Lucio von Fasar - Schwarzmagier (Fasar: Akademie der Geistigen Kraft) 1. Gezeichneter Kalgox, Sohn des Arngrimm - Ambosszwergischer Schmied und Mondschatten 4. Gezeichneter Larati Vaharada - Zahorische Schöne der Nacht und Vertraute der Eidechse 2. Gezeichnete Mara von Garan - Albernische Schwertgesellin nach Adersin Shiahan Kevendoch - Albernischer Sumudiener Thorben Bjoernson - Thorwalscher Pirat und Hetmann 3. Gezeichneter
Schon am ersten Reisetag trennten sich unsere Wege, Mara, Shiahan und Thorben ritten nach Norden und ich ritt mit Larati und Lucio nach Kunchom zu den Magiern. Der Schrecken von Borbra steckte uns noch tief in den Knochen und kaum einer von uns sagte ein Wort. Selbst unsere kleine Quaseltante Larati war in sich zurückgezogen. Mir kam der Weg unglaublich lange vor und ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Sieg über Abu Terfas kein wirklicher Sieg war, wir hatten zwar einen Schrecken verhindert, aber wenn wir wirklich Borbarad in die Hände gespielt hatten, wäre das unter Umständen noch viel schlimmer.
Mara, Shiahan und Thorben waren nach Nordern unterwegs, sie wollten alle ein wenig Heimatluft schnuppern nach den schweren Erlebnissen der letzten Monate. Ich konnte es ihnen nicht verdenken, die Ereignisse lagen schwer auf unseren Herzen und ich war froh als Larati und Lucio auf seine Anwesenheit in der Akademie verzichteten. Mir war nicht nach hochtheoretischem Geschwafel der Magier. Ich ließ das Pferd beim Gasthaus, machte mich frisch und ging zum Tempel des Mondschleiers auf dem Basar, ich musste dringend Ruhe finden in der Meditation und brauchte die Nähe meines Herren. Ich warf eine Goldmünze in die Opferschale am Eingang, nickte dem jungen Schatten zu und zog mich in einen der Alkoven zurück, den Vorhang zu und genoss die Stille und die Kühle hier. Nach einigen Minuten zündete ich Räucherwerk an, dass ich auf dem Markt erstanden hatte und versetzte mich in eine tiefe Meditation. Wie lange war es her, dass ich dafür wirklich einmal richtig Zeit gehabt hat… viel zulange auf jeden Fall.
„Herr, führe mich heraus aus der Dunkelheit, gib meinem Herzen die Freiheit zurück und befreie es von den Ketten der Schwere, die es umgeben. Wir, deine treuen Diener, wirken unsere Taten im Schutze der Dunkelheit, kaum einer kennt unsere Namen, unsere Gesichter und weiß, was wir für Sie in Deinem Namen tun. Wir jagen dort, wo deines Bruders Licht nicht hin fällt und der ehrenvolle Kampf Deiner Schwester kein Weg ist. Wir sind Diebe, Jäger, Assassinen… Richter und Vollstrecker und für Deine Feine der letzte Anblick, bevor der dunkle Vorhang für immer fällt. Wir sind Deine Augen und Ohren, so wie Deine Klinge. Wir wissen, wann wir bare Münze verlangen, wann ein Gefallen und wann es nicht mehr um das schnöde Belangen des Einzelnen geht. Wir wissen, warum wir Dir dienen und das Du uns immer nah bist, uns begleitest, uns herausforderst, aber auch über uns wachst. Dies hast Du seit meinem Versprechen in Fasar getan, als ich mein neues Leben in Deinen Reihen begonnen habe als kleiner Grauling.
Deiner Nähe konnte ich mir immer bewusst sein, ich konnte mich auf Sie genauso verlassen, wie auf meine Rüstung, meine Axt und meine Freunde. Mit Deiner Kraft im Herzen trat ich Vampiren entgegen, kämpfte gegen Dämonen, spuckte Borbarad, Tharsonius, Assarbad oder wie immer er sich nennt in die Suppe. Wir brachten böse Magier zu Fall, verhinderten Portale der Erzdämonen in diese Welt, standen für die ein, die es nicht selbst konnten und selbst Deine wunderschöne Schwester erschien uns und wir halfen ihr, ihre Lieblingsstadt zu retten. Der Rabe gab uns den höchsten Segen Deines Bruders und er wirkte fast wie ein Fluch. 2 Geburtssegen habe ich seit dem erteilt… und 137 Totensegen, wenn ich die Körperteile richtig zugeordnet habe und mich nicht verzählt habe. Ich habe mehr Leid als Freude gesehen und ich habe die Aufgabe erfüllt, wie es von mir verlangt wurde, denn ich tat all das mit Dir im Herzen, denn Du bist mein Gott, mein Herr, mein leuchtender Stern in der Dunkelheit.
Ich habe alles ertragen, jede Herausforderung gemeistert, denn ich war mir sicher, du wirst mich nie verlassen, doch genau das hast du getan. Du warst nicht DORT, ich habe Dich gerufen, doch Du hast nicht geantwortet. Ich habe Dich nur um eines kleines Zeichen gebeten, dass ich nicht ungesehen falle, wenn wir nicht bestehen sollten. Ich wollte sicher sein, dass Du mich siehst, was ich für Dich, Deine Geschwister, ja die verdammte Menschheit dort an der Seite mit meinen Freunden riskiere – wieder einmal. Doch an dem dunkelsten Ort, den ich je betreten habe, da warst Du nicht da. Ich war in einer Dunkelheit, die sich nicht wie bisher wie dein schützender Mantel angefühlt hat, sondern wie ein Grab – mein Grab. Fern von meinem Gott, fern vom Schmiedefeuer meiner Heimat, fern von allem was mir Gut und Wichtig war – doch meine Freunde, sie, ja sie waren da. Ich wünschte Du hättest gesehen, wie wir gestritten haben, es war der härteste Kampf, seit Beginn unserer Reise, der wohl härteste Kampf meines Lebens, auch wenn mich die verdammten Oger von Warunk schon einmal Golgaris Schwingen haben hören lassen. Keiner von uns ging ohne Wunden heraus und unsere von Mada gesegneten Streiter waren ohne Macht am Ende, doch wir gingen siegreich hervor, glaube ich, denn ich zweifle. Wieso fühlt es nicht an, wie ein grandioser Sieg? Wir haben die Öffnung des Tores der vielfarbigen Verräterin des Lebens verhindert, haben Bruder Zadikhar gerettet, Tharlisin von Borbra – zum zweiten Mal, haben den Fluch der Felder zerstört und wie es scheint trage ich das vierte Zeichen, dass mich stark an Dich erinnert her, auch wenn es zwergischer Machart zu sein scheint.
Was bin ich für ein Narr gewesen…. Vergib mir Meister der Rätsel, dass ich an Dir gezweifelt habe und Deiner Liebe zu Deinem Diener. Natürlich warst du es, der mir den Handschuh, das vierte Zeichen wortwörtlich vor die Füße hat werfen lassen, dass auch ein Stümper wie ich es nicht übersehen konnte. In der Optik meines Volkes, so fein gearbeitet, dass Du Dir zu 100 Prozent sicher sein konntest, dass ich es einstecke und Du bei mir bist, wenn Du mir anders nicht mehr nahe sein kannst, weil wir zu tief in die Spähren der Verdorbenheit vorgedrungen waren. Aber Du warst da, warst an meiner Seite und standest mir bei. Vergib mir, dass ich zweifelte, Deine List nicht erkannte und mich schwach wähnte. Du hast hervorragend gespielt Gevatter, ich verbeuge mich und erkenne an, dass Dein Vorgehen von unglaublicher – göttlicher - Raffinesse war. Ich gelobe Dir erneut meine Treue und werde alles daran setzen, die nächste Herausforderung nicht nur zu meistern, sondern Dein Wirken zu erkennen. Vergib diesem Narren, dass er nicht uneingeschränkt Vertrauen in Dich hatte, es wird nicht wieder vorkommen. Ich habe noch viel zu lernen und ich werde es nun mit noch größer Begeisterung tun. Nimm diese zwei Türkise, ich trage sie seit dem Orkenland mit mir und möchte sie Dir heute widmen, einen für Dein herausragendes Spiel und einen als Entschuldigung für meine Torheit. Lass mich weiser werden in meinen Entscheidungen und in meinem Handeln, damit ich die Geheimnisse des Lebens erkenne und das Beste aus jeder Situation schöpfen kann, so wie es Dein Wille ist Herr der Schatten. So sei es.“
Das Räucherwerk war längst aus, der Rauch hatte sich verzogen, nur noch der schwere irdene Geruch lag mir in der Nase. Ich musste mindestens zwei Stunden meditiert haben. Lächelnd streckte ich den Beutel mit dem Kräutern ein, stand auf und sah noch mal zum Tisch zurück, die beiden Edelsteine waren schon verschwunden. Zufrieden nickte ich und ging sichtlich erleichtert aus dem Tempel heraus. Natürlich war Phex immer bei mir gewesen, er hatte mich getestet und ich war wie ein Grauling durch die Prüfung gefallen. Ich musste selbst über meine Dummheit lachen. Im Vorbeigehen erleichterte ich einen Händler um seine Börse, als dieser gerade sich mit unverschämten Preisvorstellung daranmachte einen Bauern übers Ohr zu hauen, dann warf ich die Börse einem Straßenjungen zu und zwinkert, dieser riss staunen die Augen auf und lief dann schelmisch grinsend mit seiner Beute davon. Auf zu Larati und Lucio, den Tag können mir nicht mal mehr die Magier versauen. Lucio diskutierte tagelang und fand kein Ende, ich hatte mehr und mehr das Gefühl, er wollte nicht nach Punin. Ich tat worum man mich bat und aktivierte die Kugeln. Meinen Handschuh würde ich nicht hierlassen, es schien, als wäre er das wahre vierte Zeichen und nicht nur die zwergische Machart kam mir so sonderbar vertraut vor, es war auch, als wäre er mit der gleichen Energie gesegnet, wie mein Schmiedehammer, die Handschuhe und jeder Altar des Herren der Rätsel. Phex hatte mit Sicherheit seine Finger hier im Spiel. Sollte es ein Zeichen sein, dass alle Zeichen einem der Götter zugeordnet werden können. Das muss ich mit Larati mal diskutieren und den anderen.
Ich führte mit meinen beiden Gefährten lange Gespräche und ich war froh, dass ich Ihnen wenigstens etwas Mut und Hoffnung zurückgeben konnte, doch Larati hatte schwer an den Folgen von Borbra zu knappern. Meine kleine Gigramash tat mir wirklich von Herzen leid.
Nach gut zwei Wochen hatten wir Lucio so weit breitgeschlagen, dass es endlich nach Punin ging. Wir machten eine Nacht halt in Borbra und Larati suchte das Gespräch mit dem Geweihten. Sie sprachen wohl die ganze Nacht und es schien ihr etwas besser zu gehen danach. Da die Gasthäuser von Soldaten besetzt waren, die immer noch Jagd auf die letzten Chimären machten, kamen Lucio und ich bei einer Großfamilie unter, die uns mehr als gut versorgten. Ich glaube sogar, sie wollten die älteste Tochter mit Lucio verkuppeln, doch unser Magier stand total auf dem Schlauch. Schade, hübsch war sie uns sie störte sich nicht mal an dem Auge. Wir holten in Fasar noch ein paar Sachen raus und ich schaute in der Schmiede nach dem Rechten. Mein Geselle war fertig mit seiner Ausbildung und ich ließ ihn das Geschäft in meiner Abwesenheit übernehmen gegen einen gewissen Anteil.
Kaum waren wir in Punin eingetroffen und hatten die Zimmer im Rashtullswall bezogen, stand die blinde Dienerin des Rabens im Gastraum Solva. Wie immer war ihre Begrüßung kurz und jagte mir einen leichten Schauer über den Rücken. Das Mädchen musste eine extreme Verbindung zum Gott des Schweigens haben, blind wie sie war, hatte ich doch das Gefühl, dass sie besser sehen konnte als wir alle zusammen. Gernot von Mersingen würde uns erwarten und schob drehte sie sich um und ging wie selbstverständlich voraus. Natürlich folgten wir, wenn auch sichtlich verwirrt. Im Rabentempel angekommen ging es dieses Mal nicht so tief in das Allerheiligste, sondern in eine schlichte Schreibstube.
Der Golgarit dankte uns mit wenigen Worten im Namen des Rabens und deutete an, dass der Rabe ein weltliches Geschenk für uns vorbereitet hatte. Mehr Informationen waren hier scheinbar nicht zu bekommen und so statteten wir kurz noch Bericht ab über Borbra und Abu Terfas und folgten dann wieder Solva aus dem Tempel, durch die Stadt bis nach Oberpunin. Wir gingen auf ein Tor zu einer der Villen zu und mit ihrem Stab schlug sie dagegen, woraufhin es umgehend geöffnet wurde. Der Wächter grüßte sie und auch uns, wir wurden als „Die neuen Herrschaften“ vorgestellt. Uns allen viel die Kinnlade runter, bitte was? Herrschaften? Wir? Der Verwalter Hakim al-Ahmar brachte einige Momente später Licht in die Angelegenheit. Die Villa gehörte der Boronkirche und mit einem Schreiben des Raben persönlich wurde uns diese auf Lebenszeit als Wohnung übertragen. Selbst für die Kosten des Personals würde die Kirche im ersten Jahr aufkommen. DAS nenne ich mal eine richtige Belohnung, da kann sich die Kirche vom Fürsten der Götter gerne mal eine satte Scheibe abschneiden und denen haben wir mehr als einmal unter die Arme gegriffen. Hakim überreichte uns Bürgerbriefe der Stadt und dabei kam raus, das Lucio wohl aus Punin kam und sogar aus einer angesehenen Familie. Ein Umstand den er wohl gerne für sich behalten hätte. Zu spät mein Freund…
Unser Verwalter führte uns durch die Villa und stellte uns das Personal vor. Wir haben neben ihm eine tolle Köchin – Jasmina – mit ihrer süßen und frechen Tochter Lina. Zarifa hält das Haus in Schuss und liest einen jeden Wunsch von den Augen ab, Abdel und Karim passen auf das Anwesen auf und sind für das Tor zuständig und Kosi kümmert sich um den Garten und die Stallungen.
Die Villa ließ kaum einen Wunsch offen und bot für unsere Gruppe genügend Platz und das Beste war, dass im hintersten Teil des Anwesens eine kleine Schmiede für die Pferde war. Es würde sicherlich ein paar Dukaten kosten und jede Menge Arbeit, aber ich bin mir sicher, ich krieg da was hin, dass ich damit auch meine Klingen hier schmieden kann. Ich verbrachte hier die nächsten Tage und hatte sichtlich meine Freude. Lucio nervte ständig, wir müssten uns bei den Nachbarn vorstellen, es gäbe sogar Einladungen zum Tee…. Scheint hier etwas wichtiges zu sein, der „Tee“.
Damit er mich in Ruhe lassen würde, willigte ich ein und ließ mich sogar neu einkleiden, auch wenn ich mir albern in diesem Stoffklamotten vorkam, ich weiß nicht, was er gegen meine polierte Rüstung hatte, aber scheinbar war das nicht passend für „Tee“. Also aufgehübscht wie eine Schindmäre beim Rosstäuscher ging es zu einem älteren Ehepaar, dass als erstes auf der „Tee-Liste“ stand.
Die Götter mögen mein Zeuge sein, das war meine letzte „Tee-Party“, also erstmal es gibt da wirklich nur Tee. Meine Frage nach etwas Stärkeren hat Lucio fast wahnsinnig werden lassen. Aber die Krönung war dann, dass ich mit diesem „edlen Stoffgürtel“ – neuester Schrei der Vinsalter Mode, an der verdammten Armlehne hängengeblieben bin, diese deutlich stabiler als dieser Vinsalter Mist war und mir dann der Gürtel gerissen und die Hose ob des Goldbeutel schneller zu Boden ging als ich schauen konnte. Nun ja…. Ich bin wohl für einige Zeit hier DAS Gesprächsthema in gewissen Kreisen, zum Glück ist mein Bart lang genug, um meinen „Zwergenhammer“ zu verdecken. Die alte Dame brauchte auf jeden Fall daraufhin etwas Stärkeres zu trinken und als ich Lucio nur sagte „Siehste, die haben auch Schnaps“ hat er mich eilig nach draußen geschoben – wobei ich mit beiden Händen die Hose oben halten musste und ist wieder rein um sich zu entschuldigen.
Fazit: 1. Ich bleibe bei Lederhosen und Ledergürtel 2. Tee-Party in Punin, bedeutet wirklich nur Tee und ist nicht zu empfehlen 3. Lucio hat versprochen mich nie wieder zu einer Tee Party mitzunehmen 4. Vinsalter Mode brennt wie trockener Zunder! 5. Peinliche Geschichten verbreiten sich in dieser Stadt noch schneller als in Fasar.
Die nächsten Tage war ich mit meiner Schmiede beschäftigt, Lina leistete mir oft Gesellschaft, scheinbar floh sie förmlich vor dem Küchendienst, aber ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich mochte die Kleine – naja eigentlich war sie mit ihren 8 Jahren fast größer als ich. Alle im Haus waren herzensgut, nur unser Verwalter war sehr steif. Er kam mit unserer lockeren Art nicht wirklich zu Recht und war froh, dass wenigstens Lucio auf förmliche Anrede und das ganze Gehabe stand. Wenn erst Thorben und Shiahan hier wären… naja Mara würde die Edelquote wieder ausgleichen. Wie es meinen Freunden wohl in der Heimat erging?
Ich habe nach den letzten Kämpfen oft an Thorben gedacht, ich finde das Zeichen hat ihn stark verändert. Er wirkt kühler und unnahbarer, oft fehlt mir das freundlich naive Wesen dieses großen Thorwalers. Im letzten Kampf war er wie eine seelenlose Bestie im Kampf, unglaublich schnell und ich bin mir sicher, es lag nicht nur an diesem Axtzellzauber. Würden uns die Zeichen alle so verändern? Ich kenne Thorben nun schon so lange und ich bin froh ihn an meiner Seite zu haben, als Freund und Gefährten und als nahezu unüberwindbarer Schildwall, doch seit Maraskan ist irgendetwas mit ihm geschehen, was tief in mir Argwohn auslöst….
ENDLICH…. Eben kam der Wirtsjunge und meinte Mara und Shiahan wären im Gasthof eingetroffen. Wir gingen zu dritt um sie abzuholen und tranken das erste Bier dort um die Kehlen zu lockern. Es war so schön sie wiederzusehen. Thorben war wohl nicht mit ihnen zurückgekommen, ich hoffte trotz meiner Gedanken, er würde auch bald eintreffen. Wir brachten unsere Freunde zur Villa Amantes und überraschten sie auf die gleiche Weise, wie man es mit uns tat. Natürlich schlug die Neuigkeit entsprechend ein und beide waren sichtlich verwirrt. Wir führten sie rum und als wir gerade fertig waren mit den ersten Erzählungen, brachte der Wirtbursche Thorben zu uns. Wir waren also wieder komplett.
Wir saßen im Speisezimmer, ließen uns von Jasmina verwöhnen und tauschten die neuesten Informationen aus. Lucio das alte Plappermaul musste natürlich als erstes von der Tee-Party erzählen. Wart es ab mein Freund, ich fang hier auch mal ein wenig an nach Informationen über dich zu graben.
Wir brachten auch Thorben auf den neuesten Stand und diskutierten lange über den Sinn und den Wert des Geschenkes der Villa, Mara war hier sehr misstrauisch, sie vermutetet, dass uns das Geschenk sicher noch manchen Auftrag einbringen würde, der mit der Villa „verrechnet“ werden würde. Ganz von der Hand zu weisen, war die Sorge natürlich nicht, aber dann könnten wir im schlimmsten Fall immer noch ausziehen. Fasar blieb mir ja als Rückzugsort erhalten. Wir einigten uns darauf, erstmal hier uns gemütlich einzurichten und dann abzuwarten, was die nächsten Tage, Wochen passieren würde.
Shiahan baute sofort den Garten um und schaffte es einen Hinkelstein zu besorgen, der das Zentrum seines kleinen Druidenecks werden sollte. Außerdem baute er zahlreiche Kräuter an. Mara besuchte die hiesige Schwertmeisterschule und duellierte sich freundschaftlich mit dem Ausbilder und unterlag knapp. Der Wetteinsatz war, dass sie in der Schule ein wenig kostenlos mit unterrichten musste, ich bin mir sicher, beim nächsten Mal wird sie sich schlagen lassen. Vielleicht war unser Zechgelage am Abend auf ihre Kosten doch etwas arg.
Es war aber einfach zu schön wieder in vertrauter Runde zu sitzen und zu feiern und mal Zeit zu haben, das Leben zu genießen. Lucio kam dann im Laufe des Abends auf die Idee mit Shiahan einen ENTEN-Verkauf zu eröffnen, weil man um diese Uhrzeit keine Enten mehr bekommen konnte. Bei Phex, die beiden waren echt richtig betrunken. Am nächsten Morgen waren sie so verkatert, dass wir sie zum Kampf von Mara fast tragen mussten. Lucio hatte die halbe Nacht damit verbracht einen Plan zur Wirtschaftlichkeit vom Entenverkauf aufzusetzen. Er wusste am Morgen nur nicht mehr warum und klagte über Kopfschmerzen. Der Plan landete schnell im Feuer, schade eigentlich hätte die beiden gerne dabei beobachtet, wie sie Enten fangen würden.
Wir lebten uns immer besser im Haus ein und es war wirklich entspannt. Zahlreiche Einladungen trafen ein, scheinbar wollten etliche Leute die Günstlinge der Boronkirche und neuen Nachbarn kennenlernen. Oftmals war ich nicht auf der Liste der eingeladenen, genau wie Thorben. Aber wir beide hatten damit weniger das Problem.
Eines Morgens traf eine weitere Einladung ein, diesmal nicht aus Punin direkt, sondern von einem Händler, der hier auch ein großes Kontor hatte. Quendan Gorbas lud uns nach Eslamsgrund ein, er wollte mit uns Gespräche führen und ein Angebot unterbreiten. Nun gut, warum nicht, es war nicht allzu weit und unseren Pferden würde es auch mal gut tun, mal wieder sich zu bewegen. Als wir darüber sprachen, erzählte Shiahan, dass er das Pferd verkauft hatte. Warum, wollte er uns nicht sagen, er versprach aber uns nicht aufzuhalten.
Wir beschlossen am nächsten Morgen aufzubrechen, so konnten wir noch Besorgungen machen und ich prüfte die Hufe der Pferde. Mara und Lucio trafen sich auf eine letzte Unterrichtsstunde im Schwertkampf im Hof. In den letzten Wochen hatte Lucio sich richtig gemausert. Natürlich konnte er es noch nicht mit Mara aufnehmen, das würde er wohl nie können, aber sollte er von einem einbeinigen blinden Kind jetzt bedroht werden mit einem Stock, so standen seine Chancen 50:50 – eine deutliche Verbesserung. Nein, er machte sich wirklich gut und ich war froh, dass die Klinge ihm so gut in der Hand lag. Es war mein letzter Teil Endurium, der in diese Klinge geflossen war. Ob und wann ich je wieder etwas von diesem Metall besitzen würde, war fraglich. Aber ich hatte diese Aufgabe gemeistert. Nur noch Titanium und Eternium gab es zu meistern und bei Väterchen Angrosch, ich würde schon mehr als glücklich sein, es je zu sehen oder gar berühren zu dürfen, ich hoffe immer noch, dass mich die Wege des Fuchses eines Tages auf eine Spur dieser Metalle bringen.
Thorben war mit den Anpassungen der Rüstung auch zufrieden, seit Borbra war er… gewachsen… ich bin mir sicher, dass es mit seinem Zeichen zu tun hat. Ich konnte auch andere Veränderungen, unabhängig vom Wesen an ihm feststellen. Seine Haut wirkte beim Maßnehmen sehr trocken und wirkte was schuppenartig. Würde sein Zeichen ihn mehr und mehr verformen und wandeln ? Ich hoffe nicht.
Wir verabschiedeten uns von unserem Hauspersonal und brachen auf. Die Reise nach Eslamsgrund war unspektakulär, man merkte, dass die Firunszeit langsam näher kam. Die Praiosscheibe wärmte deutlich weniger und das Laub verfärbte sich immer mehr. In vielen Tavernen war die zweite Offenbarung von Baltrea das Gesprächsthema Nummer eins und während Bauern auf Maraskan oder die Yaquirtaler schimpften versuchten andere wirklich die Zeilen zu deuten. Wir hielten uns aus den Diskussionen raus, es würde nichts bringen und die Schrecken würden sich den einfachen Leuten früh genug zeigen. Wichtig war es mächtige Verbündete zu sammeln um Borbarad geschlossen entgegen zu treten. Vielleicht war dieser Gorbas ja ein weiteres Puzzleteil in unserer Allianz.
Das Haus Luftschloss bot uns alle Annehmlichkeiten und wir machten uns frisch um für das Abendessen vernünftig auszusehen. Lucio sang wieder mal beim Baden – etwas was ich im Gegensatz zu Mara schon leidvoll genug gehört hatte. Sie stürmte nur mit Handtuch bekleidet und Schwert in der Hand in sein Zimmer um ihn von den Dämonen zu retten, die ihn geißelten, leider habe ich das nicht gesehen, sicherlich ein sehr interessanter Anblick. Schnell wurde aber klar, dass er nicht vor Schmerzen schrie, sondern sich an einer mohischen Weise versuchte und hier nicht einen Ton traf.
Am späten Nachmittag wurden wir abgeholt, alle – naja bis auf Thorben – hatten sich richtig rausgeputzt. Nach dem Versagen des Stoffgürtels beim letzten TEE, hatte ich diesen gegen einen breiten Ledergurt ausgetauscht, er passte zwar nicht farblich, aber er hielt die Hose an der richtigen Stelle. Mara sah in ihrem Kleid umwerfend aus, viel zu oft vergaß man, dass hinter der Kriegerin und Bestientöterin auch eine elegante Dame aus hohem Haus stand.
Die Kutsche brachte uns zur Villa außerhalb der Stadt und der Empfang war sehr freundlich und Herr von Gorbas erzählte über die verschiedenen Handelsgüter und die Regionen aus denen er die Waren bezog und stellte immer öfters auch Fragen zu den Orten, die wir in den Regionen auch wohl besucht hatten. Für einen Händler war er extrem gut informiert über uns, was nicht nur mich etwas misstrauisch werden ließ. Seine Frau verstarb scheinbar als Opfer eines Beschwörerzirkels, Anhänger Borbarads wie er meinte, was auch der Grund für die Bitte nach einer Zusammenarbeit war. Die Details wollte er mit uns bei einem besonderen Glas Wein besprechen, doch da kam es nicht mehr zu.
Mit einem Mal war alles Stil, da wir diesen Effekt durch Thorbens Zauber schon kannten, wussten wir, dass hier Magie gewirkt worden war. Wir griffen zu unseren spärlichen Waffen, außer Thorben hatte niemand mehr als einen Dolch dabei. Vor dem Haus – hier wirkte die Zone des Schweigens nicht mehr – besprachen wir uns kurz. Larati und ich müssen den anderen unbedingt Atak beibringen, die Zeichensprache würde in solchen Momenten viel Zeit sparen. Shiahan, der uns auf der Reise schon mit seiner unglaublichen Verwandlungsmagie in einen Falken beeindruckt hatte, verwandelte sich nun in einen schwarzen Panther und lief voran die Treppe nach oben hinauf, wo der Gastgeber verschwunden war.
Wir fanden den Herren von Gorbas in seinem Arbeitszimmer in seinem Blut liegen, mit geöffneter Kehle und einem Mengbilla in seinem Herzen stecken. Hier war jemand entweder sehr gründlich oder panisch gewesen und hatte es mit dem Umbringen echt übertrieben. Das Arbeitszimmer war komplett durchwühlt, die Flasche Wein war – zur Freude Lucios – aber noch da, allerdings stand neben dieser eine Flasche Kukris. Sollten wir hier etwas Opfer eines Giftanschlags werden. Shiahan witterte eine Spur und sprang aus dem Fenster und war im nächsten Moment auch schon über die Außenmauer. Scheinbar beherrschte er diese Tierform auch sehr gut, er rannte hinter zwei Personen her, die zu einer Kutsche liefen, doch bevor er sie erreichen konnte, prallte er scheinbar im Sprung gegen ein Hindernis und war außer Gefecht.
Thorben und Mara eilten ihm hinterher und Thorben holte dann die Kutsche, die uns hierhergebrachte hatte, die Kutscherin war sturzbetrunken und leistete zum Glück keinen Widerstand. Larati, Lucio und ich durchsuchten das Zimmer um Hinweise auf den Hintergrund zu finden und fanden ein Schreiben, mit einer seltsamen Glyphe. Scheinbar war der Händler auch sehr aktiv im Besorgen von Giften. Als wir Thorben zur Kutsche rennen und nach uns winken sahen, liefen wir auf den Hof und sprangen in den Wagen. Thorben gab den Pferden die Peitsche und jagte mit der Kutsche aus dem Hof, schnell war Mara und der bewusstlose Panther eingesammelt. Mara nahm auf dem Kutschbock mit Platz und wir vier flogen hinten hin und her, Thorben vergaß wohl, dass eine Kutsche schneller reagierte als ein Drachenboot und wir hatten echt Probleme uns nicht gegenseitig zu verletzen bei der wilden Verfolgungsjagd durch die Nacht. Die andere Kutsche hatte deutlich Vorsprung, doch man konnte sie immer wieder sehen und hören. Nach einer Weile fuhr sie von der Hauptstraße ab und Thorben folgte ihr im halsbrecherischen Tempo, was uns beinahe umkippen ließ. Larati verwandelte sich in eine Eule um der anderen Gruppe besser folgen zu können. So hatten wir etwas mehr Platz hinten und so langsam kam auch der Panther wieder zu Bewusstsein.
Wenige Momente später jagten wir mit der Kutsche in das Tal der Kaiser, wo alle großen Herrscher Gareths ihre Ruhestätte hatten. Den Beschreibungen nach war dies eine Sackgasse, würde hier ein weiterer Hinterhalt auf uns lauern ? Verdammt, wir hatten keine richtigen Waffen, keine Ausrüstung, bis auf die Magie meiner Gefährten waren wir echt schlecht ausgestattet. Egal, wir waren soweit gekommen, umdrehen kam nicht in Frage.
Wir fanden die Kutsche und mit Laratis Eulengestalt konnten wir auch das Ziel der anderen ausmachen, scheinbar waren es drei, einer musste bei der Kutschte gewartet haben. Vorsichtig schlichen wir uns an das Grab heran und wollten diese überraschen, doch die einzigen, die wirklich überrascht waren, waren wir. VIER Personen saßen in einer Art Glaskugel und dieser veränderte sich irgendwie, schien kleiner zu werden und in einem Riss zu verschwinden, doch das schlimmste war, dass dieser Riss und mit einer unglaublichen Kraft anzog. Ich konnte unseren Panther festhalten, doch der Riss zog weiter an ihm und verformte ihn förmlich. Lucio wurde als erstes in den Riss gezogen, dann Larathi als Eule, obwohl ich sie mit aller Kraft versuchte hatte aus dem Raum zu werfen. Uns blieb nichts anderes übrig, wollten wir zusammen bleiben, mussten wir springen.
Die Welt begann sich zu drehen, wir schienen zu fallen und mit einem Mal hatte ich wieder das Gefühl in Dragenfeld zu sein, verdammt, dass musste wieder dieser Limbus sein, von dem Bernfried einst sprach. Wir wurden wie im Sog von der Kugel mitgezogen, vorbei an Schemen, dunklen Wolken und wir alle hatten mit der Bodenlosigkeit dieses Raums zu kämpfen, es schien eine Ewigkeit zu sein, als sich vor der Kugel ein neuer Riss auftat und es erst hell wurde und dann schlugen wir auf und Dunkelheit empfing uns.
Es müssen einige Stunden gewesen sein, die wir ausgeknockt waren, der Boden war kalt und die Kälte war durch diese feine Stoffkleidung schon in meine Knochen gekrochen. Mir war speiübel von der Reise durch den Limbus als ich meine Augen versuchte zu öffnen. Um uns herum standen ein gutes Dutzend Menschen, alle in schwarze Roben gekleidet mit dem Symbol einer weißen Hand. Einer von Ihnen hatte eine Frisur, so bunt wie wir nach den Käfern auf Maraskan. Überraschender Weise schien das der Anführer der Gruppe zu sein, die sehr wohl wussten, wer WIR waren, da er uns als Gezeichnete ansprach und sch dann als Salpikon Savertin vorstellte, den Anführer der schwarzen Gilde der Magier. Er bat uns ihm zu folgen uns lud uns als seine Gäste ein, eine Tatsache, die sich wohl erst kürzlich geändert hatte, da wir alle ziemliche Striemen von Fesselungen an Händen und Füssen hatten. Wir wurden also während unserer Ohnmacht von Gefangen zu Gästen.
Wir stiegen unzählige Stufen hinaus und waren in einem Turm, angeblich in Mirham, der Blick über die tropischen Wälder war atemberaubend und belegte die Worte des Magiers. Er stellte uns dort eine Achaz mit unaussprechlichem Namen vor, seine Assistentin. Dann entschuldigte er sich erst einmal sehr ausführlich und förmlich für die ungeplante und sicher turbulente Reise, machte aber keinen Hehl daraus, dass er sich auch darüber freute und neugierig auf uns war und uns ein Angebot unterbreiten wollte.
Nach dem Treffen mit Gorbas war ich nicht mehr wirklich scharf auf Angebote und Wein würde ich auf jeden Fall auch ablehnen. Wir bekamen etwas Wasser gegen die Übelkeit der Limbusreise und es kam zu einem langen Gespräch mit dem Magier. Scheinbar gab es innerhalb der schwarzen Gilde und der Bruderschaft der Wissen – einem kleinen Kreis innerhalb der Gilde – eine noch kleinere Gruppe, den Bund der Schatten. Diese Schatten hatten es sich zur Aufgabe gemacht Jagd auf Borbaradianer zu machen und diese auszuschalten und so das Netz an Unterstützern des Dämonenmeisters nach und nach zu zerlegen. Auf jeden Fall ein löbliches Anliegen und da Gorbas wohl einer dieser Unterstützer war, stand auch er auf ihrer Liste. Das man uns damit das Leben wohl gerettet hatte war wohl wirklich nur Zufall. Danke Gevatter Phex.
Savertin bot uns an, in die Reihen der Schatten einzusteigen, da wir, neben ihnen, als Einzige bisher Erfolge gegen den Dämonenmeister erzielt hatten. Er wollte uns mit in die Operationen der Bruderschaft einbinden, was insbesondere bei Mara auf Widerstand stieß. Er erzählte dann nur noch wenig und schenkte uns eine Stunde Beratungszeit, wir sollten uns gut überlegen, ob wir nicht auf die Vorteile des Bündnisses sehen würden. Wenn wir ablehnen, würde man uns zurück nach Eslamsgrund bringen und jeder würde seinen Weg gehen. War es wirklich so einfach ?
Wir berieten uns und diskutierten und es war nicht einfach einen Konsens zu finden. Zum Einen wollten wir uns nicht fest in eine Befehlshierarchie zwängen lassen und auf Kommando zu Morden ohne dass wir sicher waren, dass derjenige auch wirklich den Tod verdient hatte, war nicht mit unseren Werten vereinbar. Wir mussten also verhandeln, aber wir waren immerhin die Gezeichneten, hatten einen Ruf und Wert, der ihm bekannt war, also war die Verhandlung aus keiner so schlechten Position heraus.
Magus Savertin kam nach einer Stunde zurück und wir diskutierten mit ihm unsere Bedenken. Er war scheinbar nicht überrascht, dass wir ohne Diskussion nicht zustimmten und jeder einzelne Punkt wurde ausführlich verhandelt. Ärgerlich für uns war, dass wir nicht nach Punin zurückkehren konnten. Dieses Artefakt für die Limbusreisen war scheinbar nicht für hin und herspringen geeignet. Es bot nur eine Möglichkeit zu einem Zielort zu reisen und dann wieder zurück, ehe es sich aufladen musste, man konnte uns also im Bedarfsfall nicht einfach holen. Außerdem mussten wir wohl eine gewisse Ausbildung erhalten um die Nebenwirkungen des Limbus zu reduzieren. Dafür konnten wir in dem Punkt Ausschalten von Zielen uns darauf einigen, dass wir stehts einen Mord auch ablehnen konnten und das Ziel zur Befragung nach Mirham bringen konnten und uns begleitende Agenten uns nicht daran hindern würden, wir sie aber auch nicht hindern würden, wenn sie ein Ziel ausschalten würden. Ein Balanceakt auf einem Seidenseil würde das im Notfall werden, wenn es wirklich zu einer fragwürdigen Situation kommen würde.
Die Vorteile des Bündnisses mit Savertin waren aber allen klar, scheinbar war er einer der wenigen die nicht nur an die Rückkehr glaubten, sondern schon mit eigenen Mitteln den Kampf aufgenommen hatte. Das war endlich mal etwas Neues und so schlugen wir in den Handel ein.
Wir wurden von Mitgliedern des Bundes der Schatten durch die Akademie geführt, nachdem man uns im Basaltturm Quartiere zugewiesen hatte. Diese entsprachen zwar nicht unbedingt dem, was wir von daheim gewohnt waren, aber sie waren in Ordnung und immerhin sauber. Die Akademie war am zum Großteil von Dschungel umgeben und bot einen fantastischen Ausblick, auch wenn bei den tropischen Klimaverhältnissen alle automatisch an die Strapazen von Maraskan denken mussten.
Vier große Türme bildeten den wichtigsten Teil der Akademie, einer davon war über 40 Schritt hoch und wahrlich ein beeindruckendes Bauwerk. Die Magie war hier überall allgegenwärtig und präsentierte sich in Form von zwei Lehmgolems als Turmwächter, einem Baumgolem als Bücherreicher in der Bibliothek, diversen Chimären, Elementaren und allen möglichen kleinen magischen Effekten und Gegenständen. Es war wirklich beeindruckend.
Da in Mirham Fremde sehr schnell auffallen würden, bat man uns nicht als geschlossene Gruppe und vor allem nicht in so schwerer Rüstung umher zu laufen, das würde nur Aufmerksamkeit erregen. Gerade mir wurde empfohlen mehr Zeit in der Akademie zu verbringen als in der Stadt, da Zwerge hier sehr selten waren. Gleiches galt natürlich für Lucio mit seinem Auge, doch da der noch andere Probleme hatte, war das wohl unser kleinstes Problem. Wenige Stunde nach unserer Vereinbarung begann Lucios Haut durchsichtig zu werden und das eigene Fleisch zu offenbaren. Die Magier waren nicht wirklich überrascht und erklärten, dass er sich eine spezielle Art des Schwunds eingefangen hatte, die ihn für einige Tage außer Gefecht setzen würde und dabei zu Unsichtbarkeit führen würde, allerdings… langsam…eklig und nunja…. Auf die gleiche Art würde er auch wieder sichtbar werden. Von außen nach innen und dann wieder von innen nach außen zurück. Für Anatomen sicherlich interessant und auch für Assassinen, so konnte man die empfindlichen Organe am lebenden Objekt studieren. Mara und mir schlug dieser Anblick Lucios jedoch etwas auf den Magen und wir lehnten weitere Lehrstunden an ihm ab.
Die anderen Mitglieder der Schatten wurden uns vorgestellt und boten von freundlich bis eigenbrötlerisch alle Facetten, aber natürlich waren wir erstmal Fremde und die Natur dieses Unternehmens macht jeden Fremden verdächtig. Damit würden wir leben können und müssen, auch für uns war es ein Wagnis. Gerade erst hatten wir ja in Eslamsgrund erlebt, dass man uns auch gerne tot sah.
Mara, Larati und Thorben machten sich nach ein paar Tagen auf, die Stadt zu erkunden und berichteten dann von ihrem Besuch im al’anfanischen Boronstempel, scheinbar der einzige Tempel der Stadt, dass Larati die Wasserpfeife da wohl nicht bekommen war. Sie hatte danach alle Farben extrem verstärkt wahrgenommen, das Sonnenlicht blendete sie extrem und die Kopfschmerzen nach dem Rausch waren wohl auch nicht von schlechten Eltern. Selber schuld kleine Eidechse.
Die Tage in Mirham vergingen recht schnell, wir konnten uns frei bewegen und verbrachten viel Zeit in der Bibliothek oder in Unterweisungen bezüglich dem Reisen mit diesen Artefaktkugeln, von den es wohl zwei gab, wobei die andere schon arg gelitten hatte im Limbus. Es gab auch Unterweisungen in die verschiedenen Gifte und deren Gegenmittel, ein Thema, was bei Mara nicht gerade auf Begeisterung stieß. Weiterhin war sie sehr kritisch dem ganzen Unternehmen gegenüber eingestellt. Es kam mir zumindest so vor. Richtig aufblühen tat sie nur in den Kampfübungen mit Thorben und mir, es tat ihr gut, mal die Energie rauszulassen. Lucio war bereits wieder in einer Phase der Rückkehr, aber ich vermied es ihn groß zu besuchen. Der Anblick war einfach nichts für mich. Aber da sich gut um in gekümmert wurde, war das aus meiner Sicht auch nicht notwendig, er war alt genug und brauchte keinen Angroshim, der ihm die Hand hielt beim Genesen.
Meister Savertin ließ uns zu einer Besprechung rufen und erklärte uns, dass über einen Schmied, der scheinbar mit Borbaradiandern verkehrte, eine Information über einen bekannten und schlachterfahrenen Söldner aufgedeckt worden waren. Während eines Jagdausfluges der Fürstin Kusminas von Kuslik wollte man ihn kontaktieren. Gesiegelt war der Brief wieder mit diesem Siebenstern, der scheinbar das neue Symbol Borbarads war. Unsere Aufgabe sollte es sein, über einen Kontaktmann an der Jagd teilzunehmen, den Söldner zu beobachten und dann bei einem Zusammentreffen mit den Borbaradianern entscheiden, wie wir weiter vorgehen würden. Um uns zu beweisen, das man uns vertraute und uns auf Augenhöhe sah – das war ja einer der Verhandlungspunkte von uns – sollten wir nur von einer Magierin begleitet werden, die die Kugeln lenkte. Somit lag es also in unserer Hand zu zeigen, wie wir mit der Sache umgehen würden.
Für die Jagd wurden wir mit entsprechender Kleidung und passender Ausrüstung versorgt und Mara verteilte die Rollen für die Tarnung. Sie selbst ging als Merwen von Wegen, Shiahan würde sich als Falke tarnen und aus der Luft observieren, Larati ging als Zofe Leila ihrer Herrin zur Hand und Thorben – Swaranir - und ich – Belrom Sohn des Belrog - bekamen den Stempel exotisches Gefolge in Form Leibwache und Zwerg für alles Grobe. Ich war gespannt, wie die Gesichte bei Meister Savertin ankam, doch er nickte sie ab. Durch die Magier erhielt Mara noch eine andere Haarfarbe und die magisch begabten von uns wurden unter einem Schleider der Unwissenheit verborgen, da mit Magiern im engen Gefolge der Fürstin zu rechnen war. Ich muss schon sagen, der Bund der Schatten verfügte über tolle Mittel und schien auch bei jedem Einsatz aus dem Vollen zu schöpfen, sie schienen wirklich ihren Job zu verstehen.
Die Reise durch den Limbus in der Kugel war deutlich entspannter als in Ihrem Sog zu reisen und ich versuchte mich mit Meditation zu sammeln, da mir dieses Wabern dennoch auf den Magen drückte. Wir tauchten aus dem Limbus in einem Wald wieder auf und die Kugel erhitzte sich augenblicklich extrem, ein Defekt des Artefaktes, der beinahe zu einem Waldbrand geführt hätte, doch wir konnten das glimmende Laub umgehend löschen und austrampeln. Warum hatte man uns auf solche Sachen nicht vorbereitet. Doch egal, wir hatten kaum Zeit um die Kugeln zu tarnen und Shiahan die Möglichkeit zu geben, seine Falkengestalt anzunehmen, da tauchte auch schon unser Kontaktmann Rhodeon die Savertin-Shoy’Rina, der Gesandte Mirhams im Horasreich – somit eigentlich die Augen Al’Anfas – mit unseren Pferden auf. Mara musste sich ob dessen Arroganz ein wenig bremsen. Seit der Geschichte daheim mit dem Fürsten und ihrer Familie war sie ziemlich schnell dabei hochzufahren und giftiger als jedes Vieh auf Maraskan zu werden. Das was Thorben seit dem dritten Zeichen an Emotionen verloren hatte, hatte Mara an Emotionen in gewissen Bereichen dazugewonnen.
Mirhiban blieb bei der Kugel zurück, um diese zu tarnen und zu bewachen, dieses mächtige Artefakt irgendwo alleine zurückzulassen war einfach zu gefährlich. Wir trafen auf die Jagdgesellschaft am Rande des Waldes und mischten uns ein wenig unter die Leute, blieben dabei natürlich immer in Reichweite unserer „Herrin“. Unsere Zielperson Perdido Dorkstein war schnell ausgemacht, ein wahrer Hüne, der mit wachem Blick durch die Leute ging, scheinbar auf der Suche nach seiner Kontaktperson und ebenso scheinbar ohne großen Erfolg. Die Orden an seiner Brust zeigten uns aber, dass mit diesem nicht gut Kirschen essen war und das er sein Handwerk meisterlich verstand. Seine Rüstung wirkte auf mich auch von besonderer Qualität, ebenso seine Waffe. Er wusste auf jeden Fall, wie wichtig gute Material war in so einem Beruf.
Die Treibjagd begann und durch unseren Falken in der Luft konnten wir Dorkstein ständig im Auge behalten. Mara erlegte – damit unsere Rolle hier glaubhaft blieb – einen dieser riesigen Hasen. Kurz danach musste unser Falke Mara retten, denn er hatte aus der Luft eine Giftschlange in ihrem Weg entdeckt und diese im Sturzflug gefangen, getötet und ihr dann in die Hände geworfen. Ich verstehe die beiden manchmal nicht wirklich. Auf der einen Seite haben sie offensichtlich viel für einander über, aber auf der anderen Seite tun sie alles um zu zeigen, dass sie das nicht haben. Wollen sie nicht wahr haben, dass die Götter sie scheinbar nicht nur aus dem Grund Borbarad zusammen auf einen Weg geführt haben oder spielen sie uns was vor oder verstehe ich dieses ganze Gehabe der Menschen wieder falsch. Ich frage mich so oft, warum sie um den heißen Brei herumtanzen statt Nägel mit Köpfen zu machen, da ihnen doch deutlich weniger Lebenszeit vergönnt ist als uns Angroschim, aber egal, zurück zur Jagd. Die Jagd führte uns in Richtung der versteckten Kugeln und Shiahan zeigte sich der Magierin und bot ihr die Gelegenheit sich selber schnell in einem Graben zu verstecken um nicht entdeckt zu werden. Wir waren jedenfalls sichtbar angespannt, als wir nicht unweit der Kugeln über die Wiese ritten.
Zu Mittag gab es eine kleine Rast an einem Bauernhof und hier schien Larati kurz aufgeflogen zu sein oder beinahe, wir waren uns nicht sicher. Sie jedenfalls war sich sicher, dass jemand versuchte hatte sie mit einem Zauber zu …. Ja, da war sie sich nicht so sicher, was genau das für ein Zauber war. Vielleicht hatte man nur geschaut ob sie magisch begabt war oder jemand hatte versucht sie anzugreifen oder zu beherrschen. Sie war sich aber sicher, dass der Zauber nicht die gewünschte Wirkung entfaltet hatte. Wir mussten also noch vorsichtiger sein.
Die Jagd endete mit einem Fest aller Beteiligten und wir konnten bis zu diesem Moment keine Kontaktaufnahme zu Dorkstein feststellen, auch wenn wir ihn fast durchgehend beobachtet hatten. Vielleicht hatte man ihm eine Nachricht zukommen lassen im Gewühl der Mittagspause, da konnten wir nicht sicher sein, aber ein Gespräch gab es definitiv nicht, das ausreichend lange für eine Anwerbung war. Weit vor dem Ende der Festlichkeiten setzte sich der Söldner alleine Richtung Kuslik ab und wir machten uns auf, ihm zu folgen. Shiahan war mittlerweile fast den ganzen Tag in seiner Tiergestalt unterwegs und so langsam machte nicht nur ich mir sorgen, wie lange er das machen könnte. Doch scheinbar reichte es noch dem Söldner zu folgen bis zu seiner Villa. Er konnte die Übergabe eines Medaillons beobachten, hier sollte das Gespräch wohl stattfinden. Da wir in der Stadt unseren Spion aus den Augen verloren hatten, war er auf sich alleine gestellt und beobachtete das Gespräch zwischen einer kurzhaarigen Elfe und Dorksteins. Scheinbar entdeckte diese ihn aber nach einiger Zeit und sorgte dafür, dass er sich nicht bewegen konnte. Dorkstein holte seine Armbrust und schoss auf Shiahan, der jedoch genau in dem Moment den Zauber anwerfen konnte und versuchte zu fliehen. Dabei flog er fast in die Klauen der Schädeleule, die hinter dem Haus aus einem Stapel Kleider aufstieg und ihm nachsetzte.
Unser Falke bot all sein Können auf, doch die Eule war unglaublich schnell und wenig und bekam ihn fast in ihre scharfen Krallen. Gleichzeit bekamen wir es überraschend mit dem Veteranen zu tun, der es fast spielerisch mit uns drei Kämpfern und Larati aufnahm. Die Rüstung war unglaublich hart und so manchen Schlag steckte sie komplett weg. Mara wurde schwer getroffen und es brauchte wirklich all unsere Kraft und Taktik um ihn zu Boden zu schicken. Keine Sekunde zu früh, denn Larati schaffte es sich zwischen Eule und Falke zu werfen und einen Zugriff auf Shiahan zu verhindern, da hörten wir schon schnelle Schritte der Wachen und da Dorkstein ja am Hofe bekannt war und wir nicht entdeckt werden durften, blieb nur die Flucht über Dächer und Mauern und wir verschwanden schnell aus der Stadt und jagten mit den Pferden zurück zu unserem Artefakt.
Verdammt, das war überhaupt nicht so gelaufen, wie wir es geplant hatten. Was würde Meister Savertin dazu wohl sagen. Dorktstein war vermutlich noch zu retten durch die Wachen, wir hatten hier nicht noch nachsetzen können. Die Identität der Elfe war nicht geklärt, auch wenn mir die Beschreibung wage bekannt vorkam. Wir hatten nichts, womit wir weitermachen konnten. Ich glaube die Auswertung für unsere erste Mission würde nicht gerade schmeichelhaft ausfallen.
Die Nachbesprechung mit Meister Savertin war positiver als gedacht, ich bin davon ausgegangen, wir hätten es schlimmer vergeigt. Die erste Besprechung war relativ kurz, da er versuchen wollte aktuelle Informationen aus Kuslik zu besorgen, in zwei Tagen würden wir uns erneut zusammensetzen. Zwei Tage, in denen wir unsere Wunden lecken konnten, ich mich um die Waffen und Rüstungen kümmerte und wo wir das Geschehene Revue passieren ließen. Unterm Strich hatten wir keine groben Schnitzer begangen, nur am Ende war es eskaliert, als die Elfe scheinbar Shiahans Zauber entdeckte und alles so schnell ging.
Nach zwei Tagen, wo wir doch ein wenig angespannt waren, trafen wir uns mit den Schatten unter der Führung des Convocatus primus erneut und er berichtete von Neuigkeiten aus Punin. Dorkstein hatte den Kampf schwerverletzt überlegt und hatte nach einer magischen Heilung augenblicklich die Stadt mit einigen Getreuen verlassen, angeblich um Jagd auf die Attentäter zu machen. In der Stadt waren daher auch Steckbriefe verteilt, die uns aber angeblich nicht wirklich ähnlich sahen. Wir sollten dennoch Kuslik in naher Zukunft meiden, bis ein wenig Gras über die Sache gewachsen war.
Die Elfe wurde im Nachhinein als Azaril Scharlachkraut identifiziert und als Offizierin und Rekrutiererin Borbards eingestuft, bisher eine der höchsten eindeutig zugewiesenen Personen. Auf Grund dieser Erkenntnisse verfolgte man ihre Spure zurück bis zu einem Gasthof, wo man in zurückgelassenen Kleidungsstücken eingenäht eine Liste mit Edelsteinen fand, die es zu besorgen galt. Von Diamanten, Rubinen und vielen anderen hohen Edelsteinen, Angaben mit Karatangaben und Schlifftechniken war dort die Rede, insgesamt 33 Steine und das machte den Magiern schnell klar, dass diese Steine für eine große Beschwörung, eventuell sogar für neue Tore benötigt wurden. Unser Ziel war somit schnell klar, Fasar, unsere alte Heimat. Nirgends war es so einfach, so viele Edelsteine in kurzer Zeit zu beschaffen, ohne das man viele Fragen beantworten musste, wenn der Geldbeutel stimmte. Bei den Edelsteinen ging ich jetzt mal von einem Mindestwert von 6.000 Dukaten aus, Borbarad schien also eine gute Einnahmequelle zu haben oder genügend Anhänger, dass er auf solche Summen zurückgreifen konnte. Oder würde er hier andere Methoden zur Beschaffung verwenden. Verdammt, wir mussten dringend nach Fasar, ich wollte auch nach meinem Gesellen und der Schmiede sehen.
Salpikon Savertin gab uns dieses mal einen Magier als „Unterstützung“ mit, damit die Informationen dieses mal direkt eingesammelt und nicht erst im zweiten Anlauf nach Mirham kamen. Da das der einzige Seitenhieb war, nahmen wir ihn hin. Wir wussten, es war nicht alles glatt gelaufen und jetzt stand noch mehr auf dem Spiel. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen und der Sandro schien kein so übler Typ zu sein, naja für einen Schwarzmagier jedenfalls. Meine moralische Einstellung in Bezug auf diesen Menschenschlag hatte sich durch Lucio doch deutlich geändert. Der Gildenleiter bat außerdem darum Thomeg Atherion eine Einladung zum Gildenrat zu überbringen, was natürlich bei Larati gleich die Stimmung hob.
Shiahan fiel für diese Reise aus, er hatte beim Verlassen des Limbus einen dauerhaften Pfeifton im Ohr und nur ein Silentium ließ ihn zwischendurch mal zur Ruhe kommen. So konnte er uns nicht helfen, wir mussten also ohne ihn auskommen.
Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und mit einem gemischten Gefühl stieg ich in diese magische Kugel. Ich fühlte mich nicht wohl im Limbus, doch ich musste gestehen, es gab wohl kaum eine schnellere Reisemethode. Die Reise war relativ ruhig, ich versuchte mich die meiste Zeit mit einer Meditation, doch hier in diesem Wabern fiel mir das wirklich schwer. Nach ungefähr einer Stunde schlugen wir im Keller der Al’Achami auf und wurden von einer etwas überraschten Magister zu Thomeg geführt, der in seinem Zimmer eine Schriftrolle studierte.
Zwischen Sandro und Thomeg wurden die spitzfindigen Begrüßungen und die Einladung und Grüße Savertins überbracht. Dann erzählte uns der Akademieleiter von einigen Neuigkeiten, diese schwimmenden und dämonischen Baumstämme aus Maraksan wurden wohl in deutlich größerer Form gesichtet. Außerdem schienen mehr und mehr der hesindianischen Meisterwerke „Portraits der Mächtigen“ zu verschwinden, scheinbar weil die Götter meinten, dass diese jetzt Borbarad zustanden. Ernsthaft? Ich meine, sicherlich war er das, aber bei allem Respekt, einen größeren Schlag ins Gesicht kann man der Menschheit wohl kaum verpassen. Der Götterspross sorgte hier für Chaos und Leid und als Belohnung gab es auch noch magische Bilder? Gevatter Phex, ich verstehe das Wirken nicht, wenn es ein Ansporn sein soll für uns, dann ist dieser ganz gewaltig nach hinten los gegangen, mir sind die Bilder egal, sie werden ihn am Ende nicht vor meiner Axt schützen.
Wir besprachen uns in Ruhe und überlegten, wie wir weiter vorgehen wollten. Fasar war uns wohl vertraut, ein Vorteil, den wir nutzen wollten. Es gab drei sehr gute Edelsteinschleifer hier, Aytan, Beryllis und Yzemin, ich gab den Gefährten eine kurze Beschreibung, wo die Geschäfte waren und machte mich dann auf in die dunkelsten Gassen Fasars, sollten wir bei den Geschäften nichts werden, so wollte ich ein paar Leute mit den Edelsteinen aus dem Mirhamer Geldbeutel bestechen, die Augen aufzuhalten und uns zu unterstützen. Einer der Steine reichte vollkommen aus, den anderen ließ ich beim Phextempel als kleine Spende. Es dauerte nur wenige Stunden, bis ich ein paar Informationen zugetragen bekam, während Mara, Lucio und Sandro bei den Schleifern waren und Larati und Thorben es sich bei mir daheim gemütlich gemacht hatten.
Scheinbar war es nicht Azaril selbst, die hier nach den Steinen suchte, meine Quellen berichteten von einem großen Nordmann mit langem Schwert und Lederrüstung, der Edelsteine zu unglaublichen Summen gekauft hatte. Über den Tempel erfuhr ich, dass wohl Beryllis die Glückliche war, die den Auftrag ergatterte. Ich war gespannt, ob die anderen diese Information bestätigen konnten. So lange wir auf die anderen warteten ließen wir uns daheim verwöhnen und als wir vollzählig waren stand auch schon dampfender Eintopf auf dem Tisch mit viel Fleisch. Für meine Gastfreundschaft und zum Begleichen der Unkosten schaffte ich es bei Sandro einen weiteren kleinen Stein aus der Tasche zu schwätzen. Magier…. Keine Ahnung von den Kosten auf der Straße, jeden Fall nicht für ein Fuchskind.
Sie berichteten vom erfolglosen Versuch Meister Yezemin zu bestechen und um Informationen über etwaige Kunden zu bewegen. Immerhin warf er sie nur raus und hetzte ihnen nicht noch Schläger nach. Mara schaffte es dann noch den Hausdiener auf dem Weg zum Markt mit Schnaps und Gold dazu zu bringen, sich bei uns zu melden, sollte ein solcher Auftrag bei seinem Herren aufschlagen. Bei Aytan gingen Lucio deutlich geschickter vor, er verkaufte ihm das almadine Auge als modischen Tick und wäre auf der Suche nach einem passenden Ohr dazu. Er muss ihn so um den Finger gewickelt haben, dass dieser ihm noch später in der Stadt „auflauerte“ um ihn von ersten Entwürfen und verschiedenen Ideen zu berichten, Lucio hatte wohl unglaubliche Summen in den Raum gestellt um als „Von Greifenfurth“ auf den Bällen zu glänzen. Armer Handwerker, so gut im Schleifen von Steinen, so schlecht im Lesen der Menschen. Beryllis war nicht anwesend und viele nette Worte sorgten hier immerhin dafür, dass wir erfuhren, dass die Herrin vor zwei Tagen mit unbekannten Ziel aufgebrochen war. Verdammt…. Der Auftrag schien hier schon erledigt und auf dem Weg zum Empfänger. Uns blieben leider nicht viele Optionen, ein Einbruch bei Beryllis um mehr über den Auftrag zu erfahren.
Ich entschied mich mit Larati und Thorben dort einzusteigen. Thorben sollte mit Silentium für Ruhe sorgen und Larati sollte mir ein wenig Rückendeckung geben, falls der Diener uns entdeckte, außerdem sahen 4 Augen mehr als 2. Es war kein großes Problem über die Fenster im oberen Stock einzusteigen, wenn es keine Geräusche gab. Ich brach das Zimmer zum Arbeitsraum auf und schaffte auch im zweiten Anlauf den Tresor zu öffnen, dieser war wirklich von herausragender Qualität. Die Edelsteine darin waren einiges Wert, doch deshalb waren wir nicht hier und ich wollte die Gunst meines Herren nicht überstrapazieren. Wir fanden einige Unterlagen und auch ein Schreiben, dass man sich in 2 Tagen in Rashdul zur Übergabe der Steine treffen wollte. Unterschrieben war es von Azaril, doch der Kontaktmann war ein gewisser Urdo von Gisholm und der Gemmenschleiferin wohl bekannt. Wir schlichen uns wieder aus dem Haus und kehrten eilig zu Mara und den anderen zurück.
Diese hatten vorsorglich Pferde besorgt, doch in 2 Tagen nach Rashdul zu kommen war so nicht möglich. Sandro schlug vor die Dunklen Pforten der Al’Achami zu nutzen um direkt nach Rashdul zu kommen. Das würde maximal nur eine Stunde dauern und wir hätten damit wahrscheinlich sogar die Gemmenschleiferin überholt und konnten uns vorbereiten. Die Idee ohne schützende Kugel zu reisen behagte mir nicht. Larati lehnte es ganz ab und schwang sich auf ihre fliegende Laute und flog in die Nacht hinaus um so nach Rashdul zu kommen. Uns anderen blieb kaum etwas übrig, wir informierten den Wächter bei der Kugel, was wir vorhatten und zur Sicherheit auch über unsere Erkenntnisse. Informationen waren jetzt einfach wichtig.
Sandro stieß das Tor zum Limbus auf und wir traten hindurch. Diese Art zu Reisen gefiel mir nicht, es war falsch…egal wie praktisch es war…. Man war dem Limbus und dem Magier der einen führte einfach komplett ausgeliefert und das gefiel mir einfach nicht. Dennoch kamen wir mit nur wenigen Schwierigkeiten in Rashdul an, der Empfang war nicht ganz so freundlich wie in Fasar, aber die beiden Magier schafften es von ihren „guten“ Absichten zu überzeugen und so konnten wir die Stadt betreten.
Den schwarzen Platz kannten wir und wussten auch, dass es da eine Herberge gab, und wir konnten drei Doppelzimmer bekommen, die uns sogar einen guten Blick auf den Platz boten. Wir hatten jetzt einen Tag Zeit ein wenig auszuruhen, zu Essen und vor allem uns auf die Übergabe der Edelsteine vorzubereiten. Unser Ziel war es diesmal die Steine soweit es ging zu verfolgen um die Befehlskette von Borbarad auszuspionieren. Es war also wichtig, dass wir uns diesmal nicht entdecken ließen. Es war natürlich sehr ärgerlich auf unseren Druiden verzichten zu müssen, auch wenn er am Ende aufgeflogen war, war die Möglichkeit mit ihm als Vogel getarnt aus der Luft zu spionieren unbezahlbar. Zum Glück konnte Larati den Zauber auch, aber anscheinend nicht so ausdauern…. Schade…. Mara und Sandro besorgten bei einer der Karawansereien Pferde, falls wir wieder die Stadt verlassen mussten und dieses mal irdische Mittel ausreichen würden den Steinen zu folgen.
Als der Zeitpunkt des Treffens gekommen war, hatten wir uns strategisch und einzeln um und auf dem Platz verteilt, Beryllis kam mit zwei Söldnern und einer Kiste, wenig später erschein Urdo und übergab nach einem kurzen Gespräch einen Beutel, scheinbar eine sehr großzügige Bezahlung, so wie sie den Inhalt des Beutels anschaute. Meine Neugier war riesig, aber sie war nicht unser Ziel, im Bedarfsfall würden wir sie in Fasar finden – vermutlich.
Urdo verließ Rashdul mit einem Pferd und wir hefteten uns an seine Fersen, drei Tage ritten wir hinter ihm her und wechselten uns ab mit dem Beschatten. Shiahans Ausfall war ärgerlich, hier wären seine Fähigkeiten wieder einmal sehr von Vorteil. Larati übernahm teilweise auf der Laute und teilweise als Vogel die Überwachung aus der Luft, wenn das Gelände es schwierig machte ihm zu folgen. Es war für uns wirklich ein großer Vorteil, dass wir so viele Magiebegabte in unserer Gruppe besaßen und so die Aufgabe ohne Entdeckung übernehmen konnten.
Nach drei Tagen spürten wir den frischen Seewind und das Salz in der Luft, wir hatten die Küste an einer Klippe erreicht und sahen im nächsten Augenblick die spitzen eines Segels über die Kippe ragen und die Kiste mit den Edelsteinen zu diesem Schiff schweben. Larati schwang sich auf ihre Laute, steckte den Ring an und nach einem kurzen „Thomegs ist kleiner“ war sie unsichtbar und jagte zu der Kiste. Wir gingen direkt zum Angriff über und Thorben und Mara jagten Pfeil und Bolzen in Urdo von Gisholm. Dieser schrie auf und griff zu seinem Schwert und ging mit unglaublicher Geschwindigkeit seinerseits zum Angriff über. Mara wurde schwer getroffen, während er unseren Hieben übermenschlich schnell auswich. Doch mit vereinten Kräften konnten wir den schnell alternden und dann zerfallenden Borbaradianer besiegen. Larati hatte die Kiste an sich gerissen und auf Grund des Gewichtes damit in unserer Nähe eine Bruchlandung gemacht. Ihr und den Steinen war nichts passiert, das Schiff drehte in den Wind und verschwand, bevor wir auch gegen dieses Vorgehen konnten.
Was übrig blieb war ein dämonisches Pferd, das aber auch nach einigen schweren Treffern durch die magischen und geweihten Waffen von Lucio und mir und dem Blütenregen von Larati zurück in die Niederhöllen fuhr. In den Satteltaschen entdeckte Lucio ein sehr altes Buch, das Leuchten in seinen Augen und der Geschwindigkeit nach, mit der er es wegsteckte und in seinen Taschen verbarg, war es entweder sehr wertvoll, sehr gefährlich oder beides.
Die Kiste mit den Edelsteinen war schnell geöffnet und uns strahlten Edelsteine im Wert von weiter mehr als „nur“ 6.000 Dukaten an, die Steine waren betörend schön und hochwertig verarbeitet. Ich gehe jetzt von mindestens 7.500 Dukaten aus, wenn nicht gar noch mehr. Das wird eine interessante Diskussion zur Verteilung der Beute geben, wir haben sie gefunden, erbeutet, warum sollten wir sie teilen oder gar abgeben müssen. Es war unsere harte Arbeit und unser Risiko. 32 Edelsteine von hervorragender Qualität, erstklassiger teilweise sogar, ich wüsste in Fasar und in Punin so manchen Händler dafür und vielleicht wäre ja auch Aytan interessiert um für den Herren von Greifenfurth eine Ohrprothese zu fertig. Ich schloss die Kiste wieder. 32 Edelsteine…. 7.500 Dukaten… das würde, wenn wir die Steine unter uns sechs aufteilen würden, einen Betrag von 1.250 Dukaten für jeden machen. Unglaublich viel Gold, es würde Laratis Schulden bei mir drastisch reduzieren, was bedeuten würde, ich hätte nach dem Verkauf 2.500 Gold zur freien ….natürlich – verzeih Herr – 2.250 Gold – ich hätte schon an deinen Zehnt gedacht – zu freien Verfügung zuzüglich der sonstigen Einnahmen aus dieser Mission. Die Zusammenarbeit mit dem Bund der Schatten stellt sich langsam aber sicher als sehr lukrativ heraus, in jeder Hinsicht. Wir spucken Borbarad kräftig in die Suppe und verdienen uns dabei eine goldene Nase. Ich bin gespannt, wie Savertin den Fund und dessen Besitz bewerten wird.
Die Rückreise führte uns wieder nach Mehrwed, wo wir ein saftiges Passiergeld bezahlten für die Nutzung dieses magischen Portals um wieder nach Fasar zu gelangen. Dort wurden wir schon erwartet, denn das Treffen der schwarzen Gilde stand an und wir sollten ja Magister Tommeg mitbringen. Die Reise mit der Kugel verlief anfangs „normal“ – es ist wirklich erschreckend, das man das mittlerweile schon so bezeichnet. Ich fühle mich zwar immer noch nicht wohl dabei, aber die Übelkeit bleibt aus und mein Herz rast auch nicht mehr wie wild. Doch mitten im Flug bremste die Kugel ab, drei riesige Dämonen versperrten uns den Weg und als wir uns schon überlegten, wie wir hier kämpfen sollten, begann sich Magister Tommeg entspannt mit diesen in einer völlig fremden Sprache zu unterhalten. Nach einer halben Stunde der angeregten Diskussion, von der niemand etwas verstand, machten sie uns Platz und wir kamen mit dem Schrecken davon und in Mirham an.
Die Besprechung mit Savertin erledigten wir direkt nach unserer Ankunft. Wir lernten schnell, dass wir Lucio nicht immer freie Hand lassen sollten, denn dieser berichtete frei von unserer Beute und bot Savertin direkt 50% der Beute an, weil wir ja Partner waren. Natürlich schlug dieser ein und bedankte sich. Mara und Larati hätten unseren Magier am liebsten mit den Blicken gleich erdolcht, aber auch ich war nicht sehr angetan davon. 20% wären mehr als ausreichend gewesen.
Scheinbar merkte Savertin, dass Lucio besser ferngehalten werden von uns für die nächste Zeit und band ihn in die Organisation des Treffens ein und machte ihm zum Schreiber der Sitzung. Damit war er vor den Damen wenigstens tagsüber sicher.
Die anderen Gildenleiter traffen nach und nach ein und die Akademie blühte förmlich auf, es war sehr spannend und auch die Spannungen innerhalb der Gilde waren fast körperlich greifbar. Wir sollten zwei Tage später erst als offizielle Gezeichneten „präsentiert“ werden und so hatten wir ein wenig Zeit uns zu erholen.
Shiahan kam mit schlechten Nachrichten von einem Spaziergang wieder, ein Elementardschinn hatte ihm die Nachricht überbracht, dass Borbarad seinen Hain überfallen, den Zauberstab geraubt und einige Druiden getötet hatte. Natürlich wollte Shiahan sofort los, doch wir konnten ihn überreden, wenigstens noch das Treffen mit den Magiern abzuwarten, es war einfach zu wichtig, wir brauchten Verbündete im Kampf gegen Borbarad und gerade die schwarze Gilde konnte entscheidend sein. Wir kamen uns hier ein wenig vor wie das Zünglein an der Waage.
Wir konnten Savertin am Abend kurz abpassen und berichteten von der Information Shiahans. Er versicherte uns, dass er uns die Möglichkeit geben würde, uns in die Nähe des Hains zu bringen, der ja quasi am anderen Ende des Kontinents lag, aber erst müsste der Convent vorbei sein.
Ich bin stinksauer…. Den halben Tag haben wir auf diesen Convent gewartet und dann war das ein Streit da drinnen, wie Huren um einen Günstling in Fasar oder Straßenkinder um einen Laib Brot. Eskaliert ist das Ganze dann leider auch noch am Ende. Verdammt. Ich hatte gehofft, sie wären vernünftiger, aber nein…. Auch hatte ich von Laratis Zeichen mehr erwartet, ich dachte, es könnte vielleicht die Verblendeten erleuchten oder irgendwie für Verstand sorgen, aber nein. Aber langsam und der Reihe nach.
Savertin stellte uns erstmal allen vor und uns alle Anwesenden, als er dann auch von unseren einzelnen und den gemeinsamen Erfolgen berichtete explodierte die Stimmung augenblicklich. Einige waren damit nicht einverstanden, dass ohne Absprache gegen Borbarad bereits vorgegangen wird, man schrie Verrat und vertane Chancen, dem Bethanier nicht mehr die Hand reichen zu können. Das war dann der Punkt, wo bei uns auch das Fass überlief. Ich kann nicht mehr zusammenfassen, wer alles was gesagt hat, ich versuche nur mal die Grundeinstellungen hier zusammen zu schreiben, es war alles sehr laut, sehr durcheinander und voller Emotionen. Savertins und Tommegs Einstellung waren uns ja bekannt und die beiden haben auch wirklich alles versucht um von einer Deligation zu Borbarad abzuraten und haben mit allen Bandagen gekämpft.
Menchal ak’Taran, der Großmeister aus Mengbilla hat ständig versucht die Recht- und Sinnmäßigkeit des Rates anzuzweifeln und mehrfach die Auflösung gefordert und hat ganz klar sich auf die Seite derer geschlagen, die eine Gesandtschaft zum Dämonenmeister aussenden wollten.
Demelioe Nandonielle Terbysios, die Spektabilität der Brabaker dunklen Hallen hat nicht nur argumentativ sondern auch mit allen anderen Reizen auf billigste Weise versucht die Anwesenden davon zu überzeugen, dass Borbarad der Gilde unbezahlbares Wissen überlassen könne, wenn sich die Gilde ihm anschließe. Ich halte sie für noch gefährlicher als ak’Taran.
Rhayodan de Porcupino aus Kuslik schien der ganzen Diskussion eher beiläufig zu folgend. Seine Gedanken schienen selten der Diskussion zu folgen, doch immerhin hob er die Hand gegen die Übersendung einer gutwollenden Gesandtschaft.
Dirial von Zornbrecht-Lomarion, die Spektabilität aus Al’Anfa war ein Fähnchen im Wind, dass sich leider am Ende auf die Seite derer schlug, die eine Zusammenarbeit mit Borbarad favorisierten. Es stand also 4:3 gegen Savertin. Ak’Taran nutzte diese Stimmung um eine offizielle Abstimmung einzuleiten, doch das konnte Savertin durch die Auflösung der Sitzung abbrechen – offiziell. Doch inoffiziell war das Urteil gefallen, der Rat der schwarzen Gilde war gespalten, die Stimmung vergiftet und mehrere Akademien würden sicherlich Borbarad direkt kontaktieren und sicher auch als Geschenk die Information über den Bund der Schatten auf einem Silbertablett servieren. Ich glaube die Zeit unserer geheimen Zusammenarbeit würde bald zu Ende sein und es würde zu einem offenen Kampf kommen.
Was wir uns in der ganzen Diskussion alles anhören durften, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich bin mir sicher, ich bin nicht der Einzige, der sich die Beleidigungen, Frechheiten und Unterstellungen genau gemerkt hat und von wem sie kamen. Lucio musste von seinen „Kollegen“ am meisten einstecken, besonders als er als zweite Wahl des Artefaktes bezeichnet wurde, da es ursprünglich ja Bernfried erwählt hatte.
Ich war froh, dass die anderen Akademieleiter noch am selben Abend aufbrachen, wir mussten uns mit Savertin dringend beraten.
Savertin hielt sein Wort, wenn es auch nicht ganz so war, wie Shiahan es erhofft hatte. Es gab einen Hinweis auf einen Druiden, der sich Borbarad angeschlossen hatte und der zuletzt in Warunk gesehen wurde. Das war zwar eine Ecke vom Hain entfernt, aber es war deutlich schneller von dort zum Hain zu kommen als von Mirham aus. Wir brachen also mit den beiden Magiern Zhurlan und Sherianus auf und landeten mit der Kugel in einer Art Höhle, die scheinbar nicht nur natürlichen Ursprungs war, denn die Wände wiesen Spuren von Bearbeitung auf…. und extrem dicken Spinnenweben, zu dem hing unsere Kugel in einem riesigen Netz ein gutes Stück über den Boden und die Herstellerin dieses Netzes griff uns auch augenblicklich an. Sie war fast drei Schritt groß und ihr Panzer extrem stabil, so dass unsere Waffen kaum Schaden machten. Das Vieh schien eindeutig nicht aus dieser Sphäre zu sein. Während ich mit Thorben am Boden gegen das Vieh kämpfte, schaffte es Mara ihre Klinge im Rücken der Kreatur zu versenken und immer tiefer in ihren Leib zu drücken. Zusammen erledigten wir dann diesen arachnoiden Dämonen.
Die Kugel schien sicher zu sein und wir erkundeten vorsichtig die Höhle. Nach wenigen Metern wurde der Gang noch breiter und bildete eine Kammer, wo scheinbar vor Ewigkeiten jemand gelebt hatte. Unglaublich detaillierte Bildhauereien von Drachen und Drachenartigen waren zu sehen, teilweise verziert mit Edelsteinen. Die Arbeiten müssen uralt gewesen sein und zeigten unglaubliche Hingabe bei der Erstellung. Sicher war diese Arbeit von einem Menschen gemacht, der diese Kreaturen aus der Faszination heraus studiert hatte und nicht aus dem, sie zu jagen. Wir fanden noch einige Überreste von Büchern, Regalen und einem Bett.
Ein weiterer Gang führte uns zu einem Drachenbildnis neben einem viel zu kleinen Türknauf. Lucio untersuchte die Tür auf magische Weise, da es einfach viel zu sehr nach einer Falle aussah und der Drache auf der Tür wirkte, als würde er jeden Moment uns mit Feueratem angreifen. Doch es war scheinbar nur ein Bildnis, zwar wirkte ein Bewegungszauber laut Lucio in der großen Tür, doch nichts, was uns gefährlich werden konnte.
Wir brauchten sicherlich eine halbe Stunde, bis wir endlich durch die Türe tragen, ich glaube wir werden langsam alle etwas paranoid. Auf der Rückseite der Tür war Felsen und man konnte sie von außen wirklich kaum sehen. Unter uns lag die Stadt Warunk und es waren nur wenige Minuten, bis wir ohne durch die Stadttore zu müssen auf dem Marktplatz standen. Zhurlan blieb bei der Kugel, während uns Sherianus unterstützen sollte bei der Suche und der Befragung des Druiden. Thorben, Larati und ich waren vor einigen Jahren schon mal in der Stadt, als wir auf dem Weg zur Burg der Amazonenkönigin waren, es hatte sich aber in der Stadt nicht viel verändert.
Wir fragten uns durch und konnten schnell die Philosophenschule ausfindig machen, dort war der Druide zuletzt gesehen. In dem Gebäude waren mehrere Diskussionsrunden am laufen und wir teilten uns auf. Naja, ich verzog mich in eine ruhige Ecke und beobachtete das Treiben, das war nicht meine Bühne, auf der ich mich wohl fühlte. Was ich mitbekam, war, dass einige der Ansichten und Reden hier schon stark ins ketzerische Gingen, es waren schon recht revolutionäre Gedanken, die hier diskutiert wurden. Shiahan hatte sichtlich Freude hier sich auszutoben und auch Lucio ließ sich bei den Diskussionen mitreißen. Es waren sicher zwei Stunden, bis wir endlich ein paar brauchbare Informationen über den Druiden Sardragon erhalten hatten.
Da es zu spät für einen Aufbruch war, organisierten wir für den nächsten Tag Pferde und Proviant. Mir wäre bei den eisigen Temperaturen zwar eine gute wie vom Weidener Herzog mit Ofen lieber gewesen, aber ich konnte mich nicht durchsetzen. Warum Shiahan allerdings unbedingt diesen extremen Stinkekäse kaufen musste, blieb mir ein Rätsel. Dieser roch so furchtbar, wie in den Geschichten die Höhle eines Tatzelwurmes. Wir kamen in einem guten Gasthof unter und schlugen uns die Bäuche voll. Am nächsten Tag ging es dann bei leichtem Schneefall Richtung Norden. Der Vorteil war, das war auch die Richtung, die wir einschlagen mussten um zu Shiahans Hain zu kommen. Larathi konnte uns nicht begleiten, sie fühlte sich nicht wohl. Ich hoffe nicht, dass es die gleichen Nebenwirkungen von den Limbus reisen waren, wie bei Lucio mit seinem Schwund. Doch sie verneinte und versprach uns zu folgen, sobald es ihr besser gehen würde. Der Wind und die Kälte kroch uns allen selbst durch die dicksten Mäntel und wir waren froh, dass wir abends in Gasthäusern einkehren konnte. Wir brauchten geschlagene vier Tage, bis wir in dem Ort Viereichen ankamen. Die Reise war sehr anstrengend, der Schneefall hatte zwischendurch deutlich zugenommen und wir waren alle bis auf die Knochen durchgefroren. Viereichen musste im letzten Orkkrieg eine Rolle gespielt haben, denn der Rondratempel war relativ neu renoviert und wirkte für den Ort außergewöhnlich prächtig. Die Dienerin der Leunin war sehr offen und zuvorkommen und wir kamen nach einer Spende gut ins Gespräche. Als Mara erwähnte, dass wir Ayla von Schattengrund persönlich kannten, wurde die Stimmung noch deutlich besser.
Sie sprach bei einer Bauersfamilie für uns vor, diese hatten viel Platz im Haus und luden uns in Travias Namen ein, die Nacht zu verbringen. Wir wurden sehr gut versorgt und außer Geschichten von fernen Ländern wollte man nichts annehmen. Jeder von uns versteckte aber einige Münzen im Haus als Dank für die Gastfreundschaft. Offenheit und Herzlichkeit müssen belohnt werden. Wir erfuhren hier nicht nur den ungefähren Aufenthaltsort des Hains des Druiden, sondern dass dieser sich wohl in den letzten Jahren stark verändert hatte und mehr gefürchtet als geschätzt wurde. Auch waren am Tag vor uns andere Fremde schon hier und hatten sich nach ihm erkundigt. Wir waren etwas nervös, aber auch gespannt, wer denn noch Interesse an dem Druiden haben könnte.
Auf Anraten der Bauern ließen wir die Pferde zurück und machten uns zu Fuß auf dem Weg zu Sardragon. Der Weg führte durch einen dichten Wald und die Pferde wären auf jeden Fall mehr Hindernis als Nutzen gewesen. Wir kamen erst am Nachmittag auf einer Lichtung an, eine kleine Hütte stand neben einem Steinkreis. Kaum kamen wir näher erhoben sich Windhosen voller Schnee und Eis und trieben uns zurück. Der Druide wollte keinen Besuch, das war sicher. Wir wollten ihn aber dafür umso mehr sprechen. Wir stürmten aus mehreren Richtungen auf die Hütte zu, einige wurden von Luft- und Eiszaubern zurückgeworfen, doch Mara, Thorben und ich kamen bei der Hüte an, die Tür hielt meinem Tritt nicht stand und das Kinn des Druiden nicht dem thorwalschen Aufwärtsschwinger.
Als Sardragon wieder erwachte fand er sich in seiner Hütte gefesselt vor und wir hatten ihm schon seine Halskette abgenommen, die siebenstrahlige Dämonenkrone Borbarads. Der Druide macht aus seiner Verachtung von uns genauso wenig einen Hehl, wie von der Bewunderung des Bethaniers. Zwar waren seine Informationen für uns kaum hilfreich, doch er schien über vieles Bescheid zu wissen, da er ständig Andeutungen machte, aber nie zu einem Punkt kam. Wir erfuhren nur, dass der Meister scheinbar immer noch auf Maraskan war und das Sardragon angeblich nichts vom Überfall auf den Hain der Druiden von Shiahan wusste.
Mitten im Gespräch schlug ein Brandpfeil durch das Fenster im Gesicht des Druiden ein, sein Tod war genauso schnell, wie für uns alle überraschend. Draußen rief jemand, dass die Zeit Sardragons vorbei war. Als wir nach draußen schauten, traute ich meinen Augen nicht. Da saß dieser verkrüppelte Magier Xeraan, der damals Königin Ypolita gefangen nahm und die Amazonen so genarrte hatte. Die Feuerlanze von damals habe ich auch nicht vergessen. Auge um Auge Freundchen. Ich rannte los, ich weiß Herr, es ist nicht deine Art, aber hier war eine Rechnung offen aus der Zeit vor dem Bündnis mit dir.
Auch Thorben stürmte los, die anderen folgten uns – was blieb ihnen auch übrig, wenn sie noch was vom Kampf haben wollten. Bei Thorben schien das Zeichen die Kontrolle übernommen zu haben, er war unglaublich schnell bei den Bogenschützen. Irritierend waren die beiden Kinder oder jugendlichen mit Gambeson und Schwertern. Was sollte das denn werden. Wir konnten den Pfeilen gut ausweichen und zwangen die Schützen in den Nahkampf. Xeraan der Feigling war hinter ihnen und leider auch außer Reichweite von Lucio und Shiahan.
Als der Magier einen Befehl zu den Kindern hinüber rief, es war etwas mit Yak oder Yok Monolith, da erwachten in ihnen scheinbar Dämonen. Die Leiber der armen Kinder wurden aufgerissen, deformiert und Tentakeln und andere Extremitäten wuchsen ihnen augenblicklich. Sie flehten uns im letzten Augenblick ihrer Menschlichkeit an, sie zu töten und zu erlösen.
Der Kampf gegen die drei menschlichen Schützen war keine große Herausforderung, die dämonischen Kinder waren aber schwere Gegner, immer wieder schlossen sich geschlagene Wunden und auch unsere magischen Waffen waren nur im geringen Maße wirksam. Als wir sie jedoch endlich bezwungen hatten und wir unsere Rechnung mit Xeraan begleichen wollten, zauberte dieser – wie damals – einen Transversalis und verschwand. Feige, verkrüppelte Ratte.
Da Larati nicht da war, blieb es an mir, den Totensegen über den Gräbern der gefallenen zu sprechen. Bei den Kindern betete ich inständig, dass ihre Seele wenigstens den Weg in die Paradiese finden würde, wenn ihr Leben auf Dere schon die Hölle gewesen war. Bitte Gevatter Phex, nenne mir deinen Preis dafür, dass sie reingewaschen von allen Süden in himmlischen Gefilden Ruhe finden.
Nach meinem Gebet nahm ich mein kleines Büchlein zur Hand, das waren die Totensegen 167 bis 172. Die Seite mit den Totensegen wurde immer voller, füllte sich mit den dunklen Kohlestrichen und wurde immer weiter in die Farbe des Herren des Todes getaucht. Stand der Geburtssegen: 1, der kleine Bub auf Maraskan in dem Dorf war bisher der Einzige, den ich in der Gemeinschaft der Zwölf mehr oder weniger willkommen heißen durfte. Die Eltern waren Rur und Gor Anhänger, doch sie sahen den Segen als Geschenk und Glücksbringer und ich bin ihnen gerade in Momenten wie diesen dafür unglaublich dankbar. Ich hoffe, es geht ihm gut, gerade mit dem Wissen, das Borbarad auf Maraskan ist, wuchs meine Sorge um sein Wohl ergehen mehr. „Mögest du glücklich aufwachsen, friedlich leben und im hohen Alter umringt von deiner Familie schmerzfrei und mit einem Lächeln entschlafen“. Ich merkte Maras Blick auf mir und schluckte den bitteren Schmerz runter. „Wir müssen aufbrechen“, sagte ich „Ich will nicht die Nacht in diesem verdammten Wald schlafen“.
Shiahan hatte, während wir anderen die Toten bestatten einen Luftelementar als Wächter für den Kreis gerufen, dieser sollte ihn alarmieren, wenn hier jemand auftauchen würde. Wir waren uns nicht sicher, ob Xeraan nur hinter dem Druiden oder hinter dem Kreis her war und warum er es überhaupt war, war die nächste große Frage. Wir nahmen das Pferd mit, dass der Magier zurückgelassen hatte. Die Bauersfamilie würde dafür sicher Verwendung haben.
Wir kamen weit nach Einbruch der Dunkelheit bei dem Bauernhof an und wir waren froh, als man uns zu dieser Zeit nicht nur öffnete, sondern scheinbar heißen Eintopf mit Fleisch für uns vorbereitet hatte. Scheinbar hatten sie die Münzen schon gefunden, so sehr, wie sie sich bemühten. Es war schön so willkommen geheißen zu werden und es vertrieb nicht nur die Kälte aus den Knochen, sondern auch aus dem Herzen. Wir brachen am nächsten Morgen gestärkt und aufgewärmt auf und bekamen sogar noch Proviant mit. Als wir diesen mit dem Pferd bezahlten fiel die Bäuerin fast in Ohnmacht, die Diskussion, dass sie das Tier nicht annehmen konnten, beendete Mara rasch. Wir hatten schließlich eine weite Strecke vor uns und mussten dabei über den Pass… im Winter… bei Schneefall. Was für eine seltenblöde Idee, keiner von uns wollte es wirklich, doch jeder spürte, wie wichtig es unserem Druiden war. Selbst Sherianus schloss sich diesem Ritt an, obwohl er genauso gut in Warunk auf uns warten hätte können. Das wertete ihn auf jeden Fall auf in unserem Ansehen.
Wir sind wieder zurück in Viereichen. Ich habe es vorher nicht geschafft zu schreiben, es war bitter bitter kalt. Wäre es Shiahan nicht so wichtig gewesen, den Hain zu besuchen und wären diese Zeiten nicht für einen von uns alleine zu gefährlich, wären wir sicher alle umgekehrt. So haben wir uns binnen 10 Tagen über den Pass und wieder zurück geschlagen. Nur der Elementarbeschwörung von Shiahan ist es zu verdanken, dass wir nicht erfroren sind oder wenigstens Erfrierungen an den Gliedmaßen davon getragen haben. Der Wind auf dem Pass war scharf wie eine Klinge und Firun hat uns klar gezeigt, dass es seine Jahreszeit ist, doch wir haben ihm getrotzt und den Hain unseres Druiden erreicht.
Die Stimmung des Empfangskomitees war allerdings alles andere als freundlich, die Druiden, Elementare und einige große Bären waren zum Kampf bereit, aber wem kann man es verübeln nach dem Angriff von Borbarad. Wir waren nachdem sie Shiahan erkannten willkommen geheißen, doch wir fühlten uns alle fremd und fehl am Platze. Wir wollten unserem Druiden die Möglichkeit geben unter Seinesgleichen zu sein und ohne Misstrauen wegen den Fremden. Daher zogen wir uns in die nahegelegene Stadt zurück und warteten auf ihn am nächsten Tag.
Shiahan berichtete uns, dass der Dämonenmeister erst freundlich und ruhig war, sich mit dem Ältesten in sachlichen Diskussionen ereiferte, dieser aber die Maske durchschaute und dafür sorgte, so viele wie möglich mit Aufgaben außerhalb des Hains zu betrauen, eine Umsicht, die wohl dem Zirkel viele Tode ersparte und ein Fortbestehen sicherte. Ab einem Punkt hatte Borbarad scheinbar das Interesse verloren und forderte mit Nachdruck den Stab zurück, als man ihm diesen vorenthielt riss er im Hain die Spähren auf und Dämonen und Elementare prallten aufeinander und die verbliebenen Druiden vergingen und der Stab kehrte zum Meister allen Übels zurück.
Shiahans Schmerz konnte man hinter der Maske, die er auf seinen Gesichtszügen trug dennoch gut sehen, viel zu lange schon waren wir dafür zusammen unterwegs um nicht zu erkennen, wie sehr er mit sich kämpfte. Die Rückreise schien noch länger und kälter und die sonst fröhliche Art unseres Sumudieners wurde schmerzhaft von allen vermisst.
Jetzt sitze ich in der Wohnstube der netten Bauersfamilie, fast im Feuer statt nur davor und spüre Angroschs Wärme wieder in meinen steifen Knochen zurückkehren. Morgen geht es zurück nach Warunk und zu unserer Reisekugel. Ich bin gespannt, was der Bund der Schatten an Neuigkeiten herausgefunden hat, jeder von uns sinnt für sich nach Rache am Bethanier, wir müssen nur aufpassen, dass wir dabei den Weg der Götter nicht verlassen, gerade in diesen Zeiten ist der Grad schmal, wenn das Herz dunkel ist.
„Herr der List, Meister der Schatten, lass uns in dieser dunklen Stunde nicht den Weg verlieren. Führe unsere Schritte durch Dein Reich, die Dunkelheit, dass wir unentdeckt bleiben, doch niemals verirrt. So wie die Sterne verborgen leuchten, sei Du unser heimlicher Leitstern.“
Ich sah von meinem Gebet auf und die großen Augen des kleinen Mädchens sahen mich überrascht an, das Goldstück, dass eben noch durch meine Finger wanderte war verschwunden. Sie konnte es nicht wissen, dass es seinen Weg zu meinem Gott gefunden hatte, für sie war es ein Zaubertrick, der sie erfreute. Ich musste Lächeln, die Unschuld dieser Kinder hier war wundervoll.
Der Ritt nach Warunk war erneut von Kälte gezeichnet, doch nicht so schlimm wie auf dem Pass, vielleicht gewöhnten wir uns auch langsam daran, naja, bis auf Thorben. Ihm oder IHM schien die Kälte mehr und mehr zu schaffen zu machen. Das Zeichen war echsischen Ursprungs und die Viecher mochten nun mal lieber den Dschungel als das Eis. Er bewegte sich deutlich schwerfälliger als sonst und das lag nicht nur an den Schichten warmer Kleidung.
Zu unserer Überraschung stand die Kugel auf dem Marktplatz, bewacht von Pfeilen des Lichts und einigen Gardisten. Es dauerte etwas, bis wir Zhurlan fanden. Er berichtete, die Spinnenweben hätten nachgegeben als er sich in der Stadt verpflegen wollte und als er die blockierte Tür zum geheimen Gang öffnete, wäre er beinahe überrollt worden. Die Kugel sei direkt den Hügel runter und in die Käserei gerollt. Wie es aussieht, hätte sie dabei aber weniger Schaden genommen als das Gebäude. Wir erfuhren, dass die Zeit drängte und die Kugel am nächsten Tag abtransportiert werden sollte. Es war also an der Zeit einen Plan zu schmieden und unser Plan war gar nicht mal so schlecht, dafür, dass er in wenigen Stunden umgesetzt werden musste.
Eine Dirne wurde bezahlt zwei Straßen entfernt um Hilfe zu schreien und einen Laufhaufen zu entzünde, damit es ordentlich qualmte. Das sollte die Gardisten beschäftigen, bis dahin lief der Plan auch gut. Die Pfeile des Lichts würden wir wohl mit mehr oder weniger Gewalt ausschalten müssen. Thorben wollte einen Silentium sprechen um sie am Schreien zu hindern und ihnen das Zaubern zu erschweren, auch das lief noch halbwegs glatt, doch wandten sie sich genau in unsere Richtung als wir anstürmten. Der Platz bot einfach kaum Versteckmöglichkeiten. Hier traf dann die Planung auf die Realität und die Flammenlanze auf meinen Brustpanzer. Es warf mich mit glimmenden Bart nach hinten und ich war froh, dass die anderen es ohne mich schafften, die beiden zu überwältigen und so sprangen wir alle, inklusive unserer immer noch recht zittrigen Larathi in die Kugel und die Magier flogen uns in den Limbus. Die Pfeile des Lichts hatten wir außer Reichweite des Sogs gebracht, was uns aber die Zeit gekostet hat um schnell abzuhauen. Weitere Weißmagier trafen auf dem Platz ein und nahmen die Kugel mit Zaubern unter Beschuss. Es knackte zwar fiese, doch die Kugel hielt und wir rauschten durch den Limbus nach Mirham.
Lucio rügte Zhurlan, dieser hatte im Eifer der Unterstützung beim Kampf gegen die Magier scheinbar Zauber angefangen zu sprechen, die nicht nur die Magier erwischt, sondern im schlimmsten Fall auch uns erwischt hätten. Dieser wies den Vorwurf aber vehement von sich und meinte, er wüsste sehr wohl, welche Kampfzauber auf diese Distanz sinnvoll wären. Es war ein wenig komisch, doch wir beließen es dabei. Einige Stunden später – ich verliere im Limbus immer noch jedes Gefühl für die Zeit – landeten wir in den Kellern der Akademie.
Meister Savertin eilte nach der Information über unsere Rückkehr zu uns und wir konnten im gleich Bericht erstatten. Shiahan bedankte sich für die Möglichkeit beim Zirkel vorbei zu schauen. Es war schön zu sehen, dass der Ruf der Schwarzmagier schlechter war als die Tatsachen, sie waren scheinbar doch keine egoistischen, ketzerischen, dämonenbeschwörenden, machtbesessene und Frauen raubenden Mistkerle – jedenfalls nicht alle.
Wie es schien, waren wir genau richtig zum Erleuchtungsfest angekommen, das am nächsten Tag standfand. Es war so etwas wie die Gesellenprüfung der Magiergesellen. Sie mussten wohl in drei Kategorien bestehen um dann Magier zu werden, daher war es ein großes Fest und die Akademie wurde geschmückt und überall brannten Kerzen. Schade, dass eine Schülerin hier nicht brillierte, sondern sich eher blamierte. Die beiden anderen hatten bestanden und wurden in den Stand der Magier erhoben. Wir feierten noch lange bis in die Nacht, doch scheinbar gönnte man uns auch diese kleine Pause nicht. Ein Schatten rauschte aus dem Nichts heran, rief seinen Namen Varagaun – einer der Mitglieder des Bundes der Schatten – sprach von Verrat und uns und floh dann vor 4 dämonischen Hunden die Zinnen hinauf, die aus dem Nichts aufgetaucht waren. Wir setzen ihnen nach, zwar bar jeder Rüstung, aber immerhin hatten Thorben und ich die Äxte dabei. Mara lief einen Bogen und traf wenige Herzschläger später ebenfalls mit ihrer Wehr auf der schmalen Brücke zwischen den Türmen ein.
Für den Schatten Varagauns konnten wir kaum noch etwas tun, zwei der wolfsartigen Kreaturen aus Eis hatten ihn bereits erreicht und zerrissen ihn unter Schmerzensschreien. Auf der engen Brücke war es nicht ohne gegen die Kreaturen der Niederhöllen zu kämpfen und wir mussten ohne Rüstung noch mehr achtgeben. Wir schafften es aber sie zu dezimieren, den Rest übernahmen die Magier aus den oberen Geschossen, die nicht gerade sparsam ihre elementaren Zauber nach unten schleuderten und Thorben zu einem gewagten Sprung in Sicherheit zwangen.
Hatte ich vor wenigen Stunden die Magier noch geschätzt, kam es mir jetzt wieder so vor, als wären wir weniger Wert als wir dachten oder man würde meinen mit ein bisschen Balsam Salabunde, würde das schon wieder heilen, wenn man uns „aus Versehen“ mitgrillen würde.
Die gute Stimmung war auf jeden Fall auf beiden Seiten etwas gedämpft, wir waren sauer, dass man uns zum zweiten Male in den Wirkungskreis der Zauber mit reinnahm und bei den Magiern bedauerte man den Verlust eines Mitgliedes und war verunsichert wegen den Vorwürfen des Verrats.
Meister Savertin rief uns am nächsten Tag zusammen. Die Kunde mit dem Verräter und auch die sich immer seltener zeigenden Boraradianer ließ ihn einen neuen Weg einschlagen. Wir sollten für eine gewisse Zeit verschwinden und uns um eine andere Sache kümmern, die er mit der Rückkehr des Bethaniers in Verbindung brachte. Auf der Insel Altoum war in der Stadt Altaias sowohl der Hesindetempel zerstört und eines Artefaktes beraubt worden, als auch das Orakel des Fuchses, der Hesinde und des Efferd zerstört worden. Außerdem hatte man die Stadt quasi dem Erdboden gleich gemacht und alle Einwohner getötet. Scheinbar hatte eine Geweihte einen Hilferuf über Ihre Göttin gesendet, doch bis eine Expedition dort im Dschungel eintraf waren Monate vergangen und man konnte nur noch die Schäden auflisten und die Toten notdürftig in einem Massengrab bestatten.
Der Bericht wies für Meister Savertin zu viele Lücken auf und die Taten dort trugen seiner Meinung nach die Handschrift Borbarads. Er wollte uns mit einigen Magiern auf diese Expedition schicken und schauen, ob wir neue Informationen beschaffen konnten. Bis zum Auslaufen des Schiffes sollten wir uns um unsere Ausrüstung kümmern und zu Kräften kommen. Wir waren uns relativ schnell einig, dass wir außer einigen Tränken für Heilung, Gift und Astralkraft für unsere Magier wenig brauchen würden. Wir hatten unsere Ausrüstung und alles andere an normaler Ausrüstung wurde generell gestellt. Erstaunlich war, dass bei der Anzahl der Tränke nicht mit der Wimper gezuckt wurde. Mirham verfügt scheinbar über wahrlich große finanzielle Ressourcen. Lucios übergroßzügige Geste mit den Edelsteinen war für sie wohl ein kleines Handgeld, dass sie dennoch gerne angenommen hatten.
Mara schnappte sich Lucio und Shiahan um die beiden ein wenig fit zu bekommen. Beim Frühstückstisch wurde das Motto „von schmächtig zu mächtig in drei Tagen“ verkündet. Ein wenig Mitleid hatte ich ja schon mit meinen beiden Freunden – aber nur kurz. Ich war froh, dass ich nicht mitmachen musste und kümmerte mich um meine Ausrüstung und nutzte die Nächte zum Meditieren. Bei dem Orakel war auch eine Statue meinem Gott geweiht, diese zerstört zu wissen erzürnte mich. In der Akademie fand ich leider nur wenige Hinweise zu dem Orakel.
„Dort, wo Kaucas jadegrüne Schwester gestürzt war; errichteten EFFerd, HESinde und PHEx auf ihrem, Leib den Klugen Völkern eine Stätte, an der diese den Willen Alverans erkunden und erfahren mögen. Aus den Gebeinen der Insel entstanden drei Statuen der Gottheiten: die der HESinde spricht immer wahr, die des PHEx stets falsch und die des EFFerd mal das eine und mal das andere. Und ein jeder, der eine sturmgeschüttete Schifffahrt, die mutige Suche nach dem verborgenen Heiligtum und eine kluge Frage vorbringen kann, wird er erhört werden und soll Weisheit vom Orakel erhalten“.
In einer weiteren Besprechung bat uns Meister Savertin nach dem Reichsverräter Galotta zu suchen, er solle sich in einer Villa an der Küste aufhalten, doch dies war erst für die Rückreise geplant. Sollten wir es schaffen ihn zu einer Zusammenarbeit mit uns zu bewegen gegen Borbarad, wollte Savertin ihm eine Chance geben, sollten wir Anzeichen für eine Zusammenarbeit mit Borbarad entdecken, sollten wir ihn mit allen Mitteln beseitigen. Innerlich hoffe ich auf letzteres, ich habe immer noch die Bilder vor Augen, die sein Zug der 1000 Oger angerichtet hat und auch würde die Kenntnis über eine Zusammenarbeit unserer Reputation in Gareth sicher extrem schaden. Einen Beweis dafür, dass wir ihn beseitigt hätten, würde sie dagegen heben. So wie Laratis Augen bei dem Namen gefunkelt haben, scheint sie ähnlich zu denken. Sein roter Scharlachkopf würde in den Augen ihrer Dualisten sicher die Schönheit der Welt stören.
Drei Tage später packten wir unsere Ausrüstung zusammen und marschierten zum Hafen. Ich hatte mit einem guten Schiff gerechnet, aber bei Phex sicher nicht mit der Opalglanz, dem Schiff des Mirhamer Königshauses. Ich habe bei meinem Barte sicher wenig für Schiffe übrig, vor allem nach dem Kentern vor Maraskan, aber DAS Schiff war unglaublich. Der Buck und das Heck glänzten und funkelten voller Opalit und die große Galionsfigur stellte einen großen bunten Tukan da. Drei riesige Masten ragten in den Himmel und jeder von uns bekam eine gemütliche Kabine. Vorne am Bug spannte man Sonnensegel auf und wir wurden köstlich versorgt, während die anderen Mitglieder der Expedition – 5 Magier, 2 Adepten, 2 Sklaven, unser bekannter Meuchler Tiranto, ein sehr lästiger Funkeldrache und zu guter Letzt auch noch der Golem Istapher – das Schiff betragen und ihre Bereich zugewiesen bekamen. Der Golem würde auf jeden Fall die Reise sehr interessant machen und wäre für die grobe Arbeit eine extrem Erleichterung. Ich frage mich nur, wer ihn alles steuern und befehlen kann.
Der Aufbruch war relativ zeitnah, die Ware wurde schnell unter Deck verstaut, zusammen mit dem Golem. Die Mannschaft bestand aus professionellen Seesoldaten und alles verlief reibungslos. Naja…. Jedenfalls bis zum Abend, da war Geschrei aus dem Laderaum zu hören, scheinbar hatte sich eine Kiste mit Vitriol gelöst und die Flaschen waren zerbrochen und hatten ein Leck in den Boden geätzt und es schoss Wasser in den Laderaum. Der Kapitän war sichtlich aufgebracht, obwohl die Magier mittels Magie das Leck schließen konnten und Shiahan das Wasser als einen langen Strahl kreuz und quer durch das Schiff, an Deck und dann zurück ins Meer lenkte, ohne das weiterer Schaden entstand. Da wir nicht ausschließen konnte, dass es kein Unfall war, wurden Wachen im Laderaum abgestellt.
Wir haben definitiv einen Verräter oder Saboteur an Bord! Eine Schleimspur wurde am zweiten Abend entdeckt, die von der Reling über das Deck bis zur Kabine Lucios führte. Jetzt mag man über Magier zwar oft denken und hinter vorgehaltener Hand sagen, dass schleimende Magier nichts ungewöhnliches sind, doch war dies die Spur eines Morfus. Lucio öffnete seine Zimmertür und wurde prompt von mehreren Hornstacheln getroffen. Er hatte vergessen, das Thorbens Rundschild eben unten RUND war und die Füße nicht abgedeckt hatte. Auch hier war unser Druide sofort mit seinem Elementar zur Stelle und umschloss den Morfu und ließ ihn über Bord schweben und dann weit genug vom Schiff ins Wasser fallen. Derweil machten wir uns dran, die Kabine zu untersuchen und entdeckten einen Morfuköder bestehend aus Schweinefleisch, gespickt mit Ingwerwurzeln. Da ich unseren Magier ja nun schon eine Weile kenne, bin ich mir sicher, dass das nicht zu seiner normalen Habe gehört und hier bewusst platziert wurde. Wir stellten nun zusätzlich von uns Wachen auf, um die Kabinen rund um die Uhr zu sichern und weitere direkte Angriffe auf uns zu unterbinden. Es stellte sich nur die große Frage, war der Saboteur Mitglied der Mannschaft oder der Expedition? Bei erstem würden die Anschläge aufhören, sobald wir Land unter den Füßen hatten.
Charypso, kaum einer, der im Süden diesen Namen nicht kennt. Hier stranden früher oder später alle, die mit Recht und Ordnung nichts anfangen können, die sich dem Piratenhandwerk verschrieben haben, in den Städten gesucht werden oder denen das eigene Leben einfach nichts mehr wert ist. Wir wurden durch den Ausguck informiert, dass die Stadt in Sicht kam und wenige Herzschläge später, dass zwei Schiffe direkt Kurs auf uns genommen hatten um uns entweder zu begrüßen, zu entern oder beides. Die Mannschaft blieb jedoch recht ruhig, scheinbar hatte man damit gerechnet und es ging jetzt darum zu zeigen, wer das dickere Fell hatte und mehr imponieren konnte. In der Takelage der Schiffe hingen schon die Piraten und machten sich zum Entern bereit, wir hatten vorsorglich Rüstungen und Waffen angelegt um Angriff abzuwehren, doch soweit kam es nicht. Zwei der Magier traten an die Reling als das Enterkommando über die Wellen gebrüllt wurde und schossen direkt vor den Mast des Schiffes eine Feuer- und eine Sturmexplosion, das Schiff verschwand für einen kurzen Moment hinter dieser elementaren Explosion und die Schiffe drehten augenblicklich bei und gaben der Opalglanz den Weg frei in den Hafen. Der Punkt ging an die Mirhamer. Aber was würde mit dem Schiff passieren, wenn wir an Land waren ? Sicher, es war ein Kriegsschiff und voller Soldaten, aber die Piraten hatten einige Schiffe mehr und sicherlich auch mehr Leute. Aber das Problem würde uns erst nach Ende der Untersuchungen kümmern. Konzentrieren wir uns auf den Moment und das hier und jetzt.
Beim Anlegen wurde dem Efferdgeweihten – und ich tue mich wirklich schwer ihn als solchen mit allem Respekt zu sehen – ein sehr großzügiges Liegegeld überreicht, damit das Schiff in Ruhe gelassen wird. Die Expedition bezog für diesen Tag eines der halb zerfallenen Häuser und Istapher sorgte durch seine Präsenz dafür, dass dem Haus niemand zu nah kam. Wir wurden ausgeschickt um Führer, Maultiere und Träger zu suchen, die uns nach Altaia begleiten sollten. Die Maultiere mussten wir zu einem horrenden Preis kaufen, dass es mir innerlich die Tränen in die Augen trieb und das Herz brach, aber es war nicht mein Gold, dass hier über den Tisch wanderte. Mit Han-Valu – ich glaube so spricht man es fast richtig aus – fanden wir sowohl einen Führer, aber auch Träger für die Expedition. Er und seine Leute gehörten scheinbar den Haipu, den Eingeborenen der Insel an, ihre Gesichter und Haare waren mit rotem Lehm beschmiert oder bemalt, ein komischer Anblick. Die Reise sollte am nächsten Morgen früh losgehen und ich bin froh, wenn wir aus dem Nest hier raus sind. Jeder scheint auf uns ein Auge geworfen zu haben, kein Wunder bei dem Schiff und der Anzahl an Magiern, das Gold können die Piraten wohl 10 Meilen gegen den Wind riechen. Zum Glück war keiner so dreist und hat sich direkt mit uns angelegt, auf einen entspannten Schnaps mit Thorben in der hiesigen Taverne wollten wir aber aus Sicherheitsgründen dann doch lieber verzichten.
Wir brachen am frühen morgen auf, Han-Valu hatte uns fünf Träger seines Stammes mitgebracht, die uns halfen, die Ausrüstung auf die Tiere zu verladen und dann begann der Aufstieg auf die Insel. Den ersten Tag sahen wir viele Flamigos und die Landschaft zeigte sich als ein Übergang von hohem Gras – so hoch, dass ich eigentlich nie weiter als bis zum nächsten Halm schauen konnte – zu feuchten Sumpfgebieten, die dann langsam in waldiges Gebiet übergingen. Unser Nachtlager mussten wir in diesem hohen Gras aufschlagen, was mir gar nicht gefiel. Die anderen konnten zwar über das Gras schauen, doch bot es für Raubtiere und andere Angreifer perfekte Deckung um uns zu überfallen. Mein Bauchgefühl ließ mich nicht im Stich, unser Lager brannte mit einem Mal, das Gras bei den Tieren hatte aus irgendeinem Grund Feuer gefangen und einige der Tiere rannten in Panik davon. Es gelang uns zwar, das Feuer schnell einzudämmen und zu löschen, doch die Suche nach den Tieren konnten wir nur dank Shiahans Eulengestalt gut bewerkstelligen. Ein Lastentier war allerdings bereits tot, scheinbar war es von einer Giftschlange gebissen wurden bei der Flucht und war verendet.
Wir luden die Lasten am Morgen auf die anderen Tiere um und marschierten weiter. Das Gebiet wurde etwas trockener und glich mehr und mehr einer Steppe. Ich konnte jetzt auch endlich wieder sehen, wo wir langliefen. Der Wald hier war eher mittelreichisch, relativ trocken und es gab teilweise riesige Terminbauten, nach Dschungel sah es hier noch nicht aus. Am Abend kamen wir in Edas an, einem Ort mit 500 – 800 Einwohnern. Der hiesige Graf bot uns zwar ein Nachtlager nach den Gesetzen der Gastfreundschaft an, jedoch war alles andere an ihm nicht gerade traviagefällig. Sein kleiner Harem war durchweg aus jungen Frauen und Männern und keiner von ihnen sah wirklich glücklich aus. Doch wir konnten hier und jetzt nichts dagegen unternehmen, vor allem da wir als Gäste in seinem Haus willkommen geheißen waren. Ich spürte aber besonders bei Mara und Larati die Anspannung über diese Situation.
Der dritte Tag sollte deutlich beschwerlicher werden. Wir kamen nun im Dschungel an und wo vor uns kein Weg war, war hinter uns dank des Golem eine Schneise. Dennoch kamen wir sehr langsam voran und die hohe Luftfeuchtigkeit und der Marsch machte nicht nur mir, sondern auch einigen der Magiern zu schaffen. Insbesondere der in die Jahre gekommene Alchemist schnaufte beschwerlich und nutzte öfters eines der Lastentiere für sich selbst, wenn es der Weg zuließ. Zur Mittagszeit kamen wir an ein mit einem Schweins- und einem Ziegenkopf versehenen Pfahl. Unsere Führer waren erst über das Totem erschrocken und dann verwirrt, da es irgendwie falsch für sie schien. Es machte in der Form keinen Sinn und auch nicht hier, daher umgingen wir es nur ein wenig und setzten die Reise fort. Das Nachtlager am Fluss entpuppte sich leider als Fehler, den Istapher zum Glück korrigierte. Wir hatten zwei große Alligatoren übersehen, die in der Nähe lagen und sich über Shiahan hermachen wollte. Zum Glück schien der Golem von den Magiern auch als Wache aktiviert gewesen zu sein, denn er zerstampfte ihre Köpfe einfach und unser armer Druide bekam dieses Mus leider ab. Die Nacht war dann von Trommeln gestört, da wir die Magier nicht alleine lassen konnten um dem Geräusch nachzugehen, mussten sie zwangsläufig alle mit. Ein Schrei durchbrach die Nacht und die Trommeln verstummten. Wir konnten dennoch einen der Trommler finden, es war ein Pirat der scheinbar von einem Tier angefallen war und der tot in der Nähe seiner Trommeln lag. Scheinbar wollte er uns das Leben schwer machen und den Schlaf rauben, aber um das Problem hatte sich Mutter Natur scheinbar selber gekümmert. Istapher hob mit seinen riesigen Händen ein improvisiertes Grab aus und Larati sprach Borons Segen über den Toten. Im Lager gab es dann jedoch gleich wieder Geschrei. In unserer Abwesenheit hatte jemand die Unterlagen der vorherigen Expedition und einige sehr teure Messinstrumente von Magister Silas in den Fluss geworfen. Dieser war dermaßen außer sich, dass er fast den Abbruch der Expedition veranlasst hätte. Doch genau das mussten und konnten wir mit viel gutem Zureden verhindern.
Der Dschungel wurde immer dichter, wir führten die Tiere am Fluss und über den Fluss und wieder zurück. Immer wieder hatten wir das Problem, dass Raubfische das Wasser unsicher machten und Mara und ich hatten einen kleinen Disput darüber, ob es nicht Sinn machen würde eines der Maultiere als Köder zu opfern, aber die sah in den Tieren wohl eine ähnliche Verbindung zu ihrem Pferd. Ich dagegen eine gewisse Gleichheit zwischen ihr und der Sturheit der Esel, die Diskussion gegen auf jeden Fall zu ihren und des Esels Gunst aus. Istapher schleppte uns über die schlimmste Stelle – einen nach dem anderen und am Ende die Esel. Ich möchte nur am Rande erwähnen, dass zweien der Tiere dabei das Herz versagte und sie zu Tode erschraken als der Golem sie rüber tragen sollte. Meine Methode hätte uns vermutlich nur ein Tier gekostet, aber wie gesagt, das nur am Rande erwähnt. Wir schlugen unser Lager etwas früher auf, da der Ort sich gerade dazu anbot. Als wir beim Abendessen waren, schwebte plötzlich einer der Träger über seinem Zelt, im Dämmerlicht konnte man die Liane um seinen Hals erst auf den zweiten Blick erkennen. Wir schafften es, ihn davon zu befreien, doch für ihn kam jede Hilfe zu spät. In der Schlaufe der Liane waren vergifte Zähne eingewebt, die sich in den Hals gedrückt hatten. Wer auch immer uns auf der Spur war, er schreckte auch nicht vor Mord zurück und seine Methoden schienen immer drastischer zu werden. Auch bei unserem Führer und seinen Begleitern konnte man die Unsicherheit spüren.
Wir verstärkten in dieser Nacht die Wachen noch einmal, doch leider half das nicht dagegen, dass unsere angeheuerten Haipu sich still und leise davon machten und uns im Dschungel zurückließen. Wir würden den Weg aber auch alleine finden, da war ich mir sicher, eigentlich konnte diese Stadt nicht mehr als ein oder zwei weitere Tage in der grünen Hölle entfernt sein. Larati ließ sich etwas zurückfallen und kundschaftete das Gebiet nun vor uns aus der Luft aus. Sie konnte die Stadt sehen und lotste uns in die richtige Richtung. Leider lag zwischen uns und der Stadt eine sehr marode Hängebrücke. Ein Problem für und mit unserem Golem. Die Magier besprachen sich und entschieden sich für eine Lösung ihn durch eine kurze Limbusreise auf die andere Seite zu bringen. Nicht ungefährlich, für die Magier sehr kräftezerrend, aber sicherer auf jeden Fall als ihn über die Brücke laufen und mit dieser dann in die Tiefe stürzen zu lassen.
Mara und Shiahan gingen vor um das gegenüberliegende Gebiet schon einmal zu sichern. Mitten auf der Brücke wurden die beiden jedoch von zwei weiteren Piraten angegriffen und diese schienen als nächste die Seile kappen zu wollen. Mara wurde schwer getroffen und taumelte. Die große Distanz machte es für die Magier unmöglich die Piraten mit magischen Geschossen anzugreifen. Lucio reagierte unglaublich geistesgegenwärtig, er zog seine neue Klinge und nutzte den Transversalis. Im nächsten Moment tauchte er direkt hinter einem der Piraten auf und die Klinge stieß durch das Brustbein wieder vorne aus dessen Körper heraus. Während der Pirat sterbend ungläubig auf die Klinge sah, lang in Lucios Gesicht ein düsteres Lächeln und es sah fast so aus als würde der Dschungel hinter ihm dunkler wirken als an anderer Stelle. Doch dieser Effekt war verschwunden als ich einmal blinzelte. Larati hatte sich auf ihre Laute geschwungen und war dem anderen Piraten fliegend ebenfalls in den Rücken gefallen. Das gab Mara und Shiahan genügend Zeit über die Brücke zu eilen und von dem Präsentierteller zu verschwinden.
Nach und nach wechselten alle anderen Mitglieder unserer Expedition auf die andere Seite der Brücke und auch die Tiere ließen sich rüber führen. Istapher tauchte einige Meter weiter weg als geplant aus dem Limbus wieder auf, war aber auch schnell wieder bei uns. Wir versorgten Maras Wunden und begruben erneut zwei Leichen, arme Larati, da sie als Geweihte erkennbar war und mir mein Geheimnis half zu wahren, war es wieder an ihr den Totensegen zu sprechen.
Warum ihr guten Götter ist unser Weg nur ständig von Tod und Verderben gepflastert und in letzter Zeit so wenig von Freude und Vergnügen ?
Als wir alle bereit waren die letzten Schritte hinter uns zu bringen ging es weiter durch den Dschungel. Das Tal und die Stadt war zum Glück nicht mehr weit und wir kamen östlich auf Höhe eines kleinen Palastes an. Die Praiosscheibe war bereits untergegangen und wir suchten Schutz an der Mauer des Gebäudes. Eine Erkundung schied zum Leidwesen der Magier heute Abend aus. Wir wollten etwaige Anwesende nicht im halbdunkeln und ohne Ortskenntnisse auf uns aufmerksam machen. Nach dem direkten Überfall durch die beiden Piraten waren wir besonders vorsichtig und verstärkten auch erneut die Wachen. Den Plan alle Magier zu fesseln um einem etwaigen Verräter einen Strich durch die Rechnung zu machen trugen wir dann nicht vor und diskutierten ihn nur schmunzelnd innerhalb unserer Runde. Wir hatten das Gefühl, sie würden diese Art der Sicherheitsvorkehrung nicht gutheißen.
Zum Glück verlief die Nacht dieses mal ohne Angriffe, Sabotageakte oder ähnliches. Nur Shiahan entdeckte bei der Nachtwache auf der gegenüberliegenden Talseite ein Leuchten und verwandelte sich in eine Eule um es zu erkunden. Er berichtete uns von dem ruhelosen Geist einer Boroni, die in dem alten Tempel umher flog und dann zu Asche zerfiel.
Am Morgen untersuchten wir den Palast als erstes. Es war das größte Gebäude, wie es aussah und war zum Großteil auch noch intakt, so dass wir hier nach einer gründlichen Untersuchung unser Lager aufschlugen. Die Mauern und das Tor wollte Thorben mit Istapher reparieren, doch erst einmal ging es geschlossen in das Tal. Der erste Eindruck von hier oben bot ein schreckliches Bild. Im Norden war die große Mauer zerstört auf gut 20 bis 30 Schritt Länge, etliche Gebäude in dem Altaia waren vollständig zerstört, andere nur leicht beschädigt. Die größte Zerstörung schien auf dem Marktplatz, hier waren durch immense Hitze die Bodenplatten verschmolzen und von den Ständen waren nur noch die Metallteile übrig, diese aber auch nur in geschmolzener Form. Beim Hesindetempel war nur noch eine Ruine, alles war eingestürzt, Stein und Metall waren geschmolzen. In seinem jetzigen Zustand war es viel zu gefährlich ihn zu betreten, die Überreste konnten jederzeit einstürzen und wir wussten auch nicht, ob es Kellerräume und somit einen freien Fall nach unten gab. Die Magier würden auf jeden Fall hier mit ihren Untersuchungen anfangen und mehr als 2 Stunden würden sie Thorben Istapher nicht ausleihen.
Bei der weiteren Besichtigung des Ortes stellten wir die Zerstörung des Borontempels, des Efferd-Tempels und des Tsa-Tempes fest. Letztes traf Larati sehr und auch die vielen Eidechsen, die sich auf den verrußten Steinen sonnten, konnten ihr nur wenig der Freude zurückbringen. Ich vermisste einen Tempel des Nachtrichters. Wenn hier ein Orakel war, bei dem auch eine Statue meinem Herren geweiht war, wo war dann sein Tempel ? War es einer, der nur dem Suchenden sich offenbarte ?
Neben den heißen Quellen und der Brücke mit zahlreichen Jade Intarsien gab es hier wenig interessantes mehr, so dass wir zusammen durch das Wasser wateten und die Orakelinsel aufsuchten. Ich wünschte, ich wäre mit meinen Gefährten alleine hier gewesen, ich hätte meine Wut und meine Trauer nicht zurückhalten müssen angesichts der zerstörten Jadestatuen. Es war nichts mehr übrig, überall lagen nur noch maximal handgroße Jadesteine, eine Rekonstruktion war unmöglich und vermutlich auch sinnlos. Ich würde hier noch einmal alleine herkommen um zu beten. Doch von den Magiern musste niemand wissen, dass ein Mondschatten unter ihnen war.
Als wir uns einen ersten Überblick gemacht hatten, wurden die Aufgaben verteilt und wir ließen die Magier sich über den Hesindetempel hermachen, anders kann man diesen Arbeitseifer und ihre extreme Neugier nicht beschreiben. Ein Teil der Expedition pflanzte überall im Tal Blutblatt um zu schauen, wo extreme magische Strömungen und Felder waren. Die Antwort bekamen wir von Lucio ungefragt schon nach wenigen Minuten. Er hatte wohl eine kleine Diskussion mit seinem Auge geführt und das Tal bereits untersucht. Der Tempel glühte extrem magisch, aber auch das ganze Tal war wie von einem magischen Nebel durchzogen. Dazu kam wieder einmal ein magischer Linienknotenkraftpunkt oder wie er es nennt, der sich genau über dem Tempel befand. Egal was hier gewirkt hatte und gewirkt wurde, hatte extreme Spuren hinterlassen, vor allem wenn man bedachte, wie lange es her war. Lucio klagte seit der Untersuchung über Kopfschmerzen und Übelkeit und zog es vor in den oberen Bereichen des Tals sich aufzuhalten, dort war der Schmerz deutlich geringer.
Da wir den Magiern nur im Weg standen und nicht wirklich helfen konnten, erkundeten wir ein wenig die Gegend und stießen nicht weit entfernt auf die verlassenen Mienen. Nichts deutete hier auf einen Kampf hin, alles sah so aus, als wäre man davon ausgegangen, am nächsten Tag wiederzukommen und weiter zu arbeiten. Auch die Stollen boten keine Hinweise, waren aber auf Grund der fehlenden Wartungsarbeiten nicht sicher genug für eine intensive Untersuchung.
Larati und Shiahan wollten die Nacht über auf der Orakelinsel verbringen. Unsere kleine Zahori erhoffte sich eine Vision oder eine Prophezeiung an diesem Ort. Kein schlechter Gedanke und sie würden mich bei meinem Gebet nicht stören. Thorben blieb als Wache für die zweite und dritte Schicht bei den Magiern und wurde von Larati mit einer Horusche-Nuss versorgt, damit er alleine auf jeden Fall wach blieb. Ich halte davon nicht viel, aber den Menschen hilft es und scheinbar nehmen sie das Risiko der Abhängigkeit in Kauf. Mara und Lucio wollten nach der ersten Wachschicht schauen, ob der Geist der Boroni in jeder Nacht wieder kam und so positionierten sie sich bei der Tempelruine des Raben.
Der erste Teil der Nacht war ruhig – naja bis auf die Brüllaffen, irgendwelche anderen Tiere die im Dschungel lärmten – für hiesige Verhältnisse war es ruhig. Larati war schnell eingeschlafen und auch Shiahan hatte sich nach einem netten Gespräch hingelegt. Ich würde einen Angreifer kommen hören, wenn er sich durch das Wasser nährte und der Luftelementar von Shiahan sollte ebenfalls über die Insel wachen. Ich konnte mich also meinem Gebet widmen. Ich legte meine Waffen neben mich, zog meinen Panzerhandschuh – mein Zeichen – aus. Augenblicklich überkam meine Finger dieses taube Gefühl, wenn ich ihn nicht trug, ich schmunzelte, er wollte getragen werden und vielmehr wollte ER, dass ich ihn trug. Aber jetzt brauchte ich ihn als Fokus, genau wie mein Amulett mit SEINEM Zeichen und einen Türkis aus meinem Beutel. Um alles streute ich eine dünne Linie Mondsilber und verstaute dann den Beutel wieder fest an meinem Gürtel. Ich schloss die Augen und suchte die Nähe meines Herren, zu dieser Zeit des Tages, die ihm wohlgefällig war.
"Gleicher unter Gleichen, Herr der List, Meister der Nacht – höre mich. Ich stehe vor den Trümmern Deines Bildnisses, dort, wo einst Weisheit und Wandel sich die Hand reichten. Wo Hesinde ihre Wahrheit hütete, wo Efferds Gaben gespendet wurden, wo Deine Jünger im Schatten Zuflucht fanden. Doch nun – Stille. Verbrannte Steine, geschändete Geheimnisse, ersticktes Leben. Borbarad, der Frevler, der die Regeln zerschlug, hat hier gewütet. Er kam mit Feuer, mit Chaos, mit dem törichten Hochmut eines Diebes, der nicht versteht, was er stiehlt. Er nahm nicht nur Gold, nicht nur Wissen, nicht nur Leben – er raubte ein Stück der Ordnung selbst. Doch Du, Phex, bist mehr als Mauern, mehr als ein Ort. Geheimnisse kann man nicht verbrennen, Glaube kann man nicht vernichten. Die Sterne leuchten noch, verborgen hinter Asche, doch geduldig wie Du. Und so schwöre ich Dir: Was verloren scheint, soll nicht vergessen sein. Was zerstört wurde, wird im Verborgenen weiterleben. Deine List wird seinen Hochmut überdauern, Deine Nacht sein loderndes Chaos. So schwöre ich – im Schatten werde ich gehen, im Dunkel werde ich leuchten, im Geheimen werde ich wahren. Sein Frevel soll nicht das letzte Wort sein. Auf leisen Sohlen, mit scharfem Geist, unter Deinem wissenden Blick – so wird Gerechtigkeit geschehen."
Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß, doch ich glaube nicht, dass es mehr als eine Stunde war. Wie so oft hatte ich keine Antwort erhalten, aber ich hatte auch nicht wirklich eine Frage gestellt, ich hatte um nichts gebeten, nichts gefordert, denn es war nicht die rechte Zeit dafür meine Pläne mit ihm zu besprechen. Ich legte meine Kette wieder um und zog den Handschuh an, augenblicklich kehrte mit einem Kribbeln das Gefühl zurück und das Wissen jedes Schloss wieder im Handumdrehen aufzubekommen. Dies war SEIN Zeichen und ich SEIN Diener und ich wusste, ER würde mir beistehen. Ich stecke meine Waffen lautlos in den Gürtel und ging zu Larati und Shiahan zurück. Die beiden schliefen friedlich. Bei ihrem Anblick musste ich daran denken, wie lange wir zwei schon unterwegs waren und was wir erlebt hatten und wem wir alles begegnet waren. Als meine Gedanken in Grangor und dem Rahjatempel ankamen spürte ich, wie mein Herz schneller schlug, der Gedanke an SIE trieb mir die Röte ins Gesicht.
Doch dann durchdrang der Schrei von Lucio die Nacht, er rief um Hilfe, rief meinen und Thorbens Namen, er klang wirklich verzweifelt. Ich rannte los und stieß Shiahan mit dem Fuß an, dass er aufwachte, was er mit einem überraschten Stöhnen auch tat. Schon war ich im Wasser und versuchte so schnell es ging das andere Ufer zu erreichen. Was war geschehen, ich dachte Mara war bei ihm, war ihr was passiert ? „Gib meinen Beinen die Kraft und den sicheren Tritt durch die Dunkelheit, lass mich den schnellsten Weg finden zu deiner Zeit und schütze mich vor Fehltritten“. Als ich endlich aus dem Wasser heraus war spürte ich den kühlen Wind des Elementars, scheinbar hatte ihn Shiahan hinter mir her geschickt, doch nicht nur er ließ mich die terassenförmigen Plantagen schnell erklimmen. Ich fand Lucio hinter einer Mauer Deckung suchend liegen. Mara lag neben einem Baum und rührte sich nicht. Unser Magier war außer sich und berichtete, dass einer der Waldmenschen Mara scheinbar betäubt und dann auf ihn mit einem Blasrohr geschossen hatte, doch das Gift hatte bei ihm nicht sofort gewirkt und er konnte ihn mit einem Angstzauber vertreiben.
Wir mussten hier definitiv weg, schnell. Ich sagte Lucio, dass er uns den Rücken decken sollte, ich würde mir Mara schnappen und sie ins Tal ziehen. In dem Ort wären wir sicherer als hier mit den Bäumen in Reichweite. Ich atmete noch einmal tief durch und lief los. Mara lag zum Glück günstig für mich, so dass ich mir ihre Arme um den Hals legte und ihren Oberkörper auf den Rücken zog. Das würde ich morgen im Rücken merken. Ich rannte los und ihre Knie und Stiefel hinterließen Schleifspuren auf der Erde. Als wir ein wenig Abstand hatten brüllte ich aus voller Kehle nach Thorben. Das erste halbwegs stabile Haus war meins, ich spürte wie meine Arme brannten und ich Mara nicht noch weiter über den Boden schleifen konnte. Zum Glück war Thorben schnell bei uns und mit einem Antidot und einigen sanften Ohrfeigen konnten wir Mara schnell wieder in das hier und jetzt holen. Sie war etwas neben der Spur und ihre Knie schmerzten, die Hose war komplett durchgescheuert und sie hatte einige blutige Kratzer davon getragen, aber das würde heilen.
Ich überließ Thorben die beiden und lief zur Insel zurück – wieder durch das warme Wasser – ich glaube so oft wie an diesem Tag war ich noch nie in meinem Leben im Wasser. Wir sollten eine Brücke hierher bauen! Larati schlief noch immer und Shiahan war sichtlich besorgt, was mit Mara war. Ich erklärte ihm kurz, was passiert war und er machte sich auf nach Mara und Lucio zu schauen, er war dort besser aufgehoben und konnte bei Gift mehr bewirken als ich.
Durch den Nebel des warmen Wassers konnte ich die Umrisse des Druiden nur schemenhaft erkennen, doch es reichte aus um sicher zu sein, dass er das richtige Haus erreicht hatte. Ich setzte mich neben Larati und sah ihr beim Schlafen zu, irgendetwas lag in der Luft, ich konnte es förmlich spüren, doch ich wollte ihr die Chance auf einen prophetischen Traum nicht nehmen.
Beim Hesindetempel wurden Geräusche hörbar, es hörte sich an, als würden Tiere im Wasser kämpfen. Unsere Freunde waren weit genug weg, so dass ihnen keine Gefahr drohte, doch dann huschte etwas großes zwischen den Häusern des Ortes hin- und her und nährte sich dem Tempel. Es schien die Mauern der Häuser als Deckung zu nutzen und war mindestens 2,5 Schritt lang. Es gelang mir nicht einen Blick darauf zu erhaschen und es einzuordnen, doch es war nicht alleine, mindestens drei dieser komischen Kreaturen waren im Ort unterwegs und der Lärm beim Tempel wurde deutlich lauter. Leise und vorsichtig weckte ich Larati, wir sollten ein wenig weiter zu den zerstörten Statuen, dort gab es etwas mehr Deckung als hier.
Thorben tauchte etwas weiter südlich am Rand des Sees auf und schwamm schnell zu uns. Er berichtete, dass im Ort giftige Schlangen, Frösche, Alligatoren und nun auch noch 3 Panzerechsen auf dem Weg zum Tempel waren. Auf Grund seines Zeichens konnte er mir einiges über diese Kreaturen erzählen und dass man mit den Waffen kaum durch den Panzer kam, weil die Knochenplatten so hart waren. Ich zog meinen kleinen Echsendolch aus Fasar aus dem Stiefel und Thorben wich instinktiv zurück. Ich weiß, dass die Vorlage aus der Zeit Bastrabuns stammte oder sogar noch älter war und dass mit dieser dünnen Klinge die Lücken zwischen den Platten der Echsen durchstoßen wurden. Ich hätte aber nicht damit gerechnet, dass sein Zeichen so instinktiv ihn zurückwichen ließ, äußerst interessant auf jeden Fall.
Wir drei schlichen durch das Wasser, ich konnte nur hoffen und beten, dass jetzt nicht ein weiterer Alligator beschloss sich dem Kampf am Tempel anzuschließen, wo ich SCHON WIEDER im Wasser war. Wir berieten uns mit den anderen zwischen den Häusern, als der Boden anfing zu beben und ein riesiger Schlinger von gut einem dutzend Schritt Länge aus dem Dschungel trag und von Süden her in das Dorf trampelte. Sein Schwanz peitschte über die Straße und schlug so manches Loch in die Häuserwände. Die drei Panzerechsen gingen augenblicklich zum Angriff über und es kam zu einem kurzen aber heftigen Gefecht, doch gegen den Schlinger hatten sie keine Chance. Wir versuchten einen guten Moment zu nutzen und wollten zum Palast hochrennen, doch dieses Monster hatte uns gesehen und war mit zwei langen Sätzen bei uns und griff an.
Unsere Klingen konnten hier wenigstens Schaden anrichten und ich danke dem Herren der Nacht, dass er mir und meinen Freunden das nötige Fünkchen Glück geschenkt hat, dass diese Riesenechse uns nicht erwischt hat. Obwohl wir im Nahkampf so manche Wunde geschlagen haben, müssen wir diesen Sieg doch Lucio zuschreiben, dem es erneut in dieser Nacht gelungen war einen Angreifer mit seiner Angstmagie in die Flucht zu schlagen. Ich ziehe wirklich meinen Hut vor ihm, man mag diese Art der Magie nicht sehen, aber ihre Wirkung ist unglaublich mächtig.
Ich wollte nicht wissen, was hier in der Nacht noch alles in der Stadt umherlief, der Schlinger konnte eigentlich nicht mehr zu überbieten sein, aber wir wollten auf Nummer sicher gehen. Daher zogen wir uns ins Lager zu den Magiern zurück, die sichtlich nervös waren und den Kampf aus sicherer Entfernung beobachtet hatten. Lucio bekam von ihnen entsprechende Anerkennung und Mara ging fertig und erschöpft ins Bett. Thorben und ich übernahmen den Rest der Nacht noch Wache.
Nachdem Frühstück mit allen und nach dem wir über die ereignisreiche Nacht gesprochen hatten, entdeckten wir einige Hölzer und Markierungen im Hof des Palastes. Tiranto übersetzte sie sinngemäß „Gebt uns das Rothaupt im Leichentuch und wir verschonen alle anderen“. Was sollte das bedeuten und vor allem welches Rothaupt ? Mara, Larati oder meinte man mich ?
Was für ein ereignisreicher Tag… mir fallen beim Schreiben fast die Augen zu und meine Gedanken kreisen im Kopf hin und her. Larati und ich halten Nachtwache und ich versuche im Schein der Kerze und der Sterne mein Tagebuch zu aktualisieren. Ich kann das Sternenbild des Fuchses heute so deutlich sehen und mir scheint auch sein Wesen heute unglaublich nah, doch warum bin ich dann so müde?
Ich muss zwingend eine Kopie meines Berichtes der Kirche zukommen lassen, die Fähigkeiten der Borbaradianer scheinen noch ungeheuer zu sein, als wir angenommen haben. Ich glaube wir haben die Situation und die Kräfte hier „etwas“ unterschätzt, doch der Reihe nach.
Wir konnten Tiranto davon überzeugen dem Waldmenschen eine Antwort – eine Einladung zu einem Gespräch ohne Waffen – zukommen lassen, er legte die Antwort von allen Seiten des Dschungels gut sichtbar aus und wir konnten nur hoffen, dass er erscheinen würde. Wir konnten es nicht riskieren diesen Kämpfer gegen uns zu haben, er hatte bereits gezeigt, wie schnell er Mara und fast auch Lucio ausschalten konnte.
Larati versuchte die Anziehungskraft der Echsen auf den Hesindetempel zu unterbinden mit einem Bannzauber und Mara bezirzste den Funkeldrachen um als Luftaufklärung die weitere Umgebung des Dschungels zu überprüfen. Nachdem sie ihm versprochen hatte, bis zur Rückkehr nach Mirham ihm täglich den Bauch zu kraulen und die Schuppen zu polieren hatten die beiden sich geeinigt. Furugian kehrte auch nach gut einer Stunde schon zurück und berichtete mit vielen Worten und mit stolzgeschwellter Drachenbrust, dass er einen Platz entdeckt hatte wo rosa Jade offen auf der Lichtung lag und wo wohl auch Reste eines Lagers waren. Da die Magier beschäftigt waren, brachen wir in die Richtung auf. Der Fußweg dorthin war durch das breite und in großen Teilen trockene Flussbett nicht sonderlich beschwerlich und die fliegende Nervensäge führte und wortgewaltig an.
Kurz vor dem kleinen Plateau tauchten zahlreiche Tabu-Totempfähle auf und diese sahen wirklich sehr echt aus. Larati erkundete die Lage aus der Luft und konnte drei große Beschwörungskreise erkennen auf dem Plateau und menschliche Überreste, scheinbar Opfer für die Beschwörung. Da ihr bereits über dem Gebiet schlecht wurde, schien die dämonische Präsenz noch zu stark um es gefahrlos zu betreten und sie landete wieder außerhalb der Zone und berichtete von pervertierten Pflanzen, die sich unnatürlich über die Fläche bewegten und alles unter sich begruben. Wir hatten kein gutes Gefühl dabei, die Tabuzone zu betreten und schickten Fuguian wieder aus, weiter zu suchen, ob er noch mehr finden würde und machten uns dann auf in die Stadt zurück. Sollte der Waldmensch die Nachricht gefunden und die Einladung akzeptiert haben, würde es von der Zeit gerade noch reichen.
Die Magier blieben in dem Herrenhaus, wir wollten nicht zu viele Leute im Ort haben, Larati, Tiranto und Mara standen ohne Waffen an der Brücke im Ort, Thorben und ich sichtbar, aber in einiger Entfernung auf verschiedenen Dächern um sicher zu gehen, dass sich niemand heimlich zwischen den Häusern bewegen konnte. Es dauerte gut eine weitere Stunde, bis ein Waldmensch, vorsichtig und behände wie ein Raubtier sich über die Stufen der Plantagen der Mitte des Ortes nährte und in Rufweite unserer drei Gefährten auf der anderen Flussseite Deckung suchte. Die Einladung war angenommen und dennoch war das Gespräch mehr als schwierig. Tiranto übersetzte und der Dialekt war wohl etwas fremd, was die Sache verkomplizierte. Larati berichtete uns nach dem sehr kurzen Gespräch, dass der Schamane oder Häuptling wohl krank im Geiste sei und auch das Seelentier Schaden genommen hatte. Ein rotköpfiger hatte den kompletten Stamm in einer unglaublichen Beschwörung geopfert und das hatte den armen Kerl vollständig gebrochen. Seine Blutgier und Rache galt daher allen rotköpfigen, was auch die Angriffe auf unsere Träger mit ihren lehmroten Haarprachten erklärte.
Leider zog sich der Schamane nach kurzer Zeit schnell und extrem wenig wieder zurück und ließ uns keine Chance uns zu erklären und ihm klar zu machen, dass wir nicht der Feind waren. Ich hoffte und schickte ein Stoßgebet an Phex, dass wir eine Lösung finden würden, die nicht in einem Kampf gegen den Letzten dieses Stammes enden würde.
Ratlosigkeit, wie wir weiter mit dieser armen Seele umgehen sollten, machte sich breit, als unsere geschuppte Luftaufklärung zurückkam und erneut von einem „unglaublich schrecklichen Fund“ berichtete, den er aber nur gegen einen halben Sack Kräcker bekannt geben würde. Es ist egal, wie groß ein Drache ist, die Habgier scheint ihnen allen gleich zu sein. Mara besorgte ihm die Kräcker und versprach sich besonders lieb um ihn zu kümmern – ich dagegen hoffte, dass diese Zuwendungen nicht dazu führte, dass diese überdimensionale Fledermaus zu einem ständigen Begleiter wurde.
Ich muss aber gestehen, Furugian führte uns zum zweiten Mal auf eine wichtige Spur, denn mitten im Dschungel, der Weg dorthin war schon wieder zugewachsen, fanden wir eine Lichtung mit der wohl größten Chimäre, die wir je gesehen hatten. Shiahan als unser Experte für die Flora und Fauna identifizierte die Kreatur als eine Mischung aus einer Nebelspinne, einem Krakenmolch und einem Purpurwurm. Der Kadaver hatte eine Länge von über 12 Schritt und schien innerlich zu brennen, denn es ging eine enorme Hitze von ihm aus und schwarz-purpurne Blasen waren überall auf der Haut zu sehen, die wie flüssiges Pech aussahen. Weder Tier noch Pflanze nährte sich dem Wesen, das wohl schon sein dem Überfall auf die Stadt hier vor sich hin schwellte. Lucio konnte mit Hilfe einer Analyse Reste eines mächtigen Feuerdämons ausmachen, der wohl nach der Erschaffung der Kreatur in selbige gefahren war.
Bei unserer Untersuchung hielten wir einen gebürtigen Abstand auf Grund der Hitze und konnten dennoch eine Verletzung ausmachen, die dem Drachenkopf der Chimäre wohl nach seinem Tode zugefügt worden war. Jemand hatte brutal den Karfunkelstein herausgerissen.
Wir kehrten mit diesen Informationen zurück zum Lager und zu den Magiern, die uns natürlich mit tausenden Fragen löcherten und auch am nächsten Tage eine Expedition zu der Chimäre starten wollten um sich ein Bild zu machen. Für uns fügten sich die Puzzlesteine mehr und mehr zu einem Bild, die Chimäre wurde bei der rosa Jade gerufen, hatte sich einen Weg durch die Mauer geschmolzen und den Ort angegriffen und entweder alleine oder mit menschlicher Unterstützung – was wahrscheinlicher war bei dem Bild der Stadt – alle Einwohner getötet, die Tempel zerstört mit dem primären Ziel den Hesindetempel zu zerschlagen und wohl das Artefakt zu rauben oder es zu vernichten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war aber auch das Orakel ein Ziel des Monsters und diese sicher Schuld an der Zerstörung der drei Figuren, doch welches Ziel war das…..
Bei Angroschs Hammer — ich bin eingenickt auf der Wache!Doch siehe, kein Feind kam, kein Übel kroch — nur der sanfte Schleier der Nacht, den ER über mich gebreitet hat. Sei gedankt, Listiger Herr, dass Du selbst einen schlafenden Angroschim als Werkzeug Deiner Wege nutzt. Möge mein Schnarchen Dir ein heimliches Gelächter entlockt haben, wie es nur unter Deinen Sternen erklingen kann.
Ich kann nur zusammenfassen, was meine Freunde mir berichteten, denn ich kann mich an nichts erinnern, was passierte, nur an einen unglaublichen Traum. Ich stand vor einem bunten Blumenfeld, dass nur die junge Göttin selbst gepflanzt haben kann und dessen Pracht bis zum Horizont ging. Doch schien die Sonne diese Pracht nicht zu begrüßen und versengte und verbrannte alles Schöne. Ich nahm den Staub, die Asche auf und in meiner Hand formte sich dieser zu einer Orchideenblüte in dem Rot, das Zwergenstahl hat, wenn es an der Zeit ist geformt zu werden. Die staubige Einöde wurde von hellem grünen Licht überflutet und ich kniff die Augen zu. Drei Stimmen, die wie eine gemeinsam klangen riefen mit, weckten mich aus meinem Schlafe und fand mich im nächsten Moment wieder auf Altoum, mit einer Blüte in der Hand und auf dem Weg zum Orakel. Kaum setzte ich einen Fuß auf die Insel fühlte ich eine vertraute Umarmung der Nacht und ich ließ mich in diese fallen, voller Vertrauen, denn ER war hier.
Meine Gefährten berichteten, dass mein Verschwinden wohl schnell bemerkt und sie mir nachgeeilt sind, ich war wie in Trance und mein Handschuh – das vierte der Zeichen – setzte wie von selbst, das zerstörte Orakel zusammen, fügte Stein auf Stein und Brocken auf Brocken und schien wie von magischer Hand die Risse mit Staub zu versiegeln, dass die Statuen wieder an ihrem Platz standen. Doch noch immer hatten Satinavs Hörner unkenntlich gemacht wer welche war. Wie eine Welle schoss grünliches Licht aus dem Orakel und erhellte kurzfristig das ganze Tal, am Ende waren es nur die Statuen der Götter, die leuchteten und zu meinen Gefährten sprachen, während ich wie in Trance im feuchten Gras saß und meine Aufgabe scheinbar erfüllt hatte.
„Wir sind drei.
Geschaffen aus den gestirnten Gebeinen des grünen Gebirges, erweckt von den Emigranten des ertrunkenen Eilandes, vernichtet vom Verderber der vergehenden Völker, wiedergeschaffen durch das Werkzeug des wahrenden Widerstandes. Wir sind drei. Ihr Wagemutigen, Widersinnigen, Wissenden. Stellt eure Fragen und wir werden antworten mit Lüge, Auslegung und Wahrheit.“
Ich hätte die Gelegenheit so gerne genutzt IHM meine Frage zu stellen, auf die ER mir im Gebet schon so oft die Antwort verweigert hat, aber das wusste ER und darum war ich wohl außer Gefecht, ER war nicht bereit dieses Wissen mit mir zu teilen, ich hoffe, es war nur eine Frage der Zeit und ich eines Tages doch noch eine Antwort bekäme.
Meine Freunde waren mit der schieren Präsenz der Göttlichkeit scheinbar sichtlich überfordert und kamen zu dem Entschluss, dass sie nur drei Fragen an die drei Götter richten durften und berieten sich daher entsprechend lange. Die erste Frage, die sie stellten war „Wo ist der Verantwortliche für dieses Massaker auf Altoum?“ und die Antworten waren: „Der Verantwortliche hat sich tief ins Diamantengebirge zurückgezogen – fern von Maraskan, fern von euch." "Man sagt, er reise auf einem Schiff zwischen den Inseln, nie lange an einem Ort verweilend." „Der Verantwortliche ist auf Maraskan."
Die Macht die von diesen Statuen ausging überwältigte sie dermaßen, dass keiner am Ende sagen konnte, welche Statue welche Antwort gegeben hatte. Bei der nächsten Frage waren sie aufmerksamer und konnten die Antworten zuordnen und hatten die erste Idee auch, welche Statue welchem Gott gewidmet war. „Wer hat die Chimäre erschaffen, die diesen Ort zerstört hat?“
"Es war ein namenloser Alchemist aus den Schattenlanden, ein Irrer ohne Verbindung zu Borbarad oder bekannten Magiern." Hier vermuteten Sie den Nachrichter und seine Lüge. "Der Mensch war Galotta – er erschuf die Chimäre mit der Hilfe eines Dämons, im Auftrag und unter dem Einfluss Borbarads." Diese Statue wiesen sie der allwissenden Hesinde zu. "Ein Mann mit goldenen Augen und verbrannter Seele – sein Name wurde aus den Chroniken gestrichen, doch sein Werk schreit nach ihm." Dem Ausschlussverfahren nach, musste dann dies Efferd sein.
Thorben versuchte es mit einer List und fragte die drei Götter „Wie ist mein Name?“ Doch mein naiver, treuer Freund wurde von den Göttern ignoriert, dachte er wirklich, dass der Meister der Rätsel es ihm so einfach machen würde?
Zum Glück beantwortete das Orakel ihnen auch noch die dritte richtige Frage „Befindet sich der Täter auf Altoum?“ mit denen Antworten waren sie sich sicher, die Statuen einwandfrei identifiziert zu haben: "Der Täter lauert im Herzen von Altoum, verborgen im dichten Dschungel." Dies war Phex. "Der Täter weilt nicht auf Altoum." Dies war Hesinde. „Man sagt, der Wind trug ihn fort über das Meer, doch sein Schatten bleibt." Somit waren diese nie eindeutigen Aussagen Efferd.
Sie wollten gerade Ihr Glück mit einer vierten Frage herausfordern , als das Orakel von sich aus erneut sprach.
„Mit Weisheit habt ihr Erkenntnis gewonnen. So höret unsere letzte Botschaft an die Sterblichen des kommenden Äons. Sie sei ein Fanal sowohl dem0 maßlosen Zerstörer als auch den sieben Gezeichneten."
So sprach Phex: "Wo der Flusskönig das Land mit Wasser beschenkt, werden die Efferdkinder die siebenstrahlige Krone aufpflanzen. Wenn sich der Herr des Wolfenhauses in die Schlacht wirft, wird seine Familie zu Kaisern werden. Wer sich anmaßt, aus sieben Kelchen Schärfe schäumen zu lassen, wird in der Nacht untergehen. Was sich an der Mündung des Gräberflusses steinern erhebt, wird in Sphärenfeuer aufgehen. Wohin die Pilger des Alten vom Berge ziehen, wird der Winter auf immer weichen. Wen sich die sieben Zeichen als Träger erkoren haben, wird ein grausames Ende erleiden"
So sprach Efferd: "Wo die Zwölf Menschenwunder in den Himmel ragen, wird ein Inferno herabregnen. Wenn die Gefangenen der Kerkerinsel ihre Ketten sprengen, werden sie über eine Küste und drei Städte und Flüsse herfallen. Wer den Sieben Gezeichneten vertraut, wird erfahren müssen, dass einer der ihren ein Verräter ist. Was tot und doch nicht tot, geflügelt und zaubermächtig ist, wird die Letzte Kreatur gebären. Wohin die Vögel im Herbst ziehen, wird der Kaiser fliehen und sein Land im Stich lassen. Wen sich die sieben Zeichen als Träger erkoren haben, wird ein grausames Ende erleiden"
So sprach Hesinde: "Wo die Maraskaner das Eiland Andalkan nennen, errichten die Jünger des Dämonenmeisters den Grundstein ihrer Herrschaft über das Meer der Perlen und die angrenzenden Gestade. Wenn der Namenlose zweimal geherrscht haben wird, wird der Zurückgekehrte Triumphator sein oder nicht mehr sein. Wer nach dem Weisen sucht, wird das weiße Einhorn finden und das schwarze Einhorn antreffen. Was den Namen des Tempels sein Eigen nennt, wird des Feindes Reihen stärken. Wohin die Bäume auf dem Wasser wenden, werden aus ihnen hervorquellen Tintlinge, Scherenträger und schwarzbrodelnde Klingenschwinger. Wen sich die sieben Zeichen als Träger erkoren haben, wird ein grausames Ende erleiden"
Nach den letzten Worten zerfielen die Statuen wieder zu kleinen Steinen und die gesamte Insel versank im Wasser. Thorben schnappte mich und trug mich an Land. Kaum waren wir alle in Sicherheit explodierten die Reste der Insel und drei gleißend helle Kugeln flogen in den Himmel und zurück zu den Sternen, von denen sie wohl einst gekommen waren. Das Orakel von Altaïa war nicht mehr.
Die Umarmung aus Grau und Sternenlicht verblasste langsam und ich hörte meine Freunde diskutieren, was sie den Magiern vom Orakelspruch sagen wollten. Welchem Orakelspruch dachte ich nur und wunderte mich, warum ich mich bewegte obwohl meine Beine zu schweben schienen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich merkte, dass ich getragen wurde und dem Geruch nach schlechtem billigen Rum nach zu urteilen wohl von Thorben.
Mein Kopf fühlte sich wie in Watte eingepackt an und ich verstand nicht alles, was gesprochen wurde, aber noch weniger den Sinn. Erst nach einer Weile konnte ich die Augen öffnen und Larati kümmerte sich um mich und sprach ruhig und sanft auf mich ein, sie lächelte und ich war mir sicher, sie konnte in meinem Gesicht sehen, wie wohl ich mich fühlte und wie nah ich IHM noch war. Ich wollte nicht ins hier und jetzt zurück, es fühlte sich so gut an, SEINE Nähe so zu spüren und doch wusste ich, dass ich zurück musste.
Meine Freunde berichteten von den Ereignissen und dass sie den Magiern nur mitgeteilt hatten, wo Borbarad zu finden sei und dass er und Galotta für das Unglück hier verantwortlich waren. Mehr mussten sie nicht wissen, denn sie waren sich immer noch nicht sicher, ob nicht ein Verräter unter ihnen war. Eine kluge Entscheidung und ich bin mir sicher, dass sie Maras Vorsicht oder Lucios permanenter Paranoia zu verdanken war.
Da wir scheinbar genügend in Erfahrung gebracht hatten, wurde die Abreise für den nächsten morgen beschlossen. Im Lager begannen die ersten Arbeiten um alles zusammen zu packen und wir zogen uns zurück und diskutierten bis weit nach dem Mittagessen über die Prophezeiung, insbesondere derer der Hesinde, da diese wahr war und die meines Herren mehr ein Rätsel war, für das wie uns später zeitnehmen würden. Da alle drei den Satz „Wen sich die sieben Zeichen als Träger erkoren haben, wird ein grausames Ende erleiden" ausgesprochen hatten, deuteten wir dies so, dass unser Schicksal noch nicht fest steht und selbst die Götter es nicht kennen. Das war für uns die positivste Nachricht.
Alle anderen Thesen möchte ich aus Sicherheitsgründen hier nicht niederschreiben. Sollte das Buch in falsche Hände und meine Chiffrierung geknackt werden, wollen wir es niemanden zu einfach machen.
Uns rauchten nach einer Weile die Köpfe und wir versuchten uns nützlich zu machen. Beim Hesindetempel hatte man eine letzte Überprüfung vorgenommen, ob nach der Milderung des Odems der Basiliskenschildkröte noch etwas zu finden sei, doch dies war nicht der Fall und die Magier wirkten etwas desillusioniert – sie hatten wirklich nicht viel zu Stande gebracht, die meiste Arbeit und Erfolge hatten wir – na gut, mit Hilfe der fliegenden Nervensäge.
Shiahan hatte mit einem Mal eine Idee und überredete Mara und Lucio, diese mit ihm beim Kadaver der Chimäre zu prüfen. Larati und ich zogen uns zurück in das Lager und nutzten die Zeit um unsere Sachen zu packen und ein wenig zu meditieren. Thorben unterstützte die Magier beim Verladen der Ausrüstung. Leider hatte uns Shiahan nicht in seinen Plan eingeweiht, so dass wir nur aus den sicherlich EXTREM UNTERTRIEBENEN UND ZENSIERTEN Erzählungen erahnen können, was für einen Blödsinn die drei gemacht haben.
Sicher ist, dass Shiahan einen Explosionszauber auf den Leib der Chimäre gewirkt hat um sicher zu gehen, dass diese das Hesindeartefakt nicht verschlungen hat. Die Idee war ja nicht ganz verkehrt, doch die Ausführung sorgte dafür, dass sich die heißen Teerpfützen der Kreatur über die Lichtung verteilten und unter anderem auch über den Arm von Lucio. Dieser kühlte den Arm zwar im Fluss und schien damit die Schmerzen losgeworden zu sein, aber diese klebrige Maße bestand wohl auch noch aus dämonischer Masse, doch das fanden wir erst später nach einer sehr unruhigen Nacht heraus.
Wir hatten alles vorbereitet und auch die Magier waren bereit am nächsten morgen aufzubrechen. Tiranto hinterließ dem Schamanen eine Nachricht und versuchte ihm mitzuteilen, dass wir abreisen würden und den verantwortlichen Rothäuptigen für ihn jagen und bestrafen würden. Ob die Nachricht verstanden würde, war allerdings fraglich. So komplizierte Nachrichten über Federn und Stöcke war nicht leicht, vor allem wenn es unterschiedliche Stämme waren.
Da wir nur noch für gut eine Woche Vorräte benötigten wurde die letzte Mahlzeit hier etwas üppiger und alle langten kräftig zu um Kraft zu sammeln für den Marsch durch den Dschungel. Ich muss gestehen, dass mich erneut die Kraft bei der Wache verlassen hat, doch wie sich rausstellte, nicht nur mich, sondern fast alle. Man hatte uns mit einer großen Menge Schlafgift im Abendessen vergiftet und ich wurde durch den Tritt Istaphers geweckt, der wie ein Berserker auf mich bei der Wache losging. Sein Tritt warf mich über den halben Hof und den tsabuten Bluterguss werde ich wohl noch eine ganze Weile mit mir rumtragen. Den Göttern sei dank habe ich starke Knochen, das hätte auch anders ausgehen können. Larati wurde durch meinen Schrei geweckt und wenige Sekunden später kam auch schon Thorben mit gezückter Axt angerannt und lenkte Istapher von mir ab, so dass die ihm folgende Mara mich aus der Gefahrenzone ziehen konnte.
Thorbens wuchtige Angriffe konnten dem Golem nicht wirklich etwas anhaben und mit einem mächtigen Schlag zerbrach dieser den Schild unseres Hetmanns in unzählige Stücke. Verdammt, an dem habe ich lange gesessen und es mit viel Liebe verziert du elendiger Steinhaufen. Larati schaffte es gerade noch einer Feuerlanze auszuweichen, die von der Mauer geworfen wurde. Adepta Nemris stand dort oben, so zeigte sich also am Ende doch noch die verräterische Schlange.
Mara und ich stürmten – naja Mara stürmte, ich humpelte – auf die Mauer und Larati setzte zu einem gewaltigen Sprung an und war deutlich schneller bei der Adepta. Leider nicht zu ihrem Vorteil, denn diese hat es wohl speziell auf meine kleine Gigramash abgesehen und traf sie bis sie in Nahkampfreichweite war zwei Mal mit unsichtbaren Zaubern und schoss sie direkte über die andere Seite der Mauer. Ich hörte nur noch ihren dumpfen Aufschlag und Panik kroch in mir hoch. Ich vertraute darauf, das Mara mit der Verräterin kurzen Prozess machen würde und warf nur aus Wut meine Axt in den Rücken der Adepta. Ich hörte, dass ich traf, doch ich versicherte mich nicht einmal. Mara würde ihr schon den Garaus machen.
Ich sprang hinter Larati her und der Aufschlag war mehr als schmerzhafte durch mein kaputtes Bein. Ich zog ihren Oberkörper auf meinen Schoß, sie war blass und bis auf wenige Kratzer und Abschürfungen konnte ich keine Verletzungen erkennen, verdammte Magie. Während ich ihr den ersten Heiltrank einflößte, legte ich ihr die Hand auf die Stirn „Tu mir das nicht an, hörst du, Larati... bleib bei mir!“ Ich begann mich an die Zwölfe zu wenden, während ich hinter der Mauer den Golem weiter wüten hörte, Maultiere schreien und schwere Gegenstände durch die Luft flogen. Ich hätte meinem Gefährten gerne beigestanden, doch sie brauchte mich jetzt mehr. „Gütige Peraine, Herrin des Heilens, flehe ich Dich an – schenk ihr die Kraft, ihre Wunden zu schließen! Lass das Leben wieder durch ihre Adern strömen wie frisches Quellwasser durch dürres Land!. Junge Tsa, Göttin der Erneuerung, ich bitte Dich – hauch deinem Kind neues Leben ein, schenke ihr einen weiteren Frühling! Lass sie auferstehen, wie der Morgen aus der dunklen Nacht erwacht.“ Der erste Trank war leer und ich konnte keine Veränderung spüren. Ich riss den zweiten Trank aus meinem Gurt und öffnete ihn mit den Zähnen und spuckte den Korken in die Nacht. Schon lief der Trank vorsichtig in ihre Kehle und ich betete weiter „Gevatter Boron, stiller Wächter über das Ende – bitte... nimm sie mir nicht weg. Nicht heute. Nicht jetzt. Lass sie noch verweilen auf dieser Seite Deiner Schwelle...“ Dann wand ich mich so verzweifelt wie noch nie an den Nachtrichter, dessen Sterne hell am Firmament schienen „Phex... gewitzter Händler, Du hast immer ein offenes Ohr für ein gutes Geschäft, nicht wahr? Also hör zu: Ihr Leben gegen... was immer Du willst. Gold? Ich hab noch ein paar gut versteckte Beutel. Edelsteine ? Ich habe noch Türkise aus dem Orkenland, Rubine aus Fasar, sie sollen Dein Sein. Schmiedekunst? Ich fertige Dir Klingen, so scharf wie Dein Witz. Willst Du Jahre meines Lebens? Ich zahl sie Dir – Stück für Stück, fairer Preis, versteht sich. Du kennst mich, ich bin kein schlechter Schuldner. Ich schwör Dir, ich zahl pünktlich und mit Zinsen... Nur – lass nicht zu, dass sie mir genommen wird. Lass sie atmen, und Du hast an mir einen Gefallen offen, den Du und ich nie vergessen werden. Schlag ein und…..“ Ihr Brustkorb hob sich, sie zuckte und begann zu zittern, der zweite Trank wirkte, das Leben kehrte Stück für Stück zurück in ihren Körper. „Verdammt, mach das nie wieder mit mir Kleine“ ich drückte ihren Kopf an meine Brust. „Danke ihr Götter, ich danke Euch allen. Der Handel steht Gevatter, nenne deinen Preis, ich werde ihn bezahlen, in diesem Leben und in allem was danach folgt.“
Der Kampf hinter der Mauer wurde noch einmal lauter, dann ward Ruhe. Es dauerte eine Weile, bis die anderen zu uns kamen und wir Larati vorsichtig zu ihrem Bett brachten. Sie war zwar wieder auf den Beinen, wütend wie 1000 Harpyien auf die Verräterin oder auf ihren eigenen Leichtsinn? Doch man merkte ihr an, sie würde viel Schlaf brauchen um sich zu erholen.
Thorben, Mara und der kleine Drache hatten es wohl geschafft dem Golem einen Edelstein zu entreißen, der ihn unter dem Befehl der Adepta hielt, auch nach ihrem Tode. Zum Glück waren meine Freunde nicht schwer verletzt. Mara hatte zwar eine blutende Kopfwunde, aber die schien sie nicht wirklich zu beeindrucken oder sie ließ es sich nicht anmerken.
Shiahan und Lucio hatten sich um die Magier gekümmert und dabei festgestellt, dass der alte Alchemist scheinbar durch das Schlafgift für immer eingeschlafen war. Larati, Thorben und ich begruben ihn am alten Boronsanger, für ihn sollte es heiliger Boden sein. Er wurde mein 173ter Totensegen und dabei überkam mich ein kaltes frösteln, dass dies auch Laratis Zahl hätte werden können. Für Adepta Nemris reichte ein schlichtes und einfaches Grab in der Umfriedung des Herrenhauses mit einem einfachen Boronsrad ohne Namen, aber dennoch sollte ihr mein Segen zu teil werden, Larati schäumte vor Wut, doch es ist nicht an uns zu richten und zu urteilen, dies ist Aufgabe der Götter. 174 Totensegen….. ein einzelner Strich auf der anderen Seite.
Durch das Gift und unsere Wunden brauchten wir einen weiteren Tag der Erholung, bevor wir die Stadt endgültig hinter uns ließen. Zu unserer Überraschung blieb Tiranto zurück um sicherzustellen, dass der Schamane uns nicht folgte und den Ort auch weiter zu überwachen, sollte sich hier noch etwas tun. Larati überließ ihm eines der Artefakte, dass sie damals im Turm beim Greifenpass gefunden hatte und das ihn wohl in einen Raben verwandeln würde, sollte er doch den Wunsch verspüren, die Insel schnell verlassen zu wollen oder es zu müssen.
Istapher war zerstört, seine Magie erloschen oder wie auch immer man es nennen konnte, er würde auf jeden Fall als Steinstatue hier bleiben und uns als Träger für den Rückweg durch den Dschungel fehlen. Wir hofften, dass die geschlagene Schneise immer noch gut sichtbar war und wir darauf schnell voran kommen würden.
Ich hasse den Dschungel ! Auch wenn die Reise nach Charypso ohne große Schwierigkeiten, Angriffe oder sonstige Probleme verlief, ich wollte nur noch raus aus dem Dschungel. Larati erholte sich von ihren Verletzungen gut und auch die Magier waren nach der letzten Nacht und fast aller Antidots wieder halbwegs auf den Beinen gewesen, so dass wir zügig voran kamen.
Die verbliebenen Maultiere gaben wir gegen einen unverschämt lächerlich kleinen Preis zurück. Mögen Sie dem Züchter in der Nacht die Nase abbeißen und ihm ins Bette scheißen für diese Frechheit, doch wir hatten kaum eine Wahl. An Bord der Opalglanz waren sie sicher nicht willkommen. Diese lagerte etwas außerhalb der Bucht und schickte zwei Beiboote mit Soldaten um uns abzuholen. Scheinbar hatte es in unserer Abwesenheit einen kleinen Streit zwischen Piraten und Soldaten gegeben, dass ein Ankern im Hafen zu unsicher machte.