Lucio von Fasar - Schwarzmagier (Fasar: Akademie der Geistigen Kraft) Kalgox, Sohn des Arngrimm - Ambosszwergischer Schmied und Mondschatten Larati Vaharada - Zahorische Schöne der Nacht und Vertraute der Eidechse Mara von Garan - Albernische Schwertgesellin nach Adersin Shiahan Kevendoch - Albernischer Sumudiener Thorben Bjoernson - Thorwalscher Pirat und Hetmann
Nach einem halben Jahr, in dem jeder von uns seiner Wege ging, trafen wir uns, wie vereinbart, in Fasar wieder. Keine Ahnung, was Kalgox und Larati immer wieder hierher in diese staubige, dreckige und brütend heiße Stadt zieht. Der Sand ist überall, wirklich überall! Wie kann man freiwillig in einer Stadt leben, die mehrere hundert Meilen vom nächsten Meer entfernt ist und .... ach, ich schweife ab. In einer Taverne wollten wir unser Wiedersehen feiern und uns über die Erlebnisse der letzten Monate austauschen. Dass Bernfried fehlte, wunderte uns nicht wirklich, bestimmt hatte er wieder einmal, über einem seiner geliebten Bücher brütend, die Zeit vergessen. Wir waren noch inmitten unserer Erzählungen und der Sand in unseren Kehlen war noch nicht einmal richtig runtergespült, da polterte ein Bote der ortsansässigen Magierakademie Al'Achami herein und verlangte, Larati zu sprechen. Sie berichtete uns dann, dass Thomeg Atherion, der Erzmagus der Akademie uns zu sprechen wünsche. Dieser Name war immer mal wieder in Gesprächen aufgetaucht und Laratis verklärtem Gesichtsausdruck nach bei jeder Erwähnung desselbigen, schließe ich, dass die beiden schon länger ein Techtelmechtel haben. Da man sich dem Befehl des hiesigen Magister magnus besser nicht widersetzen sollte, machten wir uns sofort auf den Weg in die Akademie. Dort wurden wir in ein Besprechungszimmer geführt, wo Thomeg uns mit ernster Miene erwartete. Er erzählte uns ohne Umschweife, dass vor einer Woche in der Nähe der Al'Achami ein Mord geschehen sei. Das Opfer sei unser Gefährte Bernfried gewesen, der mit einem dämonischen Dolch von vorne niedergestochen worden war. Überdies fehle Bernfrieds magisches Auge. Zwar ließen die Spuren am Tatort darauf schließen, dass sich unser Gefährte heftig zur Wehr gesetzt habe, allerdings ohne Erfolg. Zutiefst erschüttert, musste jeder von uns auf seine Art, diese Nachricht erst einmal verdauen. Als wir uns wieder etwas gefasst hatten, beschlossen wir, den Tod unseres Gefährten nicht ungesühnt zu lassen, zumal die Vermutung nahe lag, dass Bernfried als Träger des ersten Zeichens auf Grund dessen getötet worden war. Somit war auch Larati als Trägerin des zweiten Zeichens in Gefahr und wir würden sie von nun an nicht mehr aus den Augen lassen. Als Erstes machten wir uns auf den Weg zum Borontempel, um Bernfried die letzte Ehre zu erweisen und dort mit unseren Nachforschungen zu beginnen. Vor dem Tempel allerdings standen zwei gepanzerte Gardisten, was uns zwar verwunderte, aber nicht weiter aufhielt, weil sie uns Einlass gewährten, nachdem Larati den Grund unseres Besuches genannt hatte. Im Inneren führte uns ein Boroni ins Untergeschoss, wo Bernfrieds Leichnam, von einem weißen Tuch bedeckt, auf einem Tisch lag. Kalgox und Larati sprachen Gebete und wir verabschiedeten uns von unserem Gefährten. Als wir wieder nach oben in den Altarraum traten, fielen uns zwei Boroni auf, die in einer Ecke aufgeregt miteinander tuschelten. Larati begab sich, unter dem Vorwand eine Kerze anzünden zu wollen, in ihre Nähe und konnte sie so belauschen. Sie erfuhr, dass im Tempel eine Urne gestohlen worden sei. Dies hatte wohl die Boroni in Aufruhr versetzt und war vermutlich auch der Grund, warum hier Gepanzerte Wache hielten. Näheres erfuhren wir nicht. Als wir den Tempel wieder verließen, sprang eine Tsa-Geweihte auf, die auf den Stufen gesessen hatte und fiel Larati um den Hals. Sie plapperte wie ein Wasserfall drauflos und erzählte uns, dass ein etwas heruntergekommener, verwirrter Fremder nach Larati bzw. uns gefragt hatte. Die Geweihte namens Yasminda konnte ihn uns dann auch auf der anderen Straßenseite zeigen. Wir gingen mit einigem Misstrauen zu dem Fremden, dem, ehrlich gesagt, die Beschreibung Yasmindas eher schmeichelte, um uns mit ihm zu unterhalten. Ich schätzte den mittelgroßen, braunhaarigen Mann auf Mitte bis Ende zwanzig. Er hatte strähnige dunkle Haare, ein markantes Gesicht und um seine Schultern lag ein abgewetzter Umhang, der entfernt an eine Magierrobe erinnerte. Das herausstechendste Merkmal jedoch, war ein entzündet wirkendes, rubinrotes Auge, das er mit einem schmutzigen Tuch notdürftig zu bedecken versuchte. Ich bin mir sicher, ich war nicht die Einzige, die dieses Auge sofort an das Zeichen Bernfrieds erinnerte, denn ich sah auch Thorbens Hand zu seiner Waffe zucken und bemerkte wie sich die Körperhaltung der anderen etwas versteifte. Der Fremde stellte sich als Lucio von Fasar vor, wohl ebenfalls ein Absolvent der Al"Achami. Höflich wie wir sind, stellten wir uns ebenfalls vor und fragten ihn, warum er nach uns suche. Die Erklärung allerdings, verstand keiner von uns, denn sie war äußerst konfus, unzusammenhängend und verwirrend. Dennoch reimten wir uns zusammen, dass ihn vermutlich das Auge zu uns geschickt hatte. Er war es nämlich gewesen, der Bernfried ermordet aufgefunden hatte und wir gingen davon aus, dass sich das Auge bei dieser Gelegenheit einen neuen Träger gesucht hatte. Um all das nicht auf offener Straße zu besprechen, überredeten wir Lucio nach langem Hin und Her, uns in Kalgox' Schmiede zu begleiten. Dort versuchten wir ihn über das Auge und seine uns bekannten Eigenschaften aufzuklären, was sich allerdings als sehr schwierig und langwierig erwies, weil Lucio die Paranoia offenbar für sich gepachtet hatte. Völlig verwirrt, gehetzt, fahrig und nahezu panisch, glaubte er uns kein Wort von dem, was wir über uns und unsere Abenteuer erzählten und hielt uns scheinbar für genauso verrückt wie sich selbst. Der Magier brabbelte irgendetwas von seinen eigenen Dämonen und dass er das Auge so schnell wie möglich loswerden wolle. Einen sonderlich mutigen Eindruck machte er nicht auf mich. Nach schier endlosen Diskussionen konnten wir ihn dazu überreden, mit einem Zauber in Laratis Gedanken und Erinnerungen zu blicken, um das Gesagte zu beweisen. Das gab Lucio dann den Rest und er kippte vor Schreck bewusstlos vom Stuhl. Als er wieder zu sich kam, fand Shiahan mit Hilfe seines Halsreifes heraus, dass Lucios Auge ein fünf- bis sechshundert Jahre altes, beseeltes Artefakt gildenmagischer Herkunft ist. Nun schien Lucio etwas überzeugter von unserer Geschichte zu sein, allerdings wirkte er nicht weniger beunruhigt. Nicht nachzuvollziehen. Hatten wir nicht soeben bewiesen, dass er gerade mit der tollsten, schlagkräftigsten, witzigsten, intelligentesten, gutaussehendsten, berühmtesten und erfolgreichsten Heldengruppe ganz Aventuriens Bekanntschaft gemacht hatte? Das muss einen doch beruhigen, oder? Tststs... Stattdessen verlangte er nach "etwas Kräftigem" zum Rauchen. Also, ich will ja nichts sagen, aber egal, welche Drogen der nimmt, er sollte entweder mehr oder weniger davon konsumieren, die aktuelle Dosis scheint ihm nicht gut zu tun... Um unseren Erzählungen argumentativ den letzten Schliff zu verpassen, schleppten wir den immer noch nicht völlig überzeugten Lucio zu Thomeg in die Akademie, damit dieser ihm alles bestätigte. Obwohl uns Larati vorher ankündigte, schien Magus Atherion nicht allzu glücklich über unseren erneuten Besuch, vermutlich hätte er Larati lieber alleine getroffen. Trotzdem nahm er sich die Zeit, Lucios letzte Zweifel auszuräumen. Nach diesem Treffen ging Kalgox, auf seinen Wunsch hin ohne uns, zurück zum Borontempel, um dort die erzdämonische Waffe, mit der Bernfried getötet wurde, zu untersuchen. Lucio verabschiedete sich von uns. Er wollte die Nacht in seinem Häuschen verbringen. Bestimmt brauchte er Zeit, um alles zu verarbeiten. Wir warteten bei Kalgox auf selbigen und er berichtete uns, dass die Mordwaffe einen Anteil an Mindurium besäße, magisch ausgelöst werde und man nicht erkennen könne, wo sie hergestellt worden sei, folglich stamme sie aus den Niederhöllen selbst. Da uns diese Information momentan nicht weiterhalf, beschlossen wir, nach ein paar Bier, ins Bett zu gehen. Am nächsten Morgen trafen wir uns in aller Frühe auf dem Boronsanger, um der Beisetzung Bernfrieds beizuwohnen, bei der Kalgox und Larati Grabsegen sprachen.
Kurz darauf erreichte uns ein Beilunker Reiter, der in Kalgox Schmiede bereits auf uns wartete. Er hatte einen Brief für uns von einem Delian von Wiedbrück. Ich meine mich zu erinnern, dass der der Kerl war, dem wir damals im Wald begegnet waren, bevor mich meine vor Potenz nur so strotzende Jugend in jener gottlosen, zeitverschlingenden Gegend verließ... Der Brief war schmutzig und vor lauter Blutflecken darauf konnten wir kaum etwas lesen und noch weniger von dem Gelesenen verstehen. Lucio, der heruntergekommen wirkende, leicht verwirrt scheinende Magus, welcher zu meiner regelmäßigen Erheiterung selten ein Blatt vor den Mund nimmt, scheint uns endlich zu glauben. Tags zuvor las er in einer Zeitung, was wir ihm bereits geschildert und per Gedankentheater haben erleben lassen. Der Mann ist schwerer davon zu überzeugen, dass wir in der Tat tapfere Kontinentalhelden sind, als einen Wasserdschinn zu bitten, eine Tasse Tee umzurühren. Wie dem auch sei, Lucio hat sich zeitweise unserer Gruppe angeschlossen und er scheint sich trotz seiner Verstreutheit seiner erwehren zu können.
Wir trafen uns anschließend in einem Teehaus, in dem wir in Gedenken an unseren verblichenen Bernfried speisten und tranken, schmausten und schwankten. Kalgox wollte gerade einen Schwank aus seinen Abenteuern mit Bernfried erzählen, als es plötzlich sehr kalt im Teehaus wurde. Eine Mädchen von etwa 14 Jahren trat ein, die Augen weiß und jeglicher Farbe missend und sprach direkt zu Larati. Sie sagte "Eure Erhabenheit erwartet euch in Punin". Offenbar handelte es sich bei ihr um eine blinde Boron-Akolytin. Ich weiß zwar nicht wieso sie sagte, dass "eure Erhabenheit" in Punin sei, wo ich doch offenbar direkt vor ihr stand, aber offenbar hatte sie gar nicht mich gemeint. Da es scheinbar eine große Ehre ist, von einem Tempeloberhaupt persönlich eingeladen zu werden, machten wir uns sogleich auf den Weg. Ein Wechsel der Umgebung kommt mir sowieso sehr gelegen. Es ist Sommer, ich bin in Fasar und der Anblick von Maras kupferrotem Haar treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Und dann hocken wir auch noch in einer Schmiede herum. Eine große, sehr schöne Schmiede zwar aber dennoch.
Wir machten uns also auf nach Punin, was ein paar Tage nordwestlich vom staubigen Hochofen namens Fasar liegt. Ich hatte gehofft, im Norden sei es etwas kühler, aber Pustekuchen. Immerhin die Architektur ist ein wenig ansehnlicher. In Punin angekommen machten wir uns gleich ohne Umschweife auf in den Boron-Tempel. In der kühlen, sehr tief im Tempel gelegenen Ratskammer trafen wir auf den Raben von Punin, ein gebrechlich wirkender alter Mann, der trotz seines hohen Alters eine gewisse Aura ausstrahlte. Mit ihm waren sein Sekretär Baram, die Kommandanta Katalinia Adranes und ein Mann namens Gernot. Dieser erzählte uns von 5 magischen Metallen, von welchen Endurium aus Minen in Maraskan geschürft und als Zehnt an den Kaiser und die Tempel geliefert wird. Jenes Metall wird in der Regel zur Herstellung Anti-dämonischer Waffen benötigt. Dem hinzufügend klärte uns die Kommandanta auf, dass bereits zwei Karawanen mit jenem wertvollem Erz überfallen und gestohlen wurden. Natürlich wurde es nicht von irgendwem gestohlen, sondern von ausgebildeten Eliteeinheiten der Drachen- und der Adlergarde. Da weder Kundschafter der schwarzen Raben, noch Agenten des KGIA in der Lage waren, den Verbleib der Mineralien oder die Räuber ausfindig zu machen, sollen sich jetzt namhafte, fähige, kampferprobte und bescheidene Helden der Sache von höchster Wichtigkeit annehmen. Mara, deren Schwerter nur von der Schärfe ihres Verstandes übertroffen werden, hatte den Eindruck, dass uns die Kommandanta nicht alles erzählt hat. Auf Nachfrage bekamen wir noch die beruhigende Nachricht, dass die Köpfe der gefolterten Kundschafter vor dem Tempel in Tuzak in Maraskan abgelegt worden seien. Das sind dann wohl keine herkömmlichen Diebe, die es mit uns zu tun bekommen werden.
Unser Auftrag lautet also: 1. Geht nach Maraskan 2. Findet das verschwundene Endurium 3. Macht die Räuber unschädlich, tot oder lebendig 4. Bringt falls möglich das Diebesgut zurück 5. ??? 6. Profit
Wir stimmen dem Auftrag zu, bekommen einen Segen vom Raben persönlich sowie einen Siegelring mit dem Wappen des gekrönten Raben und jedwede Unterstützung die nötig ist zugesichert. Mit Passierschein und zehn Dukaten pro Person machen wir uns also auf und machen Besorgungen und treffen Vorbereitungen. Die Pferde und jegliche Rostzanfällige Metallausrüstung ließen wir bei Kalgox in der Schmiede. Ich habe mir sagen lassen, dass die Luftfeuchtigkeit in Maraskan so hoch sei, dass man an schlechten Tagen die Luft trinken könne. Gut für mich, denn dann kann ich einen Luftelementar beschwören und bekomme einen Wasserelementar gratis dazu.
Nach einer zweiwöchigen Reise auf einem Boot kommen wir schließlich an einem kleinen Dorf namens Borbra an. Das traf sich gut, denn wir hatten mittlerweile die Namenlosen tage. Diese verbrachten wir in einem Tsa-Tempel und unser neuer Freund Lucio schien entgegen den Erwartungen statt schlechter, wesentlich besser drauf zu sein. Schön, ihn mal bei guter Laune und ohne Paranoia im Blick zu sehen. Ein paar Tage später den Fluss entlang schippernd erreichten wir schließlich Khunchom, eine große Hafenstadt und scheinbar Dreh- und Angelpunkt zahlreicher Handelsschiffe. Die Märkte sind verrückt und voll von Allem und Jedem, den man sich vorstellen kann. Nicht nur die Docks waren voller Leben, auch das nähere Wasser konnte man ob der Masse an Fischerbooten, Handelsschiffen, Kriegsschiffen, Schaluppen, Galeonen und noch vielen Anderen kaum sehen. Kalgox, Larati und Lucio besuchten den hiesigen Boron Tempel, während ich mich begleitet von Thorben, Mara und Oberon auf die Suche nach unserem Schiff machte. Eine Frau saß auf einer Kiste und sprach uns an. Sie fragte, ob wir etwas bestimmtes bräuchten und zeigte uns ein Täfelchen mit dem gekrönten Raben darauf. Ich erkannte natürlich sofort, dass es sich hierbei um einen subtilen Code handelte. Wir überprüften die Liste der Ausrüstung und schickten sie und ihre Leute sogleich nocheinmal los um weitere Gegengifte und und Gegenstände zu besorgen, die wir für unabdingbar hielten. Zwei Antidots für sechs Leute und zwei Tiere auf einem Subkontinent, auf dem vermutlich auch noch jedes Sandkorn giftig ist, also bitte. Nachdem die Besorgungen erledigt waren, stießen auch unsere Gefährten wieder zu uns.
Anmutig und grazil wie Zaubergazellen sprangen wir von Boot zu Boot um unser Schiff, eine Tsedrake namens "Perlbeißer" von etwa 40 Metern zu erreichen. An Bord angekommen begrüßte uns sogleich der Kapitän, Haimamund Ibn Mhukkadim. Er zeigte uns ein Manuskript mit der Order uns unter allen Umständen und Einsatz sämtlicher Mittel nach Maraskan zu bringen. Nach Begutachtung des Schreibens, verbrannte er es. An Deck befanden sich außer der Mannschaft noch zwei größere, am Schiff befestigte Dinge, die ich unter den auf ihnen befestigten Planen nicht identifizieren konnte, sowie Fässer, die bizarrerweise nur zur oberen Hälfte mit Olivenöl gefüllt zu sein schienen. Verdächtig! Jalinna, die Bootsfrau, die uns zuvor auf der Kiste sitzend ansprach, erzählte uns, dass es zwischen Maraskan und dem Festland eine Seeblockade aus Schiffen gäbe.
In der Dunkelheit legten wir schließlich ab. Larati hielt mit ihrem Kater Wache, während Kalgox die Stabilität des Hauptmastes gewährleistete. Am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang erreichte uns ein bedrohlich wirkendes Kriegsschiff, dessen Besatzung acht Mann auf unser Deck schickten. Glücklicherweise konnte unser Kapitän die Situation mit ein paar finanziell gut ausgestatteten Argumenten entschärfen und unsere unbeheligte Weiterfahrt ermöglichen. Mich deucht, der Mann kennt sich aus auf dem Meer. Bei der nächsten Gelegenheit, bei der Bewaffnungstechnisch überlegene Hindernisse unsere Weiterreise in frage stellen, sollten wir mal testweise unseren Seemann in die Verhandlungen schicken und schauen, was passiert.
Etwa eine halbe Tagesreise von Maraskan entfernt gerieten wir plötzlich in einen fürchterlichen Sturm. Es handelte sich dabei um einen Kauka, einen Tropensturm, bei dem man sich lieber nicht auf einem Schiff auf dem Meer aufhält. Der Sturm war so heftig, dass er dir Planen von den Rotzen Riss. Solche hatte die Mannschaft also auf ihrem Schiff festgemacht. Und mit "hatte" meine ich, dass der Wind so stark an uns allen zerrte und die Wellen mit solch einer Kraft über das Deck fegten, dass sie die Ballisten aus ihrer Verankerung rissen und die halbe Reling zerstörten. Dabei Rissen sie eine arme Seele mit über Bord. Auch Lucio und mich hätte es fast von Bord gefegt, Doch Kalgox und Larati, am Hauptmast fesgebunden konnten Lucio gerade so noch festhalten und Mara, wie immer, hatte ihren Arm schon an mir dran. Es ist gut, eine Schwertschwingende Kampfmaid an seiner Seite zu haben. Laratis Kater hatte sich an Oberons Scheif festgebissen während dieser an einem Stück Holz hing. Plötzlich war der Sturm vorbei. Es war absolut still und für ein paar Minuten konnten wir aufatmen. Dann ging es wieder los. Wind fetzte, Wellen brachen und auf dem Wasser konnte ich kleine elemtentare Geister, von geringem Verstand erkennen. Elementare Wichte, die als ich sie um einhaltung der Lebenserhaltenden Etikette bat, mich erst recht ärgerten.
Äonen später war der Sturm tatsächlich vorbei und Sumu sei Dank sind Stürme Zyklopen. Das Schiff war in desolatem Zustand. Der Mast war gebrochen, die Reling zerstört und nahezu alles, was niet- und nagelfest war schwimmt und sinkt jetzt irgendwo im Meer vor sich hin. Wie durch ein Wunder haben es fast alle geschafft. Unsere gesamte Ausrüstung, bis auf ein paar wichtige und relevante Lederhandschuhe und zwei der Matrosen haben es geschafft. Jedoch hatten wir Löcher im Bug und drohten zu versinken. Die Mannschaft schöpfte Wasser um unser Versinken zu versögern, da kam mir die Idee. Ich befand es war an der Zeit, dass das Wasser zur Abwechslung auf unserer Seite stehen könne und beschwor einen Wasserelementar. Durch meinen letzten Besuch im Hain lernte ich ein paar Tricks und Kniffe, wie man die Beschwörung beschleunigen kann. Der Elementar legte sich wie eine Membran in die Innenseite des Schiffs und verhinderte so weiteres Einfließen des Wasser.
Wir schafften es gerade so an den Strand einer kleinen Bucht von Maraskan, wo Vogelkreischen und Palmenwedelrauschen unsere Ankunft kundgaben. Das Schiff ist zerstört und dem Kapitän zufolge sind wir bei weitem nicht dort angekommen, wo wir zu landen wünschten. Jetzt heißt es Kräfte sammeln, noch mal Pipi machen und dann ab durch den Dschungel nach Tuzak
Am 6. Praios erwachte ich mit dem Gesicht im Sand. Der Kaukan hatte unser Schiff übel zugerichtet. Der Kapitän meinte, es werde wohl einige Wochen dauern, bis sie wieder fahrtüchtig werden würden. Keine guten Aussichten, Strandurlaub war noch nie mein Ding. Wir versuchten zwar etwas ähnliches wie ein Lager zu errichten, aber das gefundene Brennholz wurde vom Tropenregen sofort wieder durchnässt. Mara entdeckte obendrein noch Spuren am Strand, die wir einem Alligator zurechnen konnten…kein Guter Start! Die Nacht hatte gute und schlechte Seiten. Zum einen war unsere Angst vor einem Alligatorenangriff zum Glück unbegründet. Andererseits aber wohl nur, weil eine ganze Horde Einheimischer ihnen zuvorkam. Deren Angriff auf das Lager war schnell und übermächtig, sodass wir binnen kürzester Zeit entwaffnet waren. Mara war aufgebracht, aber selbst das nutze nichts. Die Angreifer verhandelten mit dem Kapitän unseres Schiffes, und sie wurden sich tatsächlich einig, praktisch ohne Blutvergießen. Mara war wieder nicht begeistert. Sie hatten sie zwar entwaffnet, aber ich vermute, dass sie das kaum ausgebremst hätte.
Der Handel zwischen der Crew der Perlbeißer und der Rebellengruppe war äußerst erfolgreich. Hilfe beim Flottmachen des Schiffes wurde getauscht gegen einen Teil der Waffen, die sie geschmuggelt hatten. Und obendrein boten die „Wipfeltiger“, wie sich diese Truppe nannte, an, uns in ihr Lager mitzunehmen und dort über mögliche weitere Unterstützung unserer eigenen Mission zu debattieren. Wir willigten ein, aber sie behielten unsere Waffen nach wie vor ein. Mara war noch immer nicht begeistert. Der Weg durch den Dschungel überstanden wir gut, aber als ich das Lager der Wipfeltiger erblickte wurde mir klar, warum alle vor Maraskan warnten: Zwar hatten sie wie jeder vernünftige Mensch beschlossen ihre Häuser so hoch oben wie möglich zu errichten (In ihrem Fall keine schönen Burjas, nur öde Bäume), aber sie vergaßen völlig auf Treppen und andere sinnvolle Aufstiegshilfen. Der Rest der Gruppe ließ sich auf das Niveau der Einheimischen herab und kletterte an einem Seil hinauf in die bis zu 30m hohen Bäume, aber ich brachte meinen Unmut zur Geltung in dem ich mich vehement zur Wehr setzte. Dieser (nicht ganz) stille Protest brauchte mir Schürfwunden und hoffentlich auch Respekt ein. Ich stellte damit klar, das Gäste anders behandelt werden sollten. Die Gespräche in den luftigen Höhen des Urwalds waren spannend. Unser Gegenüber war Orsijin von Hira, offensichtlich mittelreichischer Herkunft. Die Wipfeltiger setzten sich aus Maraskanern und Mitteilreichern zusammen, die genug vom Krieg hatten und sich hier fernab von Allem ein Leben aufbauen wollten. Unsere Mission, das gestohlene Endurium zu finden war ihnen zunächst suspekt, aber mir viel eine Lücke in der Logik seiner Argumente auf: Der erste Überfall vor etlichen Monaten wurde von einer Gruppe, die sich die „Haranydad“ nannten, verübt. Dieser erfolgreiche Schlag gegen die mittelreichische Besatzungsmacht wurde landesweit gefeiert und politisch ausgeschlachtet. Der jüngste Überfall auf genau den gleichen Warenzug wurde aber von beiden Seiten fast totgeschwiegen. Das implizierte, dass niemand wusste was eigentlich passiert war und somit eine dritte Fraktion ihre Finger im Spiel haben könnte. Und da wir die Umstände aufklären wollten konnte das nur im Sinne der Wipfeltiger sein. Welche Partei bewegte hier noch Figuren auf dem Brett? Konnten sie es sich leisten weiterhin neutral zu bleiben?
Schlussendlich einigte man sich: Die Wipfeltiger ließen uns ziehen und stellen uns eine Späherin zur Verfügung, Enjisab, die wir auch schon beim Angriff auf unser Lager am Strand kennenlernen durften. Mara war erneut nicht begeistert. Man empfahl uns nach Verlassen den Gebiets der Wipfeltiger die Gruppe der Haranydad aufzusuchen, die auch schon den ersten Enduriumraub erfolgreich durchführten. Sie sollen über ein gut ausgebautes Informationsnetzwerk auf der Insel verfügen und könnten sicher wertvolle Hinweise liefern. Die Gruppe diskutierte aber auch ob Tuzak selbst nicht ein lohnendes Ziel sein könnte, denn Delian von Wiedbrück, ein alter Bekannter der Gruppe war nun zum Sicherheitsberater von Fürst Herdin aufgestiegen...und hatte uns schon vor einiger Zeit per Brief eingeladen! Egal welches Ziel wir schlussendlich ansteuern würden, unsere erste Station war ein Wehrlager, schon außerhalb des Gebiets der Wipfeltiger. Unsere Dschungelexpertin Enjisab würde uns an der Grenze des Gebiets der Wipfeltiger verlassen, aber wir nutzten diese eineinhalb Tage und lernten von ihr viele Tricks um im Dschungel zu überleben. Was kann man Essen, was sollte man lieber meiden und wie schlief man in den luftigen Höhen der Bäume? Ich versuchte mir möglichst viel zu merken, aber mir war klar, dass ich nicht für den Dschungel geschaffen war. Es gelang mir aber geschickt meine Unwissenheit zu verbergen und die wichtigen Entscheidungen den anderen Gruppenmitgliedern zu überlassen. Man hatte einen Ruf zu verteidigen!
Am Abend des 9. Praios, noch ein gutes Stück von der Wehranlage entfernt, erreichten wir eine verlassene Plantage im Dschungel. Die zwar beschädigten aber nutzbaren Gebäude boten sich ideal als Nachtlager an. Eine Pause kam mir auch gelegen, den zwischenzeitlich musste ich feststellen, dass mir das Laufen immer schwerer fiel und auch die Pflanzen, die sich wirr drehten und mich mit tulamidischen Schimpfworten beleidigten machten ein Weiterkommen zu Qual. Als sich mein Sichtfeld weiter einengte, meinte Shiahan, ich solle mich besser hinlegen. Die drei rosa Einhörner, die neben ihm standen, stimmten seiner Analyse ebenfalls zu. Dieser fachkundigen Delegation konnte ich nicht widersprechen, und so beschloss ich das Bewusstsein zu verlieren. Als ich wieder erwachte berichteten Lariathi, Mara und Shiahan von einer notwendigen Operation an meinem Rücken. Sie hatten wohl Maden, die sich unter meiner Haut eingenistet hatten, entfernen und die offenen Wunden ausbrennen müssen. Die stechenden Schmerzen, die jede Bewegung meinerseits begleiteten unterstrichen die Behauptungen. Der Parasitenbefall verursachte wohl auch Fieberträume, wie Shiahan hinzufügte. Das war beruhigend, erklärte es doch zumindest zwei der drei Einhörner. Aus Rücksicht auf meinen Zustand verbrachte die Gruppe noch einen Tag auf der Plantage. Während ich mich erholte sammelten die anderen wilde Kräuter auf den verlassenen Feldern oder versuchten sich als Jäger in der näheren Umgebung. Die abendliche Diskussion im Lager setzte unser Reiseziel endgültig fest: Wir würden nach dem Wehrlager die Tuzak-Jergan-Strasse aufsuchen und in den Süden Richtung Hauptstadt abdrehen. Delian würde uns hoffentlich Informationen zum Überfall und Ideen zum weiteren Vorgehen geben können. Zwar kannte der Haranydad den Gerüchten zur Folge den Standort der Enduriummiene, aber das dort Antworten auf den Überfall zu finden waren bezweifelten wir.
Am nächsten Morgen bewies Thorben, dass er Enjisab am besten zugehört hatte und führte uns recht sicher durch den Dschungel. Wir stießen nach nur ein paar Stunden auf das erste Anzeichen des Heerlagers, einen Aussichtsposten. Doch als wir Kontakt aufnahmen verlor der dort stationierte Soldat vor Schreck das Gleichgewicht, fiel herunter und brach sich prompt das Genick! Tja, Fasarer Höhen sind wohl nicht jedermanns Sache… Im Heerlager selbst, ein paar Minuten weiter hinten im Dschungel, waren die Soldaten aber wenig besorgt über das dramatische Schicksal ihres Kumpanen. Überhaupt machten sie einen sehr irregulären Eindruck (Mit Betonung auf „irre“). Hauptmann Drastan von Erlenholm führte Fort Retoglück auf recht entspannte, eigenständige Art und schien an aktuellen Ereignissen in seiner Garnison, auf der Insel und im Allgemeinen wenig interessiert. Er kam mir eher wie ein Bandenführer oder Räuberhauptmann vor als ein Soldat mit funktionierender Befehlskette. Was die Lage nicht ungefährlich machte, wie auch einige Tote in aufgehängten Eisenkäfigen in der Mitte des Hofes unterstrichen. Wohl Gefolgsleute, sie eine seiner exzentrischen Ideen nicht unterstützten. Wir versuchten die Zeit im Lager so kurz wie möglich zu halten, und ich will mich nicht in unappetitlichen Details verlieren. Interessant war aber die Bekanntschaft mit Gerich von Achsenbrecher, einem wohl erst kürzlich hierher versetzten Rekruten, dessen Hirn und Benehmen noch nicht ganz vom Dschungel aufgeweicht worden war. Mara und Kalgox beschlossen den jungen Mann zu retten. Der erste Versuch, ihn bei Hauptmann Drastan als Führer abzuwerben schlug fehl, aber nachdem Kalgox etwas aufbrausend seinen vermeintlichen militärischen Rang geltend machte willigte der Hauptmann ein. Zugegeben, ich war zwar beeindruckt, aber die Dreistigkeit dieser Aktion war meiner Meinung nach gefährlicher, als Kalgox vermutete. Dennoch, es gelang und wir konnten das Lager mit einem neuen Führer und frischen Vorräten verlassen. Unser nächstes Ziel war die Straße nach Tuzak und dann Alrurdan, wie uns Herr Achsenbrecher versicherte. Diese maraskanische Siedlung (mit mittelreichischer Präsenz) wäre wohl ein idealer Punkt um Vorräte zu bekommen und die Reise in den Süden fortzusetzen. Aber noch bevor wir die Straße im Dschungel fanden erreichten wir Abends ein kleines Dorf. Es war nur eine kurze nächtliche Rast, aber ich versprach der hiesigen Rur-und-Gor-Gemeinschaft, das wir ein Paket zum Tempel in Alrurdan bringen würden. Frisch gestärkt brachen wir am nächsten Morgen auf, wichen dank Thorben einem Morfu aus und begegneten einem Stinkfrettchen, das Shihan offensichtlich nachhaltig beeindruckte.
Es war bereits der 11.Praios, unserem sechsten Tag in dieser grünen Hölle, als wir die Straße zurück in die Zivilisation fanden. Zwar hoffte ich insgeheim immer noch, dass alle Berichte über den Zustand dieser Route untertrieben waren, aber es war in der Tat nur ein etwas breiterer Trampelpfad. Egal, meine Stimmung stieg sofort. Kein Schlafen auf Bäumen, keine Maden mehr im Rücken…es konnte nur aufwärts gehen. Alrurdan erreichten wir am späten Nachmittag desselben Tages. Die Kleinstadt mit vielleicht 1000 Einwohnern lag in der Mitte eines fruchtbaren Tals. Auffallend waren die Wehranlage etwas außerhalb, die einen deutlich besseren Eindruck als Fort Retoglück machte, der Rur-und-Gor-Tempel direkt in der Mitte der Ansiedlung und das hiesige Gasthaus, das im tralloper Blockhausstil erbaut wurde und somit überhaupt nicht ins Dorfbild passen wollte. In diesem Haus, dem Baliho Bär, ließen wir uns auch nieder. Der dortige Wirt, Reteron, war sichtlich angetan von den Weidener Wappen, die der Rest der Gruppe vorweisen konnte. Die Abzeichen, die sie wohl in den Diensten von Waldemar, dem Bären verliehen bekommen hatten waren von entscheidender Überzeugungskraft. Reteron sorgte nicht nur für unser Wohlergehen, sondern wies uns auf eine dramatische Wendung hin: Überall im mittelreichisch kontrollierten Maraskan gingen Steckbriefe um, die die Gesichter der Gruppe zeigten. Ein spannendes Detail war das Fehlen meines Bildes. Zu sehen war stattdessen der arme Kerl, den ich in Fasar in der Gasse gefunden hatte. 100 Dukaten waren auf unsere Ergreifung ausgesetzt, tot oder lebendig! Eine brenzlige Lage, die wir dank Reteron erkannten bevor wir frei durch die Straßen der Stadt schlenderten. Bevor wir uns zu einer Krisensitzung im Schankraum trafen wollte ich noch den Auftrag der Dorfältesten beenden und das Paket im Rur-und-Gor Tempel abgeben. Shihan bestand darauf mich zu begleiten, in Form seines neuen Lieblingstiers, dem Stinkfrettchen. Wir schafften es zum Tempel ohne Aufmerksamkeit zu erregen und übergaben die Lieferung. Die Tempelvorsteherin richtete als Dank ein paar mysteriöse Worte an mich. Sie sprach davon, dass wir etwas suchen, und es wohl eher bei den Haranydad finden würden.
Der Rückweg vom Tempel in die Gaststube fiel schon deutlich gefährlicher aus. 100 Dukaten sind eine Menge Geld, und so war es nicht verwunderlich, dass sogar die Kinder der Stadt hinter uns her waren. Dem Stinkfrettchen und mir gelang es aber die Gefahr, die von den kleinen Rackern ausging rechtzeitig zu erkennen und sie auszutricksen. Ein paar gekonnte Hacken schlagend verwischte ich meine Spuren in den dunklen Gassen, und ich fühlte mich fast wie in Fasar auf der Flucht von den „hast du mal nen Heller“-Typen.
Die jüngsten Neuigkeiten zwangen uns die Lage neu zu bewerten. War Tuzak das richtige Ziel für unsere Reise? Warum hatte Herdin die Schiffsblockade gegen seine eigene Insel aufgezogen? Warum lies er uns suchen, tot oder lebendig? Und war Shiahan heimlich schon immer ein Stinkfrettchen? Fragen über Fragen!
Gevatter Phex, wie oft habe ich mich über Deine Rätsel und Herausforderungen gefreut, wie gerne habe ich Sie gelöst, aber was du jetzt mit mir machst…. Mich mit meinen Freunden durch den Dschungel Maraskans zu schicken im Namen deines Bruders des Todes…. Ich verstehe Deinen Weg nicht, ich finde ihn vor lauter giftigem Grünzeug nicht und so langsam geht mir neben der Geduld auch mein Tabak aus bzw. verschimmelt bei den Temperaturen, schmecken tut er schon lange nicht mehr so gut.
In Alrurdan saßen wir im Baliho Bär und könnten uns mindestens eine optische Auszeit von dem ständigen Grün in all seinen Nuancen. Der Wirt Reteron hatte das Herz am rechten Fleck und bot uns für einige Stunden Schutz, Unterkunft und gutes Essen. Lucio kam dann jedoch mit Shiahan in Frettchenform – jetzt fand sogar ich ihn irgendwie niedlich und nicht nur Mara – vom Tempel zurück. Scheinbar waren wir schon aufgeflogen und obwohl man uns einen Führer für den nächsten Tag versprachen, wollten wir nicht hier warten. Wir schlugen uns mal wieder in das Grün und verabschiedeten uns vom Weidener Wirt. Ich hinterließ noch die Zinke der Freundschaft an der Hintertür – wer weiß, wofür es ihm helfen würde.
Wir schlugen uns eine gefühlte halbe Stunde durch das Grün und rasteten bevor der Wolkenbruch wieder losging. Mittlerweile habe ich mich sogar halbwegs daran gewöhnt, dass ich auf Bäume klettern muss zum Schlafen… ich kann es kaum erwarten nach Hause nach Fasar zu kommen …. Ständig habe ich das Gefühl, dass Insekten auf mir rumkrabbeln und das Schlimmste ist, zu 90% habe ich auch noch recht. Dazu kommt, dass dieser Lucio ständig die Äste nach hinten schnellen lässt, wenn ich hinter ihm durch den Dschungel gehe und sie mit voller Wucht ins Gesicht bekomme…. Komisch, bei allen anderen achtet er mehr darauf. Wenn der nicht aufpasst in Zukunft stolpert er sicher beim nächsten Sumpfabschnitt.
Die Nacht war wie immer kurz und erfüllt vom Lärm der Tiere, der Abstieg vom Baum war mit den schmerzenden Muskeln auch nicht sonderlich erbaulich. Immerhin kam uns der Führer vom Tempel entgegen, er hatte wohl mitbekommen, dass wir den Ort verlassen hatten und für ihn waren unsere Spuren wohl mehr als deutlich zu lesen gewesen….nicht gut… aber mich wunderte es nicht, wir waren überhaupt froh, voran zu kommen. Serjin der Hartnäckige hieß unser neuer Gefährte und sollte uns in Richtung der Haranydads bringen, wir hofften, dass er das schaffen würde und das wir endlich mal Informationen bekommen würden, was wir hier eigentlich machen sollten.
Die Spur nach Tuzak war nach den Steckbriefen verworfen und wir mussten scheinbar wirklich mehr über die Mine und das Metall in Erfahrung bringen. Den ganzen Tag wanderten wir durch die grüne Hölle und wurden immer wieder darauf „freundlich“ hingewiesen, wie ungeschickt wir Fremdjiis uns anstellten. Mir kam es dennoch so vor als würden wir reichlich Strecke gut machen und trafen am Nachmittag auf ein kleines Dorf, wo die Geburt eines Kindes gefeiert wurde. Jeder – somit auch wir – waren eingeladen und der Tradition nach überbrachten wir alle einen Ratschlag für das Kind. „Fürchte nicht die Nacht, denn mit dem richtigen Blick bietet sie wahre Schönheit“ wünschte ich dem Kind und legte ihm zwei Dukaten unter das Kopfkissen. „Möge Phex dir Glück und Wohlstand schenken kleiner Maraskaner“.
Das Essen war sehr lecker, sehr scharf und es tat unglaublich gut. Einige von uns, darunter natürlich Larati und sogar Thorben ließen sich Käferausscheidungen in die Haare schmieren und diese wechselten dann je nachdem – keine Ahnung - was der Käfer zum Frühstück hatte, munter die Haarfarbe… Grün, Pink, Blau…. Als Larati damit auf mich zu kam, war ich echt besorgt, dass mein wütender Blick diese verrückte Tsa-Hexe nicht davon abhalten würden. Doch zum Glück besann sich meine Kleine und ließ von diesem Wahnsinn ab mit den Bart einzufärben, ich hätte ihr auch echt den Hintern versohlt!
Spät am Nachmittag brach nach einem Vogelschrei die Musik ab und ein Trupp Mittelreicher war kurz darauf im Dorf. Sie suchten wohl primär Rebellenflüchtlinge, erwischten unseren Shiahan aber vor und als sie ihn aus der Hütte zogen und als einen der Gesuchten erkannten, kippte die Stimmung sehr schnell. Mara war als erstes mit Waffen aus der Hütte raus und Angesichts der groben Behandlung unseres Druiden nicht nur nicht amüsiert, sondern ziemlich angepisst. Ich schlich mich hinter einen der anderen Garethijis und brachte mich in eine vorteilhafte Position. Doch auch das Dorf wurde zu einem wütenden Mob, Sensen, Äxte und auch andere Waffen wurden gezogen, so dass dem kleinen Trupp nur der Rückzug blieb. Wir wollten aufbrechen, doch die Bewohner meinten, heute Nacht würden die Mittelreicher nicht zurückkehren und Schikane sei man gewohnt. Da wir nicht bei wenig Tageslicht und bald einsetzendem Regen durch den Dschungel irren wollten, nahmen wir das Angebot dankbar an, stellten aber Wachen auf.
Beim ersten Tageslicht packten wir unsere Sachen und Serjin führte uns sicher und schnell vom Dorf weg. Den ganzen Tag wanderten wir durch den Dschungel und er zeigte uns mehrmals Markierungen und Spuren, die auf das Gebiet der Haranydas aber auch der Diskus von Boran Gruppe hinwies. Letzteres war nicht besonders erfreulich, diese wollten wir eigentlich meiden. Am Abend wollten wir unser Lager aufschlagen, als unser Führer und Mara ein Geräusch vernahmen und uns zum Glück vor dem Hinterhalt warnen konnten. Bolzen und Diskusse flogen in unsere Richtung, teilweise wohl mit Gift versetzt. Mara wurde leicht getroffen. Uns blieben zwei Optionen fliehen durch den Dschungel, den wir nicht kannten oder uns darauf besinnen, was wir können… KÄMPFEN! Thorben, Mara und ich sprinteten vor und konnten den Angriffen der Schützen gut ausweichen, dann standen wir unserem Gegner gegenüber, über einem Dutzend Rebellen, scheinbar vom Diskus. Unsere Angriffe waren unbarmherzig und Thorben erwischte einen so schwer, dass dieser fast geteilt wurde. Verdammt waren meine Äxte scharf, ich war stolz und begeistert. Lucio und Shiahan unterstützten uns mit Zaubern, während Larati …. Tja…. Die Weihe hatte echt einige Nachteile….was war nur aus der Schlächterin von Wehrheim geworden.
Mitten im Kampf stießen wie aus dem Nichts weitere Kämpfer mit tiefschwarzer Haut zu uns und standen uns bei, scheinbar hatten uns die Haranydads gefunden. Die Angreifer versuchten zu fliehen, was nur wenigen gelang und wir dankten unseren Unterstützern, auch wenn uns diese erst einmal umrundeten und es zu einem kurzen Verhör kam. Wir wurden dann von den Kämpfern unter Führung einer Veteranin tiefer – ging das eigentlich noch – in den Dschungel geführt. Der Begriff grüne Hölle klang mit jeder Minute in diesem Dschungel passender.
Mara war ziemlich genervt von diesem Getue der Rebellengruppen, jeder auf Maraskan hatte einen Tonfall am Leib, als würde ihm die verdammte Insel gehören. Wir waren hier scheinbar nirgends wirklich willkommen und das ließ man uns spüren. Nach einem Marsch von gut zwei oder drei Stunden, es wurde mittlerweile dämmerig und wir kamen in den Regenguss des Tages fanden wir das Lager. Vor einer der wenigen Hütten hatte man einen toten aufgebahrt, dessen Haut bläulich wirkte. Jeder schimpfte mit ihm und hielt ihm vor, was er im Leben falsch und im nächsten doch besser machen sollte. Ein merkwürdiger Brauch, glich er doch aber dem bei der Geburt sehr.
Wenig später wurden wir zum Haran, dem Anführer gebracht. Das wirkliche Lager der Gruppe lag unterirdisch in Stollen und ich fühlte mich das erste mal auf Maraskan ein wenig heimisch – abgesehen beim Weidener Wirt. Das Gespräch war sehr positiv, nachdem wir uns gegenseitig etwas ausgefragt hatten und eine Basis zum Verhandeln gefunden haben.
Sie boten uns an, uns einen Weg zur Mine zu weisen, WENN…. wie immer hatte alles einen Preis oder Haken…. wir Ihnen bei der Beseitigung einer Riesenspinne helfen würden. Diese schien das „Haustier“ einer Hexe zu sein, die Ihnen das Leben schwer machte und wohl für den Tod mehrerer Kämpfer schuld war. Wir stimmten zu, was hatten wir für eine Wahl und von daher, kämpfen konnten wir.
Am nächsten Morgen ging es mit einigen der Haranydads auf die Suche nach der Spinnenhöhle. Es dauerte nicht lange und wir fanden die ersten Fäden der Spinne. Es kamen ganz düstere Erinnerungen an die Erkundung des Orklandes auf und diese Spinne, die mit uns geistig kommuniziert hatte und die eine Gefangene oder war es ein Mann, zwang immer Märchen vorzulesen. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Die Höhle war in einer Senke und davor war alles voller Spinnenfäden. Nach langer und gründlicher Beratung beschwor Shiahan einen Feuerelementar und vernichtete alle Netze vor der Höhle. Dann schickte er ihn rein um die Spinne rauszuscheuchen, doch ein Bachlauf in der Höhle war eine unüberwindliche Barriere für den Elementardiener. Serjin warf einen breiten Ast über das Wasser und der Elementar drang in die Höhle ein, es gab einen Steinschlag und dann war Ruhe. Scheinbar war entweder der Zugang verschüttet im Kampf oder der Diener vernichtet.
Wir versuchten dann das Vieh auszuräuchern, doch auch das brachte leider nicht den gewünschten Erfolg. Es blieb uns nichts übrig, wir mussten rein und das Vieh in ihrem Gebiet bekämpfen. Vorsichtig gingen wir vor und ich dankte Väterchen Angrosch für meine Dunkelsicht und dem Herren der Nacht für die Verbesserung jener. Als sich der Weg teilte gingen Thorben und Mara links und trafen auf die Spinne. Der Kampf war schnell und zum Glück ohne Verluste oder Verletzungen auf unserer Seite.
Lucio erkannte, dass die Spinne eine magische Aura hatte, Larati erklärte, dass es wohl nicht nur ein Haustier, sondern ein Vertrautentier war und dass die Hexe den Verlust sofort und schmerzhaft spüren würde und wir in ihr auf jeden Fall eine Feindin jetzt hätten. Wir ließen die Höhle hinter uns, nicht ohne dass Serjin der Spinne zur Sicherheit die Beine abhackte – sicher auch ein maraskanischer Brauch – und wanderten zurück zum Lager der Rebellen, wo wir uns nach einem guten Abendessen ausruhten um am nächsten Morgen Richtung Mine aufzubrechen.
Am Morgen nach dem Spinnenschlachten machten wir uns wieder auf den Weg. Alwiyida und ein paar weitere Haranidad sollten uns zu einem Forschungslager führen, das einem gewissen Hilbert von Puspereiken untersteht, der sein Leben und Wirken der Erforschung verschiedener Echsenspezien widmet. Kalgox wird das insgeheim wohl Verschwendung von Ressourcen nennen, da ich in den letzten Tagen den Eindruck gewonnen habe, dass er Echsen, gelinde gesagt, nicht viel abgewinnen kann. Wir erhofften uns Informationen von dem Saurologen und Archäologen, da er, so munkelte man, einige Kontakte auf diesem unwirtlichen Eiland namens Maraskan habe. Leider schafften wir es am ersten Tag dieses Reiseabschnitts nicht bis ins Forscherlager und mussten in den Bäumen nächtigen. Sogar Lucio schaffte es dieses Mal, ohne schwerere Verletzungen hinaufzuklettern. Der Aufbruch am nächsten Morgen gestaltete sich etwas hektisch, weil ich, schlaftrunken wie ich war, versehentlich eine der am Boden lauernden Maraskenfedern auslöste. Diese wiederum alarmierte mit ihrem Gehüpfe die anderen Drecksviecher und wir mussten Fersengeld geben, um diesem widerlichen Getier zu entkommen. Leider wurden Shiahan und Lucio dabei leicht verletzt, was sie aber nicht weiter beeinträchtigte. Nach zwei Stunden stießen wir dann auf Puspereikens Lager, das dieser unmittelbar bei einer halb versumpften Tempelanlage der Echsen hatte aufschlagen lassen. Über dem Ganzen flatterte die Flagge von Festum und ungefähr 30 Menschen wuselten geschäftig hin und her. Unsere Führerin stellte uns Magister von Puspereiken vor, der sich als äußerst gastfreundlich erwies und uns sogleich in sein Zelt führte. Nachdem wir den Grund für unsere Anwesenheit genannt hatten, erzählte uns der Saurologe ein wenig über seine Ausgrabungen hier. Außerdem erfuhren wir, dass Puspereiken nicht gut auf Delian von Wiedbrück zu sprechen ist, weil dieser ihn wohl an der Nase herumgeführt hat. Wiedbrück sei vor ein paar Monden mit einem Begleiter namens Borotin Almachios (und einigen Drachengardisten) in Puspereikens Lager aufgetaucht und habe letzteren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen überredet, mit ihnen eine Tempelanlage der Achaz auszugraben. Als die Männer des Magisters dann dort die größte Drecksarbeit erledigt hatten, verletzte Almachios unter Einsatz von Waffen und Magie den Wächter der Anlage und riss sich ein mächtiges Siegelzepter unter den Nagel. Puspereiken und seine Männer ließ er einfach zurück. Seitdem habe man von Wiedbrück und Almachios nicht mehr gesehen. Verständlich, dass Wiedbrück nun ein rotes Tuch für den Saurologen ist. Seit wir auf Maraskan sind, haben wir nicht viel Gutes über Delian gehört. Was für uns kaum nachvollziehbar ist, da wir ihn als korrekten und ehrenwerten Mann in Erinnerung haben. Bestimmt hat ihm das schwüle Klima hier das Hirn vernebelt. Im Beisein von Puspereiken stellten wir dazu auch ein paar Vermutungen an, die sogar so weit reichten, dass wir Borbarad mit den Vorkommnissen auf der Insel in Verbindung brachten. Leider konnte uns Hilbert in Bezug auf den Standort der Mine nicht weiterhelfen, er wusste nur, dass sie weiter im Süden, aber nördlich des Friedhofs der Seeschlangen liegen solle. Nach einem stärkenden Abendessen und einer erquickenden Nacht in Zelten, machten wir uns wieder auf den Weg. Zum Abschied brach Alwiyida Puspereiken noch die Nase. Seltsame Abschiedsrituale gibt es hier. Naja...andere Länder, andere Sitten. Gegen Mittag erreichten wird das Gebiet der Rebellen, die sich Ruriyiobs Schwerter nennen. Alwiyidas finanziell gut ausgestattete Argumente überzeugten deren Rebellenführer Darrell im Handumdrehen davon, uns durch ihr Gebiet zu führen. So langsam fühlte ich mich wie eine Ware, die von einem Ende des Kontinents zum anderen befördert wird. (Ach, DAS meinte die Uljaykim mit "Verratet mir eure "Warenbeweggründe"!" Aber ich greife vor...)
Am zweiten Tag mit Darrell und seinen Leuten kam endlich ein bisschen Bewegung in die Sache als wir einer Gruppe Diskuskrieger begegneten. Leider entschied unser Führer, dass geflüchtet statt gekämpft werden solle, was ich wieder mal absolut nicht nachvollziehen konnte. Aber ich muss zugeben, dass die wilde Flucht durch den Dschungel eine willkommene Abwechslung darstellte. Während es hinter uns Giftpfeile hagelte, rannten und sprangen wir behände durch den dichten Dschungel, hechteten elegant in Deckung und schlitterten heldenhaft auf großen Blättern einen steilen Hang hinunter. Na gut... MANCHE von uns machten das so. Andere wiederum bevorzugten es, die Spannung mal wieder auf die Spitze zu treiben, sich beinahe töten zu lassen und dabei noch unverschämt gut auszusehen. Aber Dank eines schwarz gefiederten Freundes der sich in die Flugbahn des Pfeiles warf, überlebte auch Shiahan die wilde Flucht.
Schließlich erreichten wir am Nachmittag ein verlassenes Fort, wo wir uns endlich etwas ausruhen wollten. Leider wurde dieser Plan von drei Achaz durchkreuzt, die sich plötzlich aus einem der verfallenen Häuser erhoben. Kalgox reagierte ziemlich aggressiv auf die Echsen, nicht einmal Larati konnte ihn beruhigen. Ist das so ein Zwergending? Einer der Achaz sprach uns an und erzählte, dass ein paar "Warmblüter" ein mächtiges, geweihtes Siegelzepter gestohlen hätten und der Wächter der Tempelanlage, der Leviathan, die drei Achaz beauftragt habe, dieses wiederzubeschaffen. Diese Aufgabe wollten sie nun an uns abtreten und ein Beutel mit Edelsteinen im Wert von 600 Dukaten überzeugte uns davon, dass wir das auch wollten. Auch unsere Führer erhielten einen solchen Beutel. Im Laufe des Gesprächs stellte sich natürlich heraus, dass vom gleichen Zepter und den gleichen Drahtziehern die Rede war, von denen uns schon Puspereiken erzählt hatte. Außerdem erfuhren wir, dass von Wiedbrück und Almachios von einem "nachtblau geschuppten Priester" begleitet worden seien. Die Empfehlung des Achaz war, uns zum Friedhof der Seeschlangen zu begeben, wo sich das religiöse Zentrum der Echsen befände, wo wir vielleicht den Nachtblauen finden könnten. Also setzten wir auch das auf unsere To-do-Liste. Wir verbrachten die Nacht in dem verlassenen Fort. Am nächsten Tag begleiteten uns Darrell und seine Männer noch bis wir mittags das Gebiet der Uljaykim erreichten. Von dort aus mussten wir alleine weiter, wobei uns die vage Richtungsanweisung "möglichst gerade gen Süden" eine unschätzbare Hilfe war (Vorsicht: Ironie!).
Zum Glück haben wir einen erfahrenen Seemann an unserer Seite, der uns zielstrebig in die richtige Richtung leitete. Selbst als gegen Abend dichter Nebel aufzog, ließ Thorben sich nicht beirren und führte uns verlässlich voran. Plötzlich jedoch forderte uns eine weibliche Stimme aus dem Nebel auf, die Waffen niederzulegen und nach und nach wurde eine Gruppe Kriegerinnen der Uljaykim sichtbar. Wie immer stieß dieser Befehl auf unserer Seite auf Widerstand und Diskussionsbedarf. Schließlich erzielten wir tatsächlich einen Kompromiss, durften die Waffen behalten, mussten sie aber so festbinden, dass wir sie nicht gleich zücken konnten. Erst dann wurden wir ins Lager der hiesigen Rebellen geführt, das in einer Senke lag und von einem Palisadenzaun geschützt wurde. Uns fiel sofort auf, dass es hier nur Frauen, Kinder und alte Männer gab. Die Anführerin der Rebellen, Irasijad, verlangte, dass einer von uns sich einer Prüfung unterziehen müsse, um unsere Glaubwürdigkeit zu untermauern. Natürlich meldete sich unser Thorwaler gleich freiwillig, er hoffte wohl, den Genpool der Uljaykim mit seinem nordischen Blut etwas auffrischen zu dürfen. Aber weit gefehlt. Die Prüfung bestand darin, dass er sich mit entblößtem Oberkörper auf einen Tisch legen sollte (bis hierhin deckte sich das vermutlich noch weitgehend mit Thorbens Wunschdenken), wo man dann eine Maraske auf ihm herumkrabbeln ließ. Die Prüfung sei bestanden, wenn die Spinne ihn nach 10 Sekunden nicht gestochen habe. Dass Marasken allerdings immer stechen und das ganze Ritual nur der Belustigung der Uljaykim diente, erzählte man uns erst als der Thorwaler bewusstlos vom Tisch fiel. Man beruhigte uns aber, dass der Stich der Maraske nicht sonderlich gefährlich sei und unser Gefährte in ein paar Stunden wieder ganz der Alte. Immerhin war nun die Stimmung etwas entspannter und wir erfuhren, dass der Kommandante der Uljaykim, Dajin, vor ein paar Monaten einen Hinweis auf die Lage der Enduriummine erhalten habe. Daraufhin habe er sich mit einer Gruppe Männer auf den Weg dorthin gemacht, um sich das Metall unter den Nagel zu reißen. Seitdem habe man nichts mehr von den Männern gehört. Diese neuen Informationen stimmten überein mit jenen, die man uns am Anfang unserer Mission über den Überfall auf die Mine gegeben hat. Offenbar hatte man die kampfstarke Truppe der Uljaykim manipuliert und als Kämpfer missbraucht, um die Wächter der Mine anzugreifen und zu schwächen und die Mine somit zu einem leichteren Ziel zu machen. Daraufhin diskutierten wir wieder einmal darüber, wie die Geschehnisse der letzten Wochen wohl zusammenhängen mochten und immer mehr drängte sich uns die Vermutung auf, dass Borbarad hinter allem stecken könnte. Drei Mal schon hatten wir uns ihm in den Weg gestellt und seine perfiden Pläne vereitelt. Sollte es auf ein viertes Mal hinauslaufen? Selbst wenn dem so sein sollte, bin ich zuversichtlich, dass wir es auch ein weiteres Mal schaffen werden, dem alten Störenfried in die Parade zu fahren!
Nachdem die Rebellen uns nun endlich glaubten, dass wir nichts Böses im Schilde führten, luden sie uns zu einem gemeinsamen Abendessen ein und ein Dutzend von ihnen erklärten sich sogar dazu bereit, uns am nächsten Tag Richtung Mine zu führen. Wir durften, zur Freude aller, wieder in Zelten übernachten. Seit ich die Übernachtung auf Bäumen kenne, liebe ich Zelte. Sie bieten so viel mehr Raum für zwischenmenschliche....ääh.... Kommunikation.
Als wir nach zwei Tagen ereignislosen Fußmarsches im Lager vor dem Eingang der Mine eintrafen, wirkte das Lager, bis auf eine Wache am Tor ungewöhnlich ruhig. Larati in Gestalt eines Papageis flog voraus, um zu überprüfen, ob die Luft rein sei. Dabei entpuppte sich der Wächter am Tor, der die Uniform der Drachengarde trug, als aufgespießte Leiche. Das Lager selbst schien verlassen zu sein. So begannen wir, die einzelnen Gebäude zu durchsuchen und uns bot sich ein Bild des Grauens. In der ersten Baracke fanden wir etliche blutgetränkte Hängematten und im zweiten Gebäude die dazugehörigen Leichen. Man hatte sie einfach alle auf einen großen Haufen geworfen, wo sie schon wochenlang vor sich hinverwesten, augenscheinlich ein ganzes Banner Drachengardisten. Der Gestank war unbeschreiblich und dermaßen übelkeiterregend, dass sich mein Frühstück von meinem Magen verabschiedete. Welches Ausmaß an Skrupellosigkeit und Niedertracht besitzen Menschen, die zu so etwas fähig sind? Wenn es denn überhaupt Menschen waren. Spätestens als wir im Speisesaal unter einem Laken die Leichen einer Frau und eines Mannes fanden, waren wir uns da nicht mehr so sicher. Die Frau hatte kristalline, weiße Augen, die aussahen wie Eis und der Mann statt Füßen rote Pferdehufe. Offenbar waren das die Gefallenen der Gegner. Unsere magiekundigen Gefährten klärten uns darüber auf, dass ein Mensch, der einen Pakt mit einem Erzdämon schließt, solche körperlichen Veränderungen als so genanntes Paktgeschenk erhält. Der Interpretation des Ganzen wollten wir uns später in Ruhe widmen und untersuchten zunächst noch die restlichen Gebäude. Im Stall waren die Tiere in ihren Käfigen verhungert, in der Arrestzelle befand sich die Leiche eines Drachengardisten, den ein Armbrustbolzen getroffen hatte. Wir fanden auch das Diensttagebuch des Kommandanten des 3. Banners, Hauptmann Hagen von Rakelsborn. Den Einträgen konnten wir entnehmen, dass die versprochene Ablösung durch das 4. Banner mit mehr als einem Mond Verspätung am 18. Peraine endlich eingetroffen war. Begleitet wurde die Truppe von KGIA-Agenten unter dem Kommando von Oberst Praiotin von Rallerau. Allerdings erfolgte die erhoffte Ablösung nicht. Von Rallerau hatte ein von Wiedbrück unterzeichnetes und vom Fürsten gesiegeltes Dokument bei sich, welches besagte, dass das 4. Banner zuerst das Transportgut nach Tuzak bringen und dann erst das 3. Banner ablösen solle, was bei letzterem zu Protesten und Ungehorsam führte. Hauptmann von Rakelsborn gewann zudem den Eindruck, dass von höherer Stelle mit Angriffen auf die Mine gerechnet wurde, allerdings gab es die Order, keine Verteidigungsmaßnahmen zu treffen. Scheinbar hatte das Bauchgefühl des Hauptmanns Recht behalten... Weitere Einträge gab es nicht.
Als Letztes untersuchten wir die Küche und die Schmiede. In der Küche fanden wir viele Vorräte bestehend aus gepökelten, eingelegten und konservierten Nahrungsmitteln sowie Bier- und Weinfässer. Dies alles hatte wohl das 4. Banner mitgebracht. Lucio kam der Gedanke, dass möglicherweise die Getränke vergiftet worden waren, um die Gardisten leichter überwältigen zu können, diese Theorie wollten wir jedoch zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren. In der Schmiede fand Kalgox endlich wieder zu seiner normalen Stimmung zurück. Seit der Begegnung mit den Achaz, war er extrem schlecht gelaunt gewesen. Nun aber strahlten seine Augen, als er die hervorragende Ausstattung der Werkstatt begutachtete und ich glaube, er hätte die ganze Schmiede eingepackt und mitgenommen, wenn das möglich gewesen wäre. So begnügte er sich damit, die letzten Reste des wertvollen Metalles aus den leeren Kisten zu kratzen und jedes noch so kleine Körnchen Endurium aufzustöbern. Das einzige, was hier auf einen Kampf schließen ließ, war die riesige Blutlache am Boden...
Nach diesen diversen Entdeckungen beschlossen wir, die Leichen mitsamt der Hütte abzufackeln. Auch die beiden Paktierer, die offenbar für den Zustand des Lagers mitverantwortlich waren haben von Kalgox und Larati einen Grabsegen erhalten. Sollen doch die Götter über deren Seelenwohl entscheiden. In einem Raum fanden wir verschiedene Dokumente. Eines davon hatte eine Auflistung von etwa 70 Namen, wohl alles Insassen und Arbeiter in diesem Lager. Wenn wir noch nicht zu spät kommen, eine gute Anzahl an möglichen Überlebenden.
Nachdem unser Allzweckzwerg das Schloss in die Mine aufgeschlossen hatte, fanden wir drei Gänge vor. Zwei waren Abzweigungen nach außen zum Lager hin, die zu Armbruststationen führten. Geradeaus kamen wir zu einem runden Raum mit Hölzernem Aufzug nach unten. Einige Rebellen kamen mit uns, während andere oben den Aufzug bedienten. Beunruhigenderweise sah Lucio auf der Luke ein Bannsiegel gegen eine gewisse Art Dämonen. Dämonen der Agrimoth Domäne. Einigen von uns widerstrebte es, mit dem Siegel auf der Luke hinabzusteigen, Kalgox wollte der widernatürlichen Kreatur jedoch ein Ende setzen.
Ein Stockwerk tiefer liefen mehrere Gänge vom Aufzugraum aus in verschiedene Richtungen. Einer war ein Raum mit einer zerstörten Rotze. Auch die stählerne Gittertür war gewaltsam aus ihrem Rahmen desintegriert worden. Beunruhigend! In einem anderen Raum fanden wir einen Berg voll feinstem, würzigen Käse. Zumindest wünschte ich mir diesen, statt dem Berg stinkender, verwesender Leichen, die unter anderem aus 30-40 Arbeitern und auch Rebellen bestand und auf einem auf den Boden gemalten Pentagram emporragte. Hier wurde etwas Großes zu einem obszön hohen Preis beschworen. Hier würden wir später aufräumen müssen. In einem anderen Gang fanden wir eine seltsame Flüssigkeit auf dem Boden. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um ätzende Säure unbekannter Herkunft handelte. Thorben nahm eine Flächschen davon mit. Vielleicht als Wurfwaffe, vielleicht um ein schales Bier auzupeppen. Bei diesen Thorwallern weiß man ja nie.
Wir ließen uns ein weitere Stockwerk hinab fahren und stießen auf noch mehr Gänge. Hier unten war es verdächtig ruhig und wir wandten uns dem nächstbesten Gang zu. Ohne Vorwarnung wurde Irasijad, die Rebellenanführerin die mit uns kam in einen Seitengang gezogen. Wir hörten sogleich ein schmatzendes Reißen und bevor irgendjemand reagieren konnte, kamen ihre Überreste in zwei Teilen achtlos aus der Dunkelheit zurückgeschleudert. Völlig entsetzt standen wir und die beiden anderen Rebellen da und starrten in den Rachen eines runden Mauls, gerahmt von zappelnden Tentakeln, gespickt von mehreren Reihen rasiermesserscharfer Zähnen. Es hatte keine Augen, jedoch rannen an seinem Maul Fäden und Tropfen der Säure herab, die wir zuvor fanden. Mit diesem Vieh hier unten, war garantiert nichts anderes mehr am leben. In einem erbitterten Kampf, nicht von dem Monster gepackt zu werden, wurden Mara und Thorben verletzt. Ich schoss einen konzentrierten und gut gezielten Orkanstrahl in das Maul der Kreatur, doch auch das schien keine Auswirkungen zu haben. Plötzlich begann der Dämon durchtbar zu kreischen, als er begann, sich in Partikel aufzulösen. Ein kurzer Blick zu Lucio zeigte eine schattenhaft Figur vor ihm, die Stücke aus dem Höllenwurm herauszureißen schien. Ich wusste, der Mann hat so einige Tricks auf Lager. Er wusste dies aber scheinbar selber nicht.
Der Wurm war tot und wir hatten einen bitteren Verlust zu beklagen. Die Leichen aus dem Vorraum haben wir mit Hilfe eines Erzelementars versiegelt und Kalgox sprach einen Massengrabsegen. Die Dämonenmade wurde scheinbar zum Steinfressen und Erzscheißen verwendet, denn wir fanden 23 Kilo reinstes Endurium. Kalgox funkeln in den Augen erhellte die Höhle, sodass Fackeln beinahe obsolet wurden. Es gab noch ein drittes Untergeschoss, dieses stand jedoch vollständig unterwasser.
Nachdem Maras und Thorbens wunden versorgt waren, nächtigten wir in der Schmiede und trennten uns von den Rebellen. Etwa sieben Tagesreisen später vergrub mein Erzelementar das Endurium in einer Kapsel unter der Erde, auf dass wir es später abholen. Auf dem Weg zum Seeschlangenfriedhof trafen wir auf ein weiteres Hindernis. Wir kamen an eine tiefe Schlucht. Larati zauberte eine Regenbogenbrücke, da ein anderes Rüberkommen nicht möglich war. Am Grund der Schlucht fand sie, auf ihrer Laute fliegend, zwei Drachengardisten.
Zwei Tage später erreichten wir ein Dorf, welches geschickt an einem Berghang befestigt war. Wir füllten unsere Vorräte auf und blieben auch nicht lange, denn wir hatten noch einiges an Weg vor uns. Als wir kurz darauf beinahe den Gifel der Bergkette erklammen, die Marascan von Norden nach Süden durchzieht, sahen wir eine massive Feste. Sie war gut bewacht und diente unter anderem als Zollstation. Mit unseren Gesichtern auf den Steckbriefen, konnte das für Ärger sorgen. Nach langem hin und her beschlossen wir aber, unser Glück direkt zu versuchen. Glücklicherweise war diese Festung vom Rest von Marascan relativ abgeschieden und niemand erkannte uns. Larati hingegen wurde von der Obrin als Geweihte identifiziert und lud Sie und uns herzlich ein. Wir erfuren, dass eine Weissagung sie dazu brachte, hier für ein Ereignis Wache zu halten. Seitdem gibt es diese Feste. Eine Feste, die im Gegensatz zu dem verkommenen Wachposten im Dschungel vor ein paar Wochen, nicht an Disziplin missen lässt.
Die Nacht in den Betten der Passfestung tat so unglaublich gut, nachdem wir nun seit gefühlten 10 Wochen – auch wenn es unterm Strich wohl nur knapp 2 waren – in den Bäumen geschlafen haben. Ich hätte nie gedacht, dass ein Kasernenbett so himmlischer Luxus sein kann.
Das Gespräch vom Abend ging mir noch lange durch den Kopf. Lucio war früh schlafen gegangen, die Schwäche nach der Verbannung des Dämons in der Mine waren immer noch sichtbar in den noch dunkleren Augenringen in seinem Gesicht und er wirkte auch sehr in sich gekehrt. Wir waren uns nicht sicher, ob er durch das Auge mehr Kraft bekommen hatte oder ob er es wirklich selber war, der den Dämon gebannt hatte. Bernfried sprach damals immer nur von sichtbaren Magielinien, aber nie von einer Unterstützung durch das Auge. War das Auge bei ihm vielleicht sauer, weil er es im Gegensatz zu Lucio mehr verdeckt getragen hatte oder waren einfach Lucio und das Auge auf einer Wellenlinie. Es war interessant sich mit den anderen auszutauschen, auch wenn wir nicht wirklich weiter kamen. Wir waren uns jedoch einig, das Lucio ein fester Teil der Gruppe geworden war und das nach kurzer Zeit der Gemeinsamkeit. Der Kampf in der Mine hatte es wohl besiegelt.
Spät am Abend versuchten wir uns dann noch in den Deutungen der ganzen Prophezeihungen die uns Dschelef ibn Jassafer hatte zukommen lassen. Gerade die alanfanischen waren immer wieder interessant, die Zeichen des Auges und des Bildnisses konnten wir deuten. Doch wie passte das Zeichen des Schlangenreifes von Shiahan dort hinein oder war es gar kein Zeichen, sondern nur ein mächtiges Artefakt.
Ich kniete mich zur späten Stunde noch zum Gebet in eine ruhige Ecke und versuchte die Rätsel zu entdecken, doch auch wenn ich die amüsierten Augen meines Herren am Sternenhimmel schelmisch funkeln sehen konnte, schenkte er mir keine Erleuchtung.
Nach einem sehr aufschlussreichen Frühstück, bei dem die Obristin Larati erzählte, dass sich Delian hier in der Nähe wohl einen Fluch eingefangen hatte, der ihn mit einem sechsten Finger bestrafte, machten wir uns fast fluchtartig davon. War Borbarad Delian oder Delian Borbarad ? Hatte er den Körper übernommen oder kopiert ? Der Makel mit dem sechsten Finger an einer Hand war auf jeden Fall kein Zufall und ich bin mir sicher, dass der Delian, den wir kannten, keinen zusätzlichen Finger hatte. Lucio versuchte uns die Möglichkeiten der Seelenwanderung, Körpertausch und der Besessenheit in einem Körper zu erklären, aber spätestens als er das ganze auf magietheoretischer Basis erklärte um es zu „vereinfachen“ hatte ich so Kopfschmerzen, dass ich lieber etwas weiter mich zurückfallen ließ und meinen Gedanken nachzugehen.
Am Ende des Passes kamen wir an einer Stelle vorbei, die wohl berühmt für Raidris Sieg über die Zwillinge war, doch irgendwie kam es uns so unwichtig vor, betrachtete man doch das oder den, gegen den wir vermutlich vor uns hatten. Lediglich Mara blieb um scheinbar ein kurzes Gebet an Rondra zu schicken. Dann ging es auch schon weiter, wir hatten keine Zeit – auch wenn wir sie uns wenig später nahmen um die unglaubliche Aussicht zu genießen. Vor uns lag das Meer, die Küsten und in einiger Entfernung konnte man eine Pyramide erahnen. Dies schien unser Ziel zu sein.
Shiahan führte uns sicher durch den Wald, wir hatten mittlerweile alle ein wenig den Blick dafür bekommen, wo wir hintreten konnten und wo Gefahren lauerten. Es fiel uns leichter durch den Dschungel voranzukommen, was aber nicht heißen sollte, dass wir uns wohlfühlten.
In der Nacht schienen Geister unseren Schlafplatz heimzusuchen, jedenfalls behaupteten das Mara und Shiahan am nächsten Morgen. Wie Nebel sollen sie um den Baum gestrichen sein. Vermutlich waren es die Geister des IV. Banners, denn ihre Leichen fanden wir am nächsten Tag. Herr Boron, all ihr Götter – so viele Toten. Über 40 waren gemeuchelt und scheinbar vergiftet und worden. Die Tiere des Dschungels hatten sie übel zugerichtet und es war bei den Zwölfen keine angenehme Arbeit ihre Leichen zu einem Haufen in Teilen zusammenzutragen und dann mit dem Feuer in die alveranischen Reiche zu schicken. Ich verstand immer mehr, warum der Rabe uns geschickt hatte. Ich habe auf dieser Insel bereits mehr Tote gesegnet als in meiner gesamten Zeit als Geweihter und Larati ging es ebenso. Zwar war die Arbeit mit und für die Göttern eine Wohltat und wir beide spürten ihre Nähe, doch die Bilder blieben auch im Kopf.
Während wir uns um die Leichen kümmerten fand Mara das Buch des Regiments, doch ehrlich gesagt, war es nichts wirklich überraschend neues für uns. Scheinbar hatte jemand beide Banner ausgespielt und ausgeschaltet und dafür mächtige Leute in der richtigen Position.
Zwei weitere Tage später erreichten wir ohne große Vorkommnisse den Friedhof der Seeschlagen, ein beeindruckender Anblick und wäre nicht das große Kriegsschiff in Sichtweite gewesen, hätte Thorben sich bestimmt einen Zahn von den gigantischen Seeschlagen als Andenken mitgenommen. Wir entschieden uns dafür, wieder im Dschungel zu verschwinden und über die Landzunge die Pyramide aufzusuchen. Zum Glück beobachteten wir diese eine Weile und konnten zwei sehr gut versteckte Wachen erkennen. Mara, Thorben und ich klettern an der Steilwand in Richtung Pyramide, die nicht vom Schiff aus zu sehen war. Was für Mara ein Kinderspiel war, war für mich ein Kraftakt, ihre Armlänge war ein großer Vorteil.
Als wir hochkletterten machte sich Larati unsichtbar und meuchelte eine der beiden Wachen. Thorben stürmte vor und griff sofort die zweite an, mein Angriff endete in einer Trittfalle. Ich dreimal verfluchter Narr. Ich war blind und habe sie nicht gesehen, von beiden Seiten schlugen angespitzte Holzpfähle in mein Bein und ich stürzte und vor Schmerz wurde mir fast Schwarz vor Augen. Von dem Kampf bekam ich nichts mit, ich schaffte es mein Bein zu befreien und mit einem Mal waren auch schon alle bei mir und ich glaube es war Thorben der meine Wunden mit Magie schloss und mir seinen Schnaps überließ. Ich betete zu der Herrin Peraine, dass dort kein Gift war, aber Shiahan beruhigte mich, dass er nichts entdeckt hatte. Na wenigstens etwas.
Ich ärgerte mich über meine Naivität und dass ich jetzt Schuld war, dass wir warten mussten, bis ich wieder besser auftreten konnte und die Übelkeit nachließ. Zum Glück schien niemand hier oben sich regelmäßig umzuschauen. So machten wir uns auf, die Pyramide zu erkunden, die scheinbar ihre besten Zeiten auch schon hinter sich hatte. Die Symbole waren unkenntlich und es zeigten sich einige Risse und kleinere Zusammenbrüche ins Innere.
Hinter dem Tor war ein langer Gang und vier Türen und ein Durchgang. Wir schauten in jeden Raum schnell hinein, damit uns niemand in den Rücken fallen konnte. In der Schmiede sicherten wir 3 weitere Stein des magischen Metalls und fanden Pläne für drei erzdämonische Schwerter aus diesem. Eine misslungene Rüstung ließen wir zurück und wollten diese auf dem Rückweg mitnehmen. In dem nächsten Raum fanden wir eine Kiste, die scheinbar magisch gesichert war und wir beschlossen, diese auch erstmal hier zu lassen. Die Kiste mit dem Beschwörungsmaterial stellten wir so, wie sie war, in die glühenden Kohlen der Schmiede und opferten Sie so den Flammen – genau wie das Offizierspatent von Rallerraus. Wenn wir mit ihm fertig waren, würde er es eh nicht mehr brauchen – elendiger Mistkerl. In einem Raum lag ein sterbender an der Dunglumspest erkrankter Mann, wir warfen die Tür schnell wieder zu. Die Dämonenseuche wollte sich keiner von uns einfangen. Im Herzen der Pyramide trafen wir auf drei Achaz, die uns scheinbar für Mitglieder derjenigen hielten, die hier am Wirken waren. Ich weiß, es ist Mara nicht leicht gefallen, doch wir konnten sie nicht am Leben lassen.
Es war ein schneller und erbarmungsloser Überraschungsangriff und ihre Leben waren beendet. „Al’Ayahan, al’Kira, Margurachaz, Kämpfender, Siegreicher, Echsentöter – Drei Herzen für dich Herr der Nacht!“. Auf der Rückseite des zentralen Steines war ein Portal, das uns in die Tiefen führte. Es fühlte sich unbehaglich an, dort hindurch zu treten und Larati brauchte einige aufmunternde Worte, doch wir gingen gemeinsam, niemand blieb zurück. Am Ende des Ganges trafen wir auf eine Höhle und was uns dort erwartete ließ uns alle an unserem Versand zweifeln weiter zu machen, dennoch taten wir, wir wussten, es musste sein – wenn nicht wir…… wer dann.
Drei Portale, die scheinbar in die Niederhöllen führten, drei vier Meter große dämonische Wesen - eine Mischung aus Spinne und Baumstamm – von denen weder Lucio noch sein Auge etwas wussten, was beide selber überraschte – mehr wohl das Auge. Etwas weniger als 20 Gegner, darunter eine Magierin, ein echsischer Priester mit dem geklauten Zepter, die Hexe – deren Vertrauten wir getötet hatten, ein verräterischer Angroschim und ein ebensolcher Thorwaler. All das in einer Höhle, die förmlich schrie „HALTET EUCH FERN – WENN IHR LEBEN WOLLT“. Doch wir, wir planten unseren Angriff. Lucio führte einen innerlichen Disput mit seinen Auge aus und schien nicht wirklich überzeugt als er meinte, er würde einen der Dämonen bannen. Das sollte das Startzeichen für alle Überraschungsangriffe sein. Larati machte sich unsichtbar und schwebte über dem Dämon um das Schwert von seinem Rücken zu bergen, wir wollten wenigstens eines erbeuten. Sie hatte sich extra schwere Schmiedehandschuhe als Schutz vor den Kräften der Waffe übergezogen. Möge es helfen – Hesinde und Phex mit diesem Tsakind. Thorben und Mara nahmen die Magierin mit schwerer Armbrust und Bogen ins Visir und Shiahan die Hexe mit einem Orcafax….Orcanifi…. Windstosslanzenzauber. Wir wussten jedenfalls, es würde vermutlich eine Menge Schaden an den beiden machen und sie mit Glück ausschalten. Meine Aufgabe war es die Treppe hinunterzustürmen und sie zu halten. Egal was dort komme. Ich spendete den Segen meines Herren an meine Freunde, ich war mir sicher, wir könnten hier jede Hilfe brauchen. „Phex mit Euch meine Freude, die Zwölfe mit uns allen“
Es begann…..
Der Dämon schrie und wandte sich, es hörte sich an, als würde uralte Äste brechen und zertrümmert. Alles drehte sich zu dem Dämon und mit einem mal schwebte das Schwert über ihm. Ich hörte das vertraute Knallen meiner Stahlseile in der Armbrust von Thorben und einen halben Herzschlag später die Sehne von Maras Bogen. Ich rannte los und spürte den Windstoß Shiahans sich entfalten. Väterchen Angrosh, lass mich ein unüberwindbarer Berg für meine Feinde sein, Herr der List, lass mich auch bei diesem Alveranskommando mehr Glück als Verstand haben – mich und meine Freunde!“
Die Magierin kippte von beiden Fernkampfwaffen getroffen zu Bogen und ich konnte das Licht in ihren Augen erlöschen sehen, sie haben getroffen und die aus unserer Sicht gefährlichste Gegnerin vor dem Spiel aus dem Rennen genommen. Blieben immer noch mehr als ein Dutzend – die Dämonen nicht mit gerechnet. Die Windlanze traf und auch die Hexe tauchte unter das Wasser und verschwand. Waffen wurden gezogen und eine Welle der Wut flog in unsere Richtung. Es dauerte nur Sekunden und doch schien es eine Ewigkeit zu sein, bis Thorben und Mara neben mir in Stellung gingen. Dann waren die ersten Gegner auch heran und griffen mit übermenschlicher Macht – vermutlich durch Paktgeschenke an – doch wir waren auch nicht allein. Die Götter waren mit uns und wir konnten Schlag um Schlag abwehren und ich spürte mehr als einmal, dass mein Geist von einem Zauber angegriffen wurde doch diesem die stoische Sturheit eines Angroschims entgegenschleuderte. Shiahan schoss einen weiteren Zauber und der Windstoß wirbelte das Wasser durch die Höhle. Wir konnten einige der Gegner erschlagen oder zurückdrängen. Ich konnte sehen, wie einige versuchten aus der Höhle scheinbar Richtung mehr zu fliehen, doch sie verharrten dort und schienen das Schiff um Hilfe zu rufen. Wir konnten Sie nicht aufhalten und konzentrierten und auf das Hier und Jetzt. Ein weiterer Schlag, ein weiterer Treffer, ein Feind weniger. Larati flog einen Angriff auf den Echsenpriester und konnte ihm das Zepter entreißen. „Gut gemacht meine Kleine“ dachte ich mir und sprang einem weiteren Gegner ins Kreuz, der gerade mit Thorben im Kampf war und trieb ihm den Felsenspalter ins Genick.
Ein Erdbeben…. Die Höhle bebte und wir mussten aufpassen nicht zu stürzen, was mir auf Grund meines pochenden Knöchels nicht gelang. Ich landete im Wasser und als ich wieder hoch kam, war vor der Höhle in scheunentorgroßes Auge…. ein gigantischer Kraken…..sein Name hallte von den Schreien der Angst aber auch Begeisterung der Paktierer durch die Höhle…. Yo’Nahoh…. Wir hatten keine Chance mehr, auch wenn er wahllos angriff und auch vor den Paktierern keinen Halt machte und die verbleibenden Dämonen mit den Schwertern unter Wasser riss. Wir rannten um unser Leben. Der Riesenkrake wütete und wir hörten Schreie und spürten immer wieder Erschütterungen der Landzunge. Der Tempel stürzte um uns herum ein, Mara war die letzte, die ihn noch verlassen konnte und wurde von einigen Trümmern getroffen, doch nur leicht verletzt.
Wir haben überlebt, hinter uns brach die Pyramide zusammen und wir schleppten uns in den schützenden Dschungel – das ich ihn jemals so bezeichnen würde. Wir versorgten unsere Wunden und nach Absprache mit den anderen zerbrach ich den Krug der Echsen um sie zu informieren, dass wir das Zepter hatten. Eine Libelle flog aus den Scherben und verschwand ohne Umschweife im Wald. Als ich mich umsah, konnte ich Lucio sehen, er war kreidebleich und bereits eingeschlafen oder ohnmächtig. Unser Magier hatte sich wohl mit dem Bannen und was weiß ich, was er not tat, übernommen. Wir versuchten uns ein wenig zu tarnen – in unserem Zustand würde keiner mehr auf Bäume klettern können. „Herr der Nacht wache über uns“.
Der Kampf um die Pforten des Grauens im Friedhof der Seeschlangen hatte uns alles abverlangt, aber wir konnten mit dem Erreichten durchaus zufrieden sein. Wir hatten Charyptoroths Schwert erbeutet und dabei einen der drei unbekannten Dämonengezüchte vernichtet. Etliche Schergen Borbarads fielen in den Höhlen, darunter Rallerau, der Thorwaler Schmied, die Magierin und einige mehr. Über den Verbleib der folgenden Schurken konnte keiner von uns sichere Aussagen treffen: Die dunkle Hexe, die unter Wasser ging, der Zwerg, der in eines der Tore sprang, der schwarze Echsenpriester und das Ruderboot zusammen mit dem Kriegsschiff draußen in der Bucht. Die Schlacht hinterließ aber auch seelisch ihre Spuren, den Thorben und Shiahan wurden von Alpträumen heimgesucht und um ihre Nachtruhe gebracht. Thorben fand aber Trost in dem Szepter, das er im Kampf erbeutet hatte. Die kleine Libelle, die Kalgox am Abend zuvor befreite war wie vermutet eine Botin, die die uns bereits bekannten drei Echsenbotschafter durch den Dschungel sicher zu uns führte. Sie traten während unseres Frühstücks aus den Büschen. Die meisten von uns hätten ihnen einfach ihr Szepter zurückgegeben und die Schuld damit beglichen, aber zu unserer Überraschung waren sowohl die Echsen als auch Thorben dagegen. Letzterer schien sich ohnehin nicht mehr von dem echsischen Artefakt trennen zu wollen…eine besorgniserregende Entwicklung. Die Echsen bestanden darauf, dass wir den Stab selbst nach Ssel’Althach zurückbringen und dem Wächter übergeben sollten. Ein Umweg von 2 Tagen, aber ihr Auftreten ließ kaum Diskussionen zu. Die Reise war aber leichter als erwartet, da sie uns kleine Steine übergaben, die wir in unsere Schuhe stecken sollten. Offensichtlich einer der Echsenzauber, denn der Weg durch den Dschungel war auf einmal sehr viel einfacher, und obendrein hinterließen wir praktisch keine Spuren mehr. So kamen wir ohne große Probleme nach gut zwei Reisetagen in Ssel’Althach an, einer der Pforten ins legendäre Akrabaal (wenn man den Geschichten denn Glauben schenken will). Wir traten auf eine Lichtung mit einer Pyramide, die sicher schon bessere Tage gesehen hatte. Um das Gebäude herum befand sich auch das zerstörte Lager von Puspereiken, genau wie er es geschildert hatte. Alles auf der Lichtung war gezeichnet von Spuren eines gewaltigen Kampfes, der aber schon einige Wochen zuvor stattgefunden hatte. Aus dem gewaltigen Tor der Pyramide traten zunächst ein paar echsische Soldaten, danach ein Wesen, das wir nur aus Sagen kannte: Ein Krieger der Rasse, die die Bücher als „Leviathan“ bezeichneten. Eine Art aufrecht gehende Kröte, die mit ihren drei Schritt alle von uns spielend überragte. Die organische Rüstung, der massive Körperbau und die schwere Axt ließen keinen Zweifel: Das war der Wächter, der N’Chriss’Zhay, der das zu Unrecht entwendete Szepter zurückhaben wollte. Es würde aber wohl nicht so einfach werden, denn die Echsen begannen ein Ritual zu erklären, dem Genüge getan werden sollte. Es ging wohl auch um die Ehre des Wächters, die durch den Diebstahl beschmutzt worden war. Und um diese wieder herzustellen, und auch uns als Überbringer des Szepters zu belohnen sollten einer von uns dem Wächter N’Churr gewähren. Was nun geschehen würde war niemandem von uns klar, da vermutlich viele Details in der Übersetzung verloren gingen, aber Thorben war nicht aufzuhalten und trat vor. Was nun folgte war … durchaus überraschend. Aufgrund des martialischen Auftretens des Leviathans war ich davon überzeugt, dass ein brutaler Zweikampf bevorstand, den unser Thorwaler wohl kaum überstehen konnte. Doch es kam ganz anders! Die beiden traten vor, und starrten sich nur an! Krötenmann und Nordmann, gebannt und ohne blinzeln, standen sich gegenüber und bohrten ihre Blicke in das Gegenüber. Mara, Shiahan und ich standen direkt hinter Torben und sahen uns verwirrt an. Aber als wie von Geisterhand geschnitten, die ersten Wunden auf Thorben und N’Chriss’Zhay erschienen wurde uns klar, das hier Dinge geschahen, die wohl nicht für unsere Augen bestimmt waren. Später erklärte uns Thorben, was wir nicht sehen konnten: Er wurde mit einem Wimpernschlag im Geiste in eine altertümliche Arena der Echsen entrückt und dort selbst in den Körper eines Leviathans übertragen. Ein ehrenhafter Kampf auf Augenhöhe, den der N’Chriss’Zhay war sein Gegner. Bewaffnet mit zwei massiven Enduriumlanzen entbrannte ein mythisches Duell zweier meisterhafter Nahkämpfer. Throben beschrieb Manöver, Finten und Paraden, blitzschnelle Konter und Sprünge in die Luft. Was für uns verrückt klang, denn die beiden standen die Ganze Zeit nur auf der Lichtung, den Blick fixiert auf das Gegenüber. Und dann war es auch schon wieder vorbei. Das Schauspiel ging keine Minute, aber die zwei Kontrahenten waren übel zugerichtet. Schnitte und Schläge hinterließen echte Wunden, und beide waren offensichtlich am Ende ihrer Kräfte, als das unsichtbare Band sich endlich löste. Es war Thorben, der siegreich aus dem Duell hervorging. Der Leviathan nahm das Szepter an sich, sichtlich zufrieden, und die Echsen versicherten uns, das die Ehre mit diesem Duell wiederherstellt war…und Thorben auch unsere Gruppe viel Ehre eingebracht hatte. Nicht nur das, auch N’Churr und den Titel „Das kühne Tier mit dem Krötensinn“ hatte Thorben errungen…aber keiner von uns verstand, was ein N’Churr denn nun eigentlich ist. Aber es war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt uralte Rituale zu hinterfragen. Wir waren frei zu gehen, und nach einer Verabschiedung taten wir das auch. Manche der Echsen folgten uns noch einige Zeit und brachten Thorben auch kleine Geschenke. Doch recht praktisch, so ein N’Churr… Das Szepter war wieder da, wo es hingehörte, und der Frevel des Diebstahls ausmerzt. Zudem hatten wir den eigentlichen Auftrag des Raben von Punin erfüllt: Wir wussten, was mit der Minduriumlierung geschehen war und hatten sogar etliche kg des Metalls sicherstellen können. Einer Rückkehr zum Festland stand somit eigentlich nichts mehr im Wege. Und doch, Ein Dorn im Fleisch zwickte uns alle noch: Delian von Wiedbrück, die falsche Schlange, saß vermutlich in Tuzak und beeinflusste immer noch Fürst Herdin. Wenn unsere Theorien korrekt waren, war Delian fest in Borbarads Hand, eventuell handelte es sich um den Schwarzmagier selbst! Wir konnten das nicht auf uns sitzen lassen. Turzak war unser nächstes Ziel. Sicher der beste Hafen, um aufs Festland zurückzukehren, und vielleicht ergab sich eine Chance Delians Pläne zu vereiteln. Einfach würde es aber sicherlich nicht werden. Einige Tage später erreichten wir Tuzak, die mittelreichische Hauptstadt Maraskans. Die Lage war nicht ideal: Auf die gut 7000 Einwohner kamen wohl nach Maras Schätzung 900 Soldaten, einer beachtlichen militärischen Präsenz. Wir konnten die Garnisonen leicht ausmachen, ebenso den auf einer Anhöhe gelegenen Fürstenpalast. Eine schmale Straße wand sich den Berg hinauf von der Stadt zum Palast, unterbrochen von mehreren befestigten Toren. Wir sahen keine Chance, hier unbemerkt einzudringen, und als Fürstenberater war Delian aller Voraussicht nach im Palast anzutreffen. Ein Hoffnungsschimmer war der Borontempel, den wir etwas außerhalb der Stadt entdeckten. Wir beschlossen hier unser Glück zu versuchen. Boron sei Dank, im Haus des Raben trafen wir tatsächlich auf Verbündete. Donna Fiorella Salmoranes, eine Geweihte des AlAnfa Ritus, wusste bereits, wer wir waren und zusammen mit ihren Priestern bot sie uns Unterschlupf. Der war auch dringend nötig, denn die Steckbriefe mit unseren Gesichtern darauf (nun auch mit Lucio) waren allgegenwärtig. Und das Kopfgeld war massiv gestiegen. Fiorella hatte aber auch gute Neuigkeiten! Verbündete waren auf dem Weg nach Tuzak. Ein Schiff voller Sonnenlegionäre und Agenten der KGIA würden in wenigen Tagen anlegen und dem Spuk ein Ende bereiten. Ein Hoffnungsschimmer, auch wenn Parioten ihren eigenen Probleme mit sich brachten. Ihre militärische Macht war aber nicht von der Hand zu weisen. Lariathi schaffte es in Tiergestalt dem ankommenden Schiff eine von uns verfasste Nachricht zu überbringen, und so waren die eintreffenden Sonnenlegionäre und Bannstrahler gut vorbereitet und sehr fokusiert, als sie nach 3 Tagen tatsächlich im Hafen von Tuzak anlegten. Angeführt wurde der Zug von Inquisitionsrat Amando Laconda Da Vanya und dem Erwählten der Bannstrahler, Ucurian Jago. Sie befehligten eine komplette Kohorte (64 Männer und Frauen) der Sonnenlegion und 12 Bannstrahlritter. Agenten der KGIA waren ebenfalls an Bord. Wir schlossen uns dieser schlagkräftigen Truppe an, die ohne zu zögern den Weg zum Fürstenpalast einschlug. Die Tore auf dem gewundenen Pfad nach oben waren kein Hindernis. Die Autorität der Praioten war ein Rammbock, wie wir ihn noch nicht erlebt hatten. Keiner der Soldaten in den Wehranlagen wagte es dem Zug etwas entgegenzustellen, und so waren wir bald im Hof des Palastes angekommen. Hier wurde die Lage ernst. Die Tore waren verschlossen, aber die KGIA Agenten wurden tatsächlich eingelassen. Wir konnten den Verlauf der Verhandlungen im Inneren der Anlage nicht folgen, aber als aus einem der Fenster die übel zugerichtete Leiche eines der Agenten in den Hof geworfen wurde war die Botschaft unmissverständlich: Es würde einen Kampf geben. Die Schützen auf den Wehranlagen eröffneten das Feuer, doch Shiahan war vorbereitet. Er hatte einen Erzdschinn gerufen, der nur auf seine ersten Befehle wartete. Das Tor und die umliegende Mauer waren keinerlei Hindernisse für den Elementargeist und der Zugang in die Anlage damit offen. Die Schlacht um den Fürstenpalast begann. Hier möchte ich mich kurzfassen: Der Kampf war heftig, und wir mussten uns keineswegs nur mit der Garde des Fürsten herumschlagen. Nein, Niederhöllische Manifestationen warteten in dieser verfluchten Burg hinter jeder Ecke! Höllenhunde, besessene Soldaten und Pandemonien ließen nur einen Schluss zu: Eine ganze Schaar von schwarzen Magiern musste hier wochenlang Beschwörungen vorbereitet haben (umso besorgniserregend, als klar wurde, das es nur ein Mann war!). Anders waren eine derartige Dichte von Aussersphärischen nicht zu erklären. Sie hatten sogar einen Riesen-Heshtoth gerufen! Nach heftigen, blutigen Kämpfen und zahlreichen Verlusten auf beiden Seiten gelang es uns aber in den Saal des Fürsten vorzudringen. Herdin saß auf seinem Thron, offensichtlich dem Wahnsinn verfallen und nicht Herr seiner Sinne, aber Delian stand neben ihm, stoisch und selbstsicher. Nach einem kurzen Wortwechsel warf er aber seine Verkleidung ab und gab sich tatsächlich als Borbarad selbst zu erkennen. Unsere schlimmsten Befürchtungen traten also ein. Lucio war kaum zu bremsen…hasserfüllt stürmte er vor, fluchend in einer Sprache, die wohl nur er verstand. Borbarad warf ihn mit einer lockeren Geste gegen die Wand, an der er fast bewusstlos liegen blieb. Der Kampf entbrannte, als der schwarze Magier seinen Blutulmenstab in den Boden rammte und damit ein Tor öffnete, aus dem zwei Shruuf hervorbrachen. Unterstützt wurden sie von etlichen kleinen grünen Nebelwesen, die die verbliebenen Sonnenlegionäre beschäftigten. Der Kampf war heftig, die Shruuf schlagkräftig. Throbens Axthiebe waren wie von Geisterhand geführt, Maras Attacken ebenso graziös wie tödlich und Lariathi unterstützte mit wirkungsvoller Magie. Shiahan gelang aber das Meisterstück. In den Wirren des Kampfes wich er allen Versuchen ihn zu stoppen gekonnt aus und schnappte sich den Stab des Magus, der die Niederhöllischen Kreaturen mit Kraft versorgte! Nach dieser phexgefälligen Aktion war es tatsächlich geschafft! Die gerufenen Dämonen verließen unsere Ebene, und Borbarad erkannte die Übermacht, der er gegenüberstand…und floh! Wir konnten es kaum glauben. Erneut war der Dämonenmeister geschlagen! Erneut musste er vor unseren vereinten Kräften kapitulieren. Sogar die Praioten mussten anerkennend nicken, und gestanden nun auch offiziell die Rückkehr des Bethaniers ein. Ein vielleicht noch bedeutenderer Sieg als die Befreiung des Tuzaker Palastes selbst.