen. Es war für uns wirklich ein großer Vorteil, dass wir so viele Magiebegabte in unserer Gruppe besaßen und so die Aufgabe ohne Entdeckung übernehmen konnten.
Nach drei Tagen spürten wir den frischen Seewind und das Salz in der Luft, wir hatten die Küste an einer Klippe erreicht und sahen im nächsten Augenblick die spitzen eines Segels über die Kippe ragen und die Kiste mit den Edelsteinen zu diesem Schiff schweben. Larati schwang sich auf ihre Laute, steckte den Ring an und nach einem kurzen „Thomegs ist kleiner“ war sie unsichtbar und jagte zu der Kiste. Wir gingen direkt zum Angriff über und Thorben und Mara jagten Pfeil und Bolzen in Urdo von Gisholm. Dieser schrie auf und griff zu seinem Schwert und ging mit unglaublicher Geschwindigkeit seinerseits zum Angriff über. Mara wurde schwer getroffen, während er unseren Hieben übermenschlich schnell auswich. Doch mit vereinten Kräften konnten wir den schnell alternden und dann zerfallenden Borbaradianer besiegen. Larati hatte die Kiste an sich gerissen und auf Grund des Gewichtes damit in unserer Nähe eine Bruchlandung gemacht. Ihr und den Steinen war nichts passiert, das Schiff drehte in den Wind und verschwand, bevor wir auch gegen dieses Vorgehen konnten.
Was übrig blieb war ein dämonisches Pferd, das aber auch nach einigen schweren Treffern durch die magischen und geweihten Waffen von Lucio und mir und dem Blütenregen von Larati zurück in die Niederhöllen fuhr. In den Satteltaschen entdeckte Lucio ein sehr altes Buch, das Leuchten in seinen Augen und der Geschwindigkeit nach, mit der er es wegsteckte und in seinen Taschen verbarg, war es entweder sehr wertvoll, sehr gefährlich oder beides.
Die Kiste mit den Edelsteinen war schnell geöffnet und uns strahlten Edelsteine im Wert von weiter mehr als „nur“ 6.000 Dukaten an, die Steine waren betörend schön und hochwertig verarbeitet. Ich gehe jetzt von mindestens 7.500 Dukaten aus, wenn nicht gar noch mehr. Das wird eine interessante Diskussion zur Verteilung der Beute geben, wir haben sie gefunden, erbeutet, warum sollten wir sie teilen oder gar abgeben müssen. Es war unsere harte Arbeit und unser Risiko. 32 Edelsteine von hervorragender Qualität, erstklassiger teilweise sogar, ich wüsste in Fasar und in Punin so manchen Händler dafür und vielleicht wäre ja auch Aytan interessiert um für den Herren von Greifenfurth eine Ohrprothese zu fertig. Ich schloss die Kiste wieder. 32 Edelsteine…. 7.500 Dukaten… das würde, wenn wir die Steine unter uns sechs aufteilen würden, einen Betrag von 1.250 Dukaten für jeden machen. Unglaublich viel Gold, es würde Laratis Schulden bei mir drastisch reduzieren, was bedeuten würde, ich hätte nach dem Verkauf 2.500 Gold zur freien ….natürlich – verzeih Herr – 2.250 Gold – ich hätte schon an deinen Zehnt gedacht – zu freien Verfügung zuzüglich der sonstigen Einnahmen aus dieser Mission. Die Zusammenarbeit mit dem Bund der Schatten stellt sich langsam aber sicher als sehr lukrativ heraus, in jeder Hinsicht. Wir spucken Borbarad kräftig in die Suppe und verdienen uns dabei eine goldene Nase. Ich bin gespannt, wie Savertin den Fund und dessen Besitz bewerten wird.
Die Rückreise führte uns wieder nach Mehrwed, wo wir ein saftiges Passiergeld bezahlten für die Nutzung dieses magischen Portals um wieder nach Fasar zu gelangen. Dort wurden wir schon erwartet, denn das Treffen der schwarzen Gilde stand an und wir sollten ja Magister Tommeg mitbringen. Die Reise mit der Kugel verlief anfangs „normal“ – es ist wirklich erschreckend, das man das mittlerweile schon so bezeichnet. Ich fühle mich zwar immer noch nicht wohl dabei, aber die Übelkeit bleibt aus und mein Herz rast auch nicht mehr wie wild. Doch mitten im Flug bremste die Kugel ab, drei riesige Dämonen versperrten uns den Weg und als wir uns schon überlegten, wie wir hier kämpfen sollten, begann sich Magister Tommeg entspannt mit diesen in einer völlig fremden Sprache zu unterhalten. Nach einer halben Stunde der angeregten Diskussion, von der niemand etwas verstand, machten sie uns Platz und wir kamen mit dem Schrecken davon und in Mirham an.
Die Besprechung mit Savertin erledigten wir direkt nach unserer Ankunft. Wir lernten schnell, dass wir Lucio nicht immer freie Hand lassen sollten, denn dieser berichtete frei von unserer Beute und bot Savertin direkt 50% der Beute an, weil wir ja Partner waren. Natürlich schlug dieser ein und bedankte sich. Mara und Larati hätten unseren Magier am liebsten mit den Blicken gleich erdolcht, aber auch ich war nicht sehr angetan davon. 20% wären mehr als ausreichend gewesen.
Scheinbar merkte Savertin, dass Lucio besser ferngehalten werden von uns für die nächste Zeit und band ihn in die Organisation des Treffens ein und machte ihm zum Schreiber der Sitzung. Damit war er vor den Damen wenigstens tagsüber sicher.
Die anderen Gildenleiter traffen nach und nach ein und die Akademie blühte förmlich auf, es war sehr spannend und auch die Spannungen innerhalb der Gilde waren fast körperlich greifbar. Wir sollten zwei Tage später erst als offizielle Gezeichneten „präsentiert“ werden und so hatten wir ein wenig Zeit uns zu erholen.
Shiahan kam mit schlechten Nachrichten von einem Spaziergang wieder, ein Elementardschinn hatte ihm die Nachricht überbracht, dass Borbarad seinen Hain überfallen, den Zauberstab geraubt und einige Druiden getötet hatte. Natürlich wollte Shiahan sofort los, doch wir konnten ihn überreden, wenigstens noch das Treffen mit den Magiern abzuwarten, es war einfach zu wichtig, wir brauchten Verbündete im Kampf gegen Borbarad und gerade die schwarze Gilde konnte entscheidend sein. Wir kamen uns hier ein wenig vor wie das Zünglein an der Waage.
Wir konnten Savertin am Abend kurz abpassen und berichteten von der Information Shiahans. Er versicherte uns, dass er uns die Möglichkeit geben würde, uns in die Nähe des Hains zu bringen, der ja quasi am anderen Ende des Kontinents lag, aber erst müsste der Convent vorbei sein.
Ich bin stinksauer…. Den halben Tag haben wir auf diesen Convent gewartet und dann war das ein Streit da drinnen, wie Huren um einen Günstling in Fasar oder Straßenkinder um einen Laib Brot. Eskaliert ist das Ganze dann leider auch noch am Ende. Verdammt. Ich hatte gehofft, sie wären vernünftiger, aber nein…. Auch hatte ich von Laratis Zeichen mehr erwartet, ich dachte, es könnte vielleicht die Verblendeten erleuchten oder irgendwie für Verstand sorgen, aber nein. Aber langsam und der Reihe nach.
Savertin stellte uns erstmal allen vor und uns alle Anwesenden, als er dann auch von unseren einzelnen und den gemeinsamen Erfolgen berichtete explodierte die Stimmung augenblicklich. Einige waren damit nicht einverstanden, dass ohne Absprache gegen Borbarad bereits vorgegangen wird, man schrie Verrat und vertane Chancen, dem Bethanier nicht mehr die Hand reichen zu können. Das war dann der Punkt, wo bei uns auch das Fass überlief. Ich kann nicht mehr zusammenfassen, wer alles was gesagt hat, ich versuche nur mal die Grundeinstellungen hier zusammen zu schreiben, es war alles sehr laut, sehr durcheinander und voller Emotionen. Savertins und Tommegs Einstellung waren uns ja bekannt und die beiden haben auch wirklich alles versucht um von einer Deligation zu Borbarad abzuraten und haben mit allen Bandagen gekämpft.
Menchal ak’Taran, der Großmeister aus Mengbilla hat ständig versucht die Recht- und Sinnmäßigkeit des Rates anzuzweifeln und mehrfach die Auflösung gefordert und hat ganz klar sich auf die Seite derer geschlagen, die eine Gesandtschaft zum Dämonenmeister aussenden wollten.
Demelioe Nandonielle Terbysios, die Spektabilität der Brabaker dunklen Hallen hat nicht nur argumentativ sondern auch mit allen anderen Reizen auf billigste Weise versucht die Anwesenden davon zu überzeugen, dass Borbarad der Gilde unbezahlbares Wissen überlassen könne, wenn sich die Gilde ihm anschließe. Ich halte sie für noch gefährlicher als ak’Taran.
Rhayodan de Porcupino aus Kuslik schien der ganzen Diskussion eher beiläufig zu folgend. Seine Gedanken schienen selten der Diskussion zu folgen, doch immerhin hob er die Hand gegen die Übersendung einer gutwollenden Gesandtschaft.
Dirial von Zornbrecht-Lomarion, die Spektabilität aus Al’Anfa war ein Fähnchen im Wind, dass sich leider am Ende auf die Seite derer schlug, die eine Zusammenarbeit mit Borbarad favorisierten. Es stand also 4:3 gegen Savertin. Ak’Taran nutzte diese Stimmung um eine offizielle Abstimmung einzuleiten, doch das konnte Savertin durch die Auflösung der Sitzung abbrechen – offiziell. Doch inoffiziell war das Urteil gefallen, der Rat der schwarzen Gilde war gespalten, die Stimmung vergiftet und mehrere Akademien würden sicherlich Borbarad direkt kontaktieren und sicher auch als Geschenk die Information über den Bund der Schatten auf einem Silbertablett servieren. Ich glaube die Zeit unserer geheimen Zusammenarbeit würde bald zu Ende sein und es würde zu einem offenen Kampf kommen.
Was wir uns in der ganzen Diskussion alles anhören durften, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich bin mir sicher, ich bin nicht der Einzige, der sich die Beleidigungen, Frechheiten und Unterstellungen genau gemerkt hat und von wem sie kamen. Lucio musste von seinen „Kollegen“ am meisten einstecken, besonders als er als zweite Wahl des Artefaktes bezeichnet wurde, da es ursprünglich ja Bernfried erwählt hatte.
Ich war froh, dass die anderen Akademieleiter noch am selben Abend aufbrachen, wir mussten uns mit Savertin dringend beraten.
Savertin hielt sein Wort, wenn es auch nicht ganz so war, wie Shiahan es erhofft hatte. Es gab einen Hinweis auf einen Druiden, der sich Borbarad angeschlossen hatte und der zuletzt in Warunk gesehen wurde. Das war zwar eine Ecke vom Hain entfernt, aber es war deutlich schneller von dort zum Hain zu kommen als von Mirham aus. Wir brachen also mit den beiden Magiern Zhurlan und Sherianus auf und landeten mit der Kugel in einer Art Höhle, die scheinbar nicht nur natürlichen Ursprungs war, denn die Wände wiesen Spuren von Bearbeitung auf…. und extrem dicken Spinnenweben, zu dem hing unsere Kugel in einem riesigen Netz ein gutes Stück über den Boden und die Herstellerin dieses Netzes griff uns auch augenblicklich an. Sie war fast drei Schritt groß und ihr Panzer extrem stabil, so dass unsere Waffen kaum Schaden machten. Das Vieh schien eindeutig nicht aus dieser Sphäre zu sein. Während ich mit Thorben am Boden gegen das Vieh kämpfte, schaffte es Mara ihre Klinge im Rücken der Kreatur zu versenken und immer tiefer in ihren Leib zu drücken. Zusammen erledigten wir dann diesen arachnoiden Dämonen.
Die Kugel schien sicher zu sein und wir erkundeten vorsichtig die Höhle. Nach wenigen Metern wurde der Gang noch breiter und bildete eine Kammer, wo scheinbar vor Ewigkeiten jemand gelebt hatte. Unglaublich detaillierte Bildhauereien von Drachen und Drachenartigen waren zu sehen, teilweise verziert mit Edelsteinen. Die Arbeiten müssen uralt gewesen sein und zeigten unglaubliche Hingabe bei der Erstellung. Sicher war diese Arbeit von einem Menschen gemacht, der diese Kreaturen aus der Faszination heraus studiert hatte und nicht aus dem, sie zu jagen. Wir fanden noch einige Überreste von Büchern, Regalen und einem Bett.
Ein weiterer Gang führte uns zu einem Drachenbildnis neben einem viel zu kleinen Türknauf. Lucio untersuchte die Tür auf magische Weise, da es einfach viel zu sehr nach einer Falle aussah und der Drache auf der Tür wirkte, als würde er jeden Moment uns mit Feueratem angreifen. Doch es war scheinbar nur ein Bildnis, zwar wirkte ein Bewegungszauber laut Lucio in der großen Tür, doch nichts, was uns gefährlich werden konnte.
Wir brauchten sicherlich eine halbe Stunde, bis wir endlich durch die Türe tragen, ich glaube wir werden langsam alle etwas paranoid. Auf der Rückseite der Tür war Felsen und man konnte sie von außen wirklich kaum sehen. Unter uns lag die Stadt Warunk und es waren nur wenige Minuten, bis wir ohne durch die Stadttore zu müssen auf dem Marktplatz standen. Zhurlan blieb bei der Kugel, während uns Sherianus unterstützen sollte bei der Suche und der Befragung des Druiden. Thorben, Larati und ich waren vor einigen Jahren schon mal in der Stadt, als wir auf dem Weg zur Burg der Amazonenkönigin waren, es hatte sich aber in der Stadt nicht viel verändert.
Wir fragten uns durch und konnten schnell die Philosophenschule ausfindig machen, dort war der Druide zuletzt gesehen. In dem Gebäude waren mehrere Diskussionsrunden am laufen und wir teilten uns auf. Naja, ich verzog mich in eine ruhige Ecke und beobachtete das Treiben, das war nicht meine Bühne, auf der ich mich wohl fühlte. Was ich mitbekam, war, dass einige der Ansichten und Reden hier schon stark ins ketzerische Gingen, es waren schon recht revolutionäre Gedanken, die hier diskutiert wurden. Shiahan hatte sichtlich Freude hier sich auszutoben und auch Lucio ließ sich bei den Diskussionen mitreißen. Es waren sicher zwei Stunden, bis wir endlich ein paar brauchbare Informationen über den Druiden Sardragon erhalten hatten.
Da es zu spät für einen Aufbruch war, organisierten wir für den nächsten Tag Pferde und Proviant. Mir wäre bei den eisigen Temperaturen zwar eine gute wie vom Weidener Herzog mit Ofen lieber gewesen, aber ich konnte mich nicht durchsetzen. Warum Shiahan allerdings unbedingt diesen extremen Stinkekäse kaufen musste, blieb mir ein Rätsel. Dieser roch so furchtbar, wie in den Geschichten die Höhle eines Tatzelwurmes. Wir kamen in einem guten Gasthof unter und schlugen uns die Bäuche voll. Am nächsten Tag ging es dann bei leichtem Schneefall Richtung Norden. Der Vorteil war, das war auch die Richtung, die wir einschlagen mussten um zu Shiahans Hain zu kommen. Larathi konnte uns nicht begleiten, sie fühlte sich nicht wohl. Ich hoffe nicht, dass es die gleichen Nebenwirkungen von den Limbus reisen waren, wie bei Lucio mit seinem Schwund. Doch sie verneinte und versprach uns zu folgen, sobald es ihr besser gehen würde. Der Wind und die Kälte kroch uns allen selbst durch die dicksten Mäntel und wir waren froh, dass wir abends in Gasthäusern einkehren konnte. Wir brauchten geschlagene vier Tage, bis wir in dem Ort Viereichen ankamen. Die Reise war sehr anstrengend, der Schneefall hatte zwischendurch deutlich zugenommen und wir waren alle bis auf die Knochen durchgefroren. Viereichen musste im letzten Orkkrieg eine Rolle gespielt haben, denn der Rondratempel war relativ neu renoviert und wirkte für den Ort außergewöhnlich prächtig. Die Dienerin der Leunin war sehr offen und zuvorkommen und wir kamen nach einer Spende gut ins Gespräche. Als Mara erwähnte, dass wir Ayla von Schattengrund persönlich kannten, wurde die Stimmung noch deutlich besser.
Sie sprach bei einer Bauersfamilie für uns vor, diese hatten viel Platz im Haus und luden uns in Travias Namen ein, die Nacht zu verbringen. Wir wurden sehr gut versorgt und außer Geschichten von fernen Ländern wollte man nichts annehmen. Jeder von uns versteckte aber einige Münzen im Haus als Dank für die Gastfreundschaft. Offenheit und Herzlichkeit müssen belohnt werden. Wir erfuhren hier nicht nur den ungefähren Aufenthaltsort des Hains des Druiden, sondern dass dieser sich wohl in den letzten Jahren stark verändert hatte und mehr gefürchtet als geschätzt wurde. Auch waren am Tag vor uns andere Fremde schon hier und hatten sich nach ihm erkundigt. Wir waren etwas nervös, aber auch gespannt, wer denn noch Interesse an dem Druiden haben könnte.
Auf Anraten der Bauern ließen wir die Pferde zurück und machten uns zu Fuß auf dem Weg zu Sardragon. Der Weg führte durch einen dichten Wald und die Pferde wären auf jeden Fall mehr Hindernis als Nutzen gewesen. Wir kamen erst am Nachmittag auf einer Lichtung an, eine kleine Hütte stand neben einem Steinkreis. Kaum kamen wir näher erhoben sich Windhosen voller Schnee und Eis und trieben uns zurück. Der Druide wollte keinen Besuch, das war sicher. Wir wollten ihn aber dafür umso mehr sprechen. Wir stürmten aus mehreren Richtungen auf die Hütte zu, einige wurden von Luft- und Eiszaubern zurückgeworfen, doch Mara, Thorben und ich kamen bei der Hüte an, die Tür hielt meinem Tritt nicht stand und das Kinn des Druiden nicht dem thorwalschen Aufwärtsschwinger.
Als Sardragon wieder erwachte fand er sich in seiner Hütte gefesselt vor und wir hatten ihm schon seine Halskette abgenommen, die siebenstrahlige Dämonenkrone Borbarads. Der Druide macht aus seiner Verachtung von uns genauso wenig einen Hehl, wie von der Bewunderung des Bethaniers. Zwar waren seine Informationen für uns kaum hilfreich, doch er schien über vieles Bescheid zu wissen, da er ständig Andeutungen machte, aber nie zu einem Punkt kam. Wir erfuhren nur, dass der Meister scheinbar immer noch auf Maraskan war und das Sardragon angeblich nichts vom Überfall auf den Hain der Druiden von Shiahan wusste.
Mitten im Gespräch schlug ein Brandpfeil durch das Fenster im Gesicht des Druiden ein, sein Tod war genauso schnell, wie für uns alle überraschend. Draußen rief jemand, dass die Zeit Sardragons vorbei war. Als wir nach draußen schauten, traute ich meinen Augen nicht. Da saß dieser verkrüppelte Magier Xeraan, der damals Königin Ypolita gefangen nahm und die Amazonen so genarrte hatte. Die Feuerlanze von damals habe ich auch nicht vergessen. Auge um Auge Freundchen. Ich rannte los, ich weiß Herr, es ist nicht deine Art, aber hier war eine Rechnung offen aus der Zeit vor dem Bündnis mit dir.
Auch Thorben stürmte los, die anderen folgten uns – was blieb ihnen auch übrig, wenn sie noch was vom Kampf haben wollten. Bei Thorben schien das Zeichen die Kontrolle übernommen zu haben, er war unglaublich schnell bei den Bogenschützen. Irritierend waren die beiden Kinder oder jugendlichen mit Gambeson und Schwertern. Was sollte das denn werden. Wir konnten den Pfeilen gut ausweichen und zwangen die Schützen in den Nahkampf. Xeraan der Feigling war hinter ihnen und leider auch außer Reichweite von Lucio und Shiahan.
Als der Magier einen Befehl zu den Kindern hinüber rief, es war etwas mit Yak oder Yok Monolith, da erwachten in ihnen scheinbar Dämonen. Die Leiber der armen Kinder wurden aufgerissen, deformiert und Tentakeln und andere Extremitäten wuchsen ihnen augenblicklich. Sie flehten uns im letzten Augenblick ihrer Menschlichkeit an, sie zu töten und zu erlösen.
Der Kampf gegen die drei menschlichen Schützen war keine große Herausforderung, die dämonischen Kinder waren aber schwere Gegner, immer wieder schlossen sich geschlagene Wunden und auch unsere magischen Waffen waren nur im geringen Maße wirksam. Als wir sie jedoch endlich bezwungen hatten und wir unsere Rechnung mit Xeraan begleichen wollten, zauberte dieser – wie damals – einen Transversalis und verschwand. Feige, verkrüppelte Ratte.
Da Larati nicht da war, blieb es an mir, den Totensegen über den Gräbern der gefallenen zu sprechen. Bei den Kindern betete ich inständig, dass ihre Seele wenigstens den Weg in die Paradiese finden würde, wenn ihr Leben auf Dere schon die Hölle gewesen war. Bitte Gevatter Phex, nenne mir deinen Preis dafür, dass sie reingewaschen von allen Süden in himmlischen Gefilden Ruhe finden.
Nach meinem Gebet nahm ich mein kleines Büchlein zur Hand, das waren die Totensegen 167 bis 172. Die Seite mit den Totensegen wurde immer voller, füllte sich mit den dunklen Kohlestrichen und wurde immer weiter in die Farbe des Herren des Todes getaucht. Stand der Geburtssegen: 1, der kleine Bub auf Maraskan in dem Dorf war bisher der Einzige, den ich in der Gemeinschaft der Zwölf mehr oder weniger willkommen heißen durfte. Die Eltern waren Rur und Gor Anhänger, doch sie sahen den Segen als Geschenk und Glücksbringer und ich bin ihnen gerade in Momenten wie diesen dafür unglaublich dankbar. Ich hoffe, es geht ihm gut, gerade mit dem Wissen, das Borbarad auf Maraskan ist, wuchs meine Sorge um sein Wohl ergehen mehr. „Mögest du glücklich aufwachsen, friedlich leben und im hohen Alter umringt von deiner Familie schmerzfrei und mit einem Lächeln entschlafen“. Ich merkte Maras Blick auf mir und schluckte den bitteren Schmerz runter. „Wir müssen aufbrechen“, sagte ich „Ich will nicht die Nacht in diesem verdammten Wald schlafen“.
Shiahan hatte, während wir anderen die Toten bestatten einen Luftelementar als Wächter für den Kreis gerufen, dieser sollte ihn alarmieren, wenn hier jemand auftauchen würde. Wir waren uns nicht sicher, ob Xeraan nur hinter dem Druiden oder hinter dem Kreis her war und warum er es überhaupt war, war die nächste große Frage. Wir nahmen das Pferd mit, dass der Magier zurückgelassen hatte. Die Bauersfamilie würde dafür sicher Verwendung haben.
Wir kamen weit nach Einbruch der Dunkelheit bei dem Bauernhof an und wir waren froh, als man uns zu dieser Zeit nicht nur öffnete, sondern scheinbar heißen Eintopf mit Fleisch für uns vorbereitet hatte. Scheinbar hatten sie die Münzen schon gefunden, so sehr, wie sie sich bemühten. Es war schön so willkommen geheißen zu werden und es vertrieb nicht nur die Kälte aus den Knochen, sondern auch aus dem Herzen. Wir brachen am nächsten Morgen gestärkt und aufgewärmt auf und bekamen sogar noch Proviant mit. Als wir diesen mit dem Pferd bezahlten fiel die Bäuerin fast in Ohnmacht, die Diskussion, dass sie das Tier nicht annehmen konnten, beendete Mara rasch. Wir hatten schließlich eine weite Strecke vor uns und mussten dabei über den Pass… im Winter… bei Schneefall. Was für eine seltenblöde Idee, keiner von uns wollte es wirklich, doch jeder spürte, wie wichtig es unserem Druiden war. Selbst Sherianus schloss sich diesem Ritt an, obwohl er genauso gut in Warunk auf uns warten hätte können. Das wertete ihn auf jeden Fall auf in unserem Ansehen.